Ein Bayer in New York
Oskar Maria Graf lässt sich im September 1939 in der Hillside Avenue in New York nieder. Hier lebt er bis zu seinem Tod. Unmittelbar nach seiner Ankunft wird er Präsident der German American Writers Association. 1940 löst sich der Verband wegen politischer Differenzen auf und Graf beendet sein langjähriges literaturpolitisches Engagement. Er schreibt viel in dieser Zeit, bleibt dabei aber immer der deutschen Sprache treu, weigert sich sogar Englisch zu lernen. Dennoch bewertet er die Abschottung der Exilierten skeptisch:
Ich denke immer, die guten Amerikaner müssten eigentlich über uns alle lachen. Kein Wunder, dass sie niemanden mehr ernst nehmen! Denn dieses gute, aufgeweckte Volk ist eben doch weit gesünder und wirklichkeitsnäher als wir vollgeladenen Europäer. Es hat – und das ist das Überhebliche der Refugees, das mir so zuwider ist – gewiss Fehler, aber welches Volk hätte keine Fehler. Die Refugees aber meinen immer nur, sie seien der Maßstab! Ich persönlich komme mit den Amerikanern genau so gut aus, wie mit den lieben, unvergessenen Czechen. [...] trotzdem ich nicht englisch kann, die Amerikaner haben mich gern.
(Oskar Maria Graf: Brief an Kurt Kersten. 10. Mai 1942. In: Gerhard E. Bauer; Helmut F. Pfanner [Hg.]: Oskar Maria Graf in seinen Briefen. Süddeutscher Verlag, München 1984, S. 163f.)
Fotografien, die Graf im amerikanischen Exil in der Lederhose zeigen, gehen um die Welt. Um der zunehmenden Vereinsamung entgegenzuwirken gründet Graf 1943 einen Stammtisch für Exilanten und Deutsch-Amerikaner. Er schreibt für die deutsch-jüdische Zeitschrift Aufbau und ist 1942 in New York an der Gründung des Aurora-Verlages beteiligt. In seiner neuen Heimat entsteht eines seiner schönsten Bücher, in dem er sich liebevoll-kritisch mit seiner alten bayerischen Heimat auseinandersetzt Das Leben meiner Mutter.
1958 erhält Oskar Maria Graf die amerikanische Staatsbürgerschaft. Er reist jetzt zum ersten Mal wieder nach München. Als Staatenloser sind ihm Auslandsreisen zuvor nicht möglich gewesen. Sein Auftritt in Lederhose im Cuvilliés-Theater führt zum Eklat. Nach seinem Besuch schreibt er: „München hasse ich geradezu schon“ (Oskar Maria Graf an Ernst Waldinger, 12. Februar 1959. In: Gerhard E. Bauer; Helmut F. Pfanner (Hg.): Oskar Maria Graf in seinen Briefen. Süddeutscher Verlag, München 1984, S. 287).
Oskar Maria Graf stirbt am 28. Juni 1967 in New York: „Ich liebe New York, weil es jene Wunschstadt ist, die ich immer gesucht habe: Im Kleinen ein Abbild in Frieden vereinigter Nationen. [...] Die Heimat habe ich dabei nicht verloren, im Gegenteil, ich empfinde fast, als sei meine Sicht auf sie weit schärfer und klarer geworden.“ (Dietz, Wolfgang; Pfanner, Helmut [1974]: Oskar Maria Graf. Beschreibung eines Volksschriftstellers. Annedore Leber Verlag, München, S. 170)
Weitere Kapitel:
Oskar Maria Graf lässt sich im September 1939 in der Hillside Avenue in New York nieder. Hier lebt er bis zu seinem Tod. Unmittelbar nach seiner Ankunft wird er Präsident der German American Writers Association. 1940 löst sich der Verband wegen politischer Differenzen auf und Graf beendet sein langjähriges literaturpolitisches Engagement. Er schreibt viel in dieser Zeit, bleibt dabei aber immer der deutschen Sprache treu, weigert sich sogar Englisch zu lernen. Dennoch bewertet er die Abschottung der Exilierten skeptisch:
Ich denke immer, die guten Amerikaner müssten eigentlich über uns alle lachen. Kein Wunder, dass sie niemanden mehr ernst nehmen! Denn dieses gute, aufgeweckte Volk ist eben doch weit gesünder und wirklichkeitsnäher als wir vollgeladenen Europäer. Es hat – und das ist das Überhebliche der Refugees, das mir so zuwider ist – gewiss Fehler, aber welches Volk hätte keine Fehler. Die Refugees aber meinen immer nur, sie seien der Maßstab! Ich persönlich komme mit den Amerikanern genau so gut aus, wie mit den lieben, unvergessenen Czechen. [...] trotzdem ich nicht englisch kann, die Amerikaner haben mich gern.
(Oskar Maria Graf: Brief an Kurt Kersten. 10. Mai 1942. In: Gerhard E. Bauer; Helmut F. Pfanner [Hg.]: Oskar Maria Graf in seinen Briefen. Süddeutscher Verlag, München 1984, S. 163f.)
Fotografien, die Graf im amerikanischen Exil in der Lederhose zeigen, gehen um die Welt. Um der zunehmenden Vereinsamung entgegenzuwirken gründet Graf 1943 einen Stammtisch für Exilanten und Deutsch-Amerikaner. Er schreibt für die deutsch-jüdische Zeitschrift Aufbau und ist 1942 in New York an der Gründung des Aurora-Verlages beteiligt. In seiner neuen Heimat entsteht eines seiner schönsten Bücher, in dem er sich liebevoll-kritisch mit seiner alten bayerischen Heimat auseinandersetzt Das Leben meiner Mutter.
1958 erhält Oskar Maria Graf die amerikanische Staatsbürgerschaft. Er reist jetzt zum ersten Mal wieder nach München. Als Staatenloser sind ihm Auslandsreisen zuvor nicht möglich gewesen. Sein Auftritt in Lederhose im Cuvilliés-Theater führt zum Eklat. Nach seinem Besuch schreibt er: „München hasse ich geradezu schon“ (Oskar Maria Graf an Ernst Waldinger, 12. Februar 1959. In: Gerhard E. Bauer; Helmut F. Pfanner (Hg.): Oskar Maria Graf in seinen Briefen. Süddeutscher Verlag, München 1984, S. 287).
Oskar Maria Graf stirbt am 28. Juni 1967 in New York: „Ich liebe New York, weil es jene Wunschstadt ist, die ich immer gesucht habe: Im Kleinen ein Abbild in Frieden vereinigter Nationen. [...] Die Heimat habe ich dabei nicht verloren, im Gegenteil, ich empfinde fast, als sei meine Sicht auf sie weit schärfer und klarer geworden.“ (Dietz, Wolfgang; Pfanner, Helmut [1974]: Oskar Maria Graf. Beschreibung eines Volksschriftstellers. Annedore Leber Verlag, München, S. 170)