Bertolt Brecht vor dem Komitee für unamerikanische Umtriebe

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Galileo Galilei

Bertolt Brecht, Helene Weigel, Ruth Berlau und Margarete Steffin werden auf ihrer Flucht durch Europa finanziell von Fritz Lang höchst persönlich und dem European Film Fund unterstützt. Mithilfe einer Bürgschaft verschiedener Hollywoodprominenter kann die Brecht-Gruppe, ohne die inzwischen verstorbene Margarte Steffin, 1941 in die USA einreisen. Auch wenn Brecht in seinem Arbeitsjournal kein gutes Haar an Hollywood und seinen europäischen Exilkollegen lässt, gehört er zweifelsfrei zu den Gutverdienern. Dank zwei verkauften Drehbüchern kann er ein einigermaßen sorgenfreies Leben führen und neue Stücke verfassen.

Ehe Brecht 1947 nach Europa zurückkehren kann, wird er vors Komitee für unamerikanische Umtriebe des Kommunistenjägers Senator Joseph McCarthy geladen. Obwohl ihm schlimmstenfalls die Ausweisung drohen würde, was für den Heimkehrwilligen ohne Bedeutung ist, laviert er sich um klare Aussagen herum und gibt kein Bekenntnis zur kommunistischen Bewegung ab, was viele seiner Genossen empört. Andere Kollegen zeigen sich weitaus mutiger und werden deshalb wie Hanns Eisler des Landes verwiesen oder landen auf der schwarzen Liste Hollywoods, was einem Berufsverbot gleichkommt. Brecht hingegen verhält sich wie seine Figur des Galilei aus Leben des Galilei, das kurz zuvor in Los Angeles mit Charles Laughton in der Hauptrolle uraufgeführt worden ist.

Ich, Galileo Galilei, Lehrer der Mathematik und der Physik in Florenz, schwöre ab, was ich gelehrt habe, dass die Sonne das Zentrum der Welt ist und an ihrem Ort unbeweglich, und die Erde ist nicht Zentrum und nicht unbeweglich. Ich schwöre ab, verwünsche und verfluche mit redlichem Herzen und nicht erheucheltem Glauben alle diese Irrtümer und Ketzereien sowie überhaupt jeden anderen Irrtum und jede andere Meinung, welche der Heiligen Kirche entgegen ist.

(Bertolt Brecht: Leben des Galilei. In: Ausgewählte Werke in sechs Bänden. Zweiter Band. Stücke 2. Suhrkamp, Frankfurt a.M. 1997, S. 93)

Auch nach Ende des Krieges ziehen es viele Exilanten vor, dauerhaft in den USA zu bleiben. Zu tief ist das Entsetzen über die deutsche Vergangenheit, zu groß das Misstrauen in das zukünftige Deutschland.

Verfasst von: Monacensia Literaturarchiv und Bibliothek / Dr. Michaela Karl