Ludwig Thoma am Tegernsee
Seit 1902 verbringt Ludwig Thoma regelmäßig die Sommermonate in Finsterwald bei Gmund am Tegernsee. In Dachau und München ist er Rechtsanwalt, im Tegernseer Tal schreibt er seine Romane und Theaterstücke. Seine Briefe an den Politiker und Schriftsteller Conrad Haußmann (1857-1922) dokumentieren nicht nur die tiefe Verbundenheit mit seinen Landsleuten, sondern geben auch Einblick in die Autor-Persönlichkeit Ludwig Thoma:
Ich bin alle Montage und Dienstage in München, sonst hier herraußen. In der Mitte meiner lieben Oberländer Bauern.
Jedes Haus, jede Lederhose, jeder Baum eine Kindererinnerung. In dieser Luft bin ich aufgewachsen; einige Stunden von hier ins Gebirg hinein liegt meine Heimat, und wenn meine hiesigen Freunde mit mir zusammen um den Herd in der Küche sitzen oder auf der Bank vor dem Hause, dann erzählen wir uns die uralten Geschichten von den Lenggrieser Wildschützen; vom Halsen Toni und Halsen Blasi und den Wieserlbuben. Für mich zweimal lieb und wissenswert, denn die Jäger, welche sie hinaufschossen oder selber eines abkriegten, waren die Gehilfen meines lieben Vaters, der übrigens in dieser Bauerngeschichte eine gute Rolle spielt, als trefflicher Menschenfreund.
In Lenggries sitzt noch ein alter Bauer, der Bommerleandlthomas (welcher Preuße kann das aussprechen?); der machte für jeden erschossenen Lenggrieser Wildschützen ein Lied. Es muß ein gutes Dutzend sein, und wenn ich sie zusammenkriege, gibt es ein Buch mit Text in Prosa dazu. (Zit. aus: Ludwig Thoma: Ausgewählte Briefe. Hg. von Josef Hofmiller und Michael Hochgesang. München 1927, S. 57-59)
Sekundärliteratur:
Tworek, Elisabeth (2011): Literarische Sommerfrische. Künstler und Schriftsteller im Alpenvorland. Ein Lesebuch. Allitera Verlag, München, S. 107, S. 264.
Weitere Kapitel:
Seit 1902 verbringt Ludwig Thoma regelmäßig die Sommermonate in Finsterwald bei Gmund am Tegernsee. In Dachau und München ist er Rechtsanwalt, im Tegernseer Tal schreibt er seine Romane und Theaterstücke. Seine Briefe an den Politiker und Schriftsteller Conrad Haußmann (1857-1922) dokumentieren nicht nur die tiefe Verbundenheit mit seinen Landsleuten, sondern geben auch Einblick in die Autor-Persönlichkeit Ludwig Thoma:
Ich bin alle Montage und Dienstage in München, sonst hier herraußen. In der Mitte meiner lieben Oberländer Bauern.
Jedes Haus, jede Lederhose, jeder Baum eine Kindererinnerung. In dieser Luft bin ich aufgewachsen; einige Stunden von hier ins Gebirg hinein liegt meine Heimat, und wenn meine hiesigen Freunde mit mir zusammen um den Herd in der Küche sitzen oder auf der Bank vor dem Hause, dann erzählen wir uns die uralten Geschichten von den Lenggrieser Wildschützen; vom Halsen Toni und Halsen Blasi und den Wieserlbuben. Für mich zweimal lieb und wissenswert, denn die Jäger, welche sie hinaufschossen oder selber eines abkriegten, waren die Gehilfen meines lieben Vaters, der übrigens in dieser Bauerngeschichte eine gute Rolle spielt, als trefflicher Menschenfreund.
In Lenggries sitzt noch ein alter Bauer, der Bommerleandlthomas (welcher Preuße kann das aussprechen?); der machte für jeden erschossenen Lenggrieser Wildschützen ein Lied. Es muß ein gutes Dutzend sein, und wenn ich sie zusammenkriege, gibt es ein Buch mit Text in Prosa dazu. (Zit. aus: Ludwig Thoma: Ausgewählte Briefe. Hg. von Josef Hofmiller und Michael Hochgesang. München 1927, S. 57-59)
Tworek, Elisabeth (2011): Literarische Sommerfrische. Künstler und Schriftsteller im Alpenvorland. Ein Lesebuch. Allitera Verlag, München, S. 107, S. 264.