Die Pfeffermühle
Während Thomas Mann es bis Anfang 1936 vermied, offen gegen Nazi-Deutschland Stellung zu beziehen, bemühte sich Erika Mann nun von der Schweiz aus, ihr ehemaliges Münchener Kabarett Die Pfeffermühle als Hort des Widerstands gegen die Nationalsozialisten weiter zu führen. Nachdem mit Therese Giehse und Magnus Henning die wichtigsten Protagonisten der Pfeffermühle in die Schweiz emigriert sind, kann die erfolgreiche Arbeit aus Münchener Tagen beinahe nahtlos fortgesetzt werden. Die erste Aufführung des Exilkabaretts findet am 30. September 1933 in Zürich im Hotel Hirschen statt. Von 1933 bis 1937 tritt das Ensemble in sieben Ländern vor überwiegend deutschsprachigem Publikum auf. Da die meisten europäischen Staaten auf Ausgleich mit dem „Dritten Reich“ bedacht sind, werden die Aufführungen von der jeweiligen Fremdenpolizei stets misstrauisch beäugt und mehr als einmal auch verboten. Das deutsche Auswärtige Amt bemüht sich intensiv um ein Verbot der Pfeffermühle.
Bald nimmt die Zensur so überhand, dass das Ensemble nach mehr als 1000 Vorstellungen Europa den Rücken kehrt und sein Glück in den USA versucht. Hier hat man jedoch keinen Erfolg. Im Januar 1937 fällt der letzte Vorhang für die Pfeffermühle.
Werft
Eure Herzen über alle Grenzen
Und wo ein Blick grüßt, werft die Anker aus!
Zählt auf der Wandrung nicht nach Monden,
Wintern, Lenzen –
Starb eine Welt – Ihr sollt sie nicht bekränzen!
Schärft
das Euch ein und sagt: Wir sind zu Haus!
Baut Euch ein Nest!
Vergeßt – vergeßt
Was man Euch aberkannt und Euch gestohl´n!
Kommt Ihr von Isar, Spree und Waterkant:
Was gibt´s da heut zu hol´n?
Die ganze Heimat
Und das bißchen Vaterland
Die trägt der Emigrant
Von Mensch zu Mensch – von Ort zu Ort
An seinen Sohl´n, in seinem Sacktuch mit sich fort.
(Emigrantenchoral, zit. nach: Keiser-Heyne, Helga [1995]: Erika Mann und ihr politische Kabarett „Die Pfeffermühle“ 1933-1937. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg, S. 119)
Erika Mann, die 1935 ausgebürgert worden ist und ein Jahr später durch Heirat mit dem englischen Schriftsteller W. H. Auden britische Staatsangehörige geworden war, verlagert ihr politischen Engagement und ihren Lebensmittelpunkt nun in die USA.
Weitere Kapitel:
Während Thomas Mann es bis Anfang 1936 vermied, offen gegen Nazi-Deutschland Stellung zu beziehen, bemühte sich Erika Mann nun von der Schweiz aus, ihr ehemaliges Münchener Kabarett Die Pfeffermühle als Hort des Widerstands gegen die Nationalsozialisten weiter zu führen. Nachdem mit Therese Giehse und Magnus Henning die wichtigsten Protagonisten der Pfeffermühle in die Schweiz emigriert sind, kann die erfolgreiche Arbeit aus Münchener Tagen beinahe nahtlos fortgesetzt werden. Die erste Aufführung des Exilkabaretts findet am 30. September 1933 in Zürich im Hotel Hirschen statt. Von 1933 bis 1937 tritt das Ensemble in sieben Ländern vor überwiegend deutschsprachigem Publikum auf. Da die meisten europäischen Staaten auf Ausgleich mit dem „Dritten Reich“ bedacht sind, werden die Aufführungen von der jeweiligen Fremdenpolizei stets misstrauisch beäugt und mehr als einmal auch verboten. Das deutsche Auswärtige Amt bemüht sich intensiv um ein Verbot der Pfeffermühle.
Bald nimmt die Zensur so überhand, dass das Ensemble nach mehr als 1000 Vorstellungen Europa den Rücken kehrt und sein Glück in den USA versucht. Hier hat man jedoch keinen Erfolg. Im Januar 1937 fällt der letzte Vorhang für die Pfeffermühle.
Werft
Eure Herzen über alle Grenzen
Und wo ein Blick grüßt, werft die Anker aus!
Zählt auf der Wandrung nicht nach Monden,
Wintern, Lenzen –
Starb eine Welt – Ihr sollt sie nicht bekränzen!
Schärft
das Euch ein und sagt: Wir sind zu Haus!
Baut Euch ein Nest!
Vergeßt – vergeßt
Was man Euch aberkannt und Euch gestohl´n!
Kommt Ihr von Isar, Spree und Waterkant:
Was gibt´s da heut zu hol´n?
Die ganze Heimat
Und das bißchen Vaterland
Die trägt der Emigrant
Von Mensch zu Mensch – von Ort zu Ort
An seinen Sohl´n, in seinem Sacktuch mit sich fort.
(Emigrantenchoral, zit. nach: Keiser-Heyne, Helga [1995]: Erika Mann und ihr politische Kabarett „Die Pfeffermühle“ 1933-1937. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg, S. 119)
Erika Mann, die 1935 ausgebürgert worden ist und ein Jahr später durch Heirat mit dem englischen Schriftsteller W. H. Auden britische Staatsangehörige geworden war, verlagert ihr politischen Engagement und ihren Lebensmittelpunkt nun in die USA.