Zu Emma Haushofer-Merks literarischem Schaffen im Ersten Weltkrieg

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Emma Haushofer-Merk: Die Lierbachs-Mädeln, handschriftliches Vorwort. © Privatarchiv Haushofer

Obwohl Emma Haushofer-Merk sehr eingespannt ist mit Vereinsarbeit, veröffentlicht auch sie während des Krieges Bücher, darunter 1917 den Roman Die Lierbachs-Mädeln. Ein Münchner Roman. Hier bietet Emma Haushofer-Merk ein Kultur- und Sittenbild des alten München, lässt ihre Jugendzeit in den 1870er-Jahren aufleben und schildert die Malerkreise in München und am Chiemsee. Schon lange bevor Schwabing zum Klischee des Bohemienquartiers „Wahnmoching“ wird, zog es dorthin viele Künstler, die hier nicht nur kreativ waren, sondern auch genussvoll lebten. Bereits 1914 war ihr Roman als Fortsetzungsroman in den Münchner Neuesten Nachrichten erschienen. 1917 stellt sie ihrem überarbeiteten Roman noch ein handschriftliches Vorwort voran, dem man andeutungsweise entnehmen kann, warum sie gerade ein solches Buch während des Krieges herausgibt:

Mein Roman spielt in den siebziger Jahren des vorigen Jahrhunderts, als München noch seinen Ruf als billige Stadt verdiente, als die allgemeine Lebensführung noch eine viel einfachere und bescheidenere war als jetzt, auch in den Kreisen der Künstler. Die Maler, selbst die berühmten, hatten noch keine glänzenden Ateliers, gaben zumeist noch wenig auf Elegance, aber vergnügt ging es zu und es wurden, sowohl in der Stadt als auch an sommerlichen Studienplätzen, lustige Feste gefeiert, mit wenig Prunk, aber viel Humor. Erst später machte sich neben dem alten München das junge Schwabing breit, beeinflusste auch die Malerkreise und brachte in die Vergnügungen und Veranstaltungen einen neuen, oft allzu freien Ton herein, der eigentlich nicht bodenständig war. Jetzt hat der Krieg die Maskenscherze, die >Bauernkirchweih< fortgefegt; die Feste sind vorüber, das Lachen ist verstummt. Aber vielleicht mag man im Ernst von heute ganz gern wieder einmal zurückblicken auf das schlichte, harmlos-lustige München von früher.

Gerade weil die Schrecken des Krieges herrschen, will die Autorin also auf das alte München der 1870er-Jahre zurückblicken und mit der Darstellung paradiesischer Zeiten wohl ein Trost- und Gegenbild zur traurigen Gegenwart liefern. In der Tat konnte der Vergleich der Gegenwart mit der Vergangenheit zur Reflexion führen, implizierte auch, dass die Zeiten wieder anders werden konnten, und durfte als Appell herhalten, an der Herstellung besserer Zeiten mitzuwirken.

Verfasst von: Monacensia Literaturarchiv und Bibliothek / Dr. Ingvild Richardsen