Hermann Hesse und Thomas Mann
Thomas Mann, der sich im Winter 1933 auf einer Vortragsreise befindet und wie jedes Jahr seinen Winterurlaub in Arosa verbringen will, bleibt auf Anraten seiner Tochter Erika vorerst in der Schweiz. Für den Nobelpreisträger, der sich als führender Repräsentant der deutschen Kultur begreift, ist das Exil zunächst auch mit großen Abstiegsängsten verbunden. Dabei ist seine finanzielle Lage, verglichen mit der anderer Emigranten, geradezu rosig. Klugerweise hat er einen Teil des Preisgeldes für den Nobelpreis in der Schweiz angelegt. Sohn Golo, der sich noch in München aufhält gelingt es 60.000 Mark vom Konto der Eltern abzuheben und die Verlagstantiemen fließen zunächst ebenfalls ungehemmt weiter. Manns Archivarin Ida Herz schickt paketweise Schallplatten, Silber und Porzellan, und Golo gelingt es, die Tagebücher seines Vaters vor den Nazis, die Ende Mai 1933 das Vermögen der Familie Mann konfiszieren lassen, in Sicherheit zu bringen. Dennoch jagt das einfache Hotel, in dem er bei seinem Besuch bei Hermann Hesse in Montagnola im März 1933 absteigt, dem Dichter durch seine „Abgelegenheit, Primitivität und Kümmerlichkeit“ einen gehörigen Schrecken ein. Hermann Hesse wird für Thomas Mann in den ersten Wochen seines Exils eine wichtige Anlaufstation und ein wichtiger Ansprechpartner.
Nach seiner Abreise schreibt Hermann Hesse an Thomas Mann:
Ihre jetzige Situation bewegt mich aus mancherlei Gründen sehr stark mit. Zum Teil wohl deshalb, weil ich selbst, während des Krieges, sehr Ähnliches erlebt habe [...] Bei Ihnen liegt vieles anders als damals bei mir, gemeinsam aber scheint mir das seelische Erlebnis dabei: das Abschiednehmen-müssen von Begriffen, die man sehr geliebt und lang mit dem eigenen Blut genährt hat. Aber ich sehe aus dem allen einen Weg für Sie und für uns weiterführen, einen Weg ins Europäische aus dem Deutschen und ins Überzeitliche aus dem Aktuellen. In dieser Hinsicht halte ich den Zusammenbruch der deutschen Republik und der Hoffnungen, die Sie auf sie setzten, nicht für unerträglich. Es ist etwas zusammengebrochen, was nicht recht lebendig war. Und es wird für den deutschen Geist eine fruchtbare Schule sein, wenn er wieder in offene Opposition zum offiziellen Deutschland kommt.
(Hermann Hesse an Thomas Mann im April 1933, zitiert nach: Günter Baumann: Thomas Mann und Hermann Hesse. Aspekte einer literarischen Freundschaft. Essay, S. 8. URL: http://www.gss.ucsb.edu/projects/hesse/papers/Baumann-Lecture-2006.pdf, 28.12.2017)
Nach einem Sommer in Sanary-sur Mer lässt sich Thomas Mann schließlich in Küsnacht am Zürichsee nieder, wo er bis 1938 lebt.
Weitere Kapitel:
Thomas Mann, der sich im Winter 1933 auf einer Vortragsreise befindet und wie jedes Jahr seinen Winterurlaub in Arosa verbringen will, bleibt auf Anraten seiner Tochter Erika vorerst in der Schweiz. Für den Nobelpreisträger, der sich als führender Repräsentant der deutschen Kultur begreift, ist das Exil zunächst auch mit großen Abstiegsängsten verbunden. Dabei ist seine finanzielle Lage, verglichen mit der anderer Emigranten, geradezu rosig. Klugerweise hat er einen Teil des Preisgeldes für den Nobelpreis in der Schweiz angelegt. Sohn Golo, der sich noch in München aufhält gelingt es 60.000 Mark vom Konto der Eltern abzuheben und die Verlagstantiemen fließen zunächst ebenfalls ungehemmt weiter. Manns Archivarin Ida Herz schickt paketweise Schallplatten, Silber und Porzellan, und Golo gelingt es, die Tagebücher seines Vaters vor den Nazis, die Ende Mai 1933 das Vermögen der Familie Mann konfiszieren lassen, in Sicherheit zu bringen. Dennoch jagt das einfache Hotel, in dem er bei seinem Besuch bei Hermann Hesse in Montagnola im März 1933 absteigt, dem Dichter durch seine „Abgelegenheit, Primitivität und Kümmerlichkeit“ einen gehörigen Schrecken ein. Hermann Hesse wird für Thomas Mann in den ersten Wochen seines Exils eine wichtige Anlaufstation und ein wichtiger Ansprechpartner.
Nach seiner Abreise schreibt Hermann Hesse an Thomas Mann:
Ihre jetzige Situation bewegt mich aus mancherlei Gründen sehr stark mit. Zum Teil wohl deshalb, weil ich selbst, während des Krieges, sehr Ähnliches erlebt habe [...] Bei Ihnen liegt vieles anders als damals bei mir, gemeinsam aber scheint mir das seelische Erlebnis dabei: das Abschiednehmen-müssen von Begriffen, die man sehr geliebt und lang mit dem eigenen Blut genährt hat. Aber ich sehe aus dem allen einen Weg für Sie und für uns weiterführen, einen Weg ins Europäische aus dem Deutschen und ins Überzeitliche aus dem Aktuellen. In dieser Hinsicht halte ich den Zusammenbruch der deutschen Republik und der Hoffnungen, die Sie auf sie setzten, nicht für unerträglich. Es ist etwas zusammengebrochen, was nicht recht lebendig war. Und es wird für den deutschen Geist eine fruchtbare Schule sein, wenn er wieder in offene Opposition zum offiziellen Deutschland kommt.
(Hermann Hesse an Thomas Mann im April 1933, zitiert nach: Günter Baumann: Thomas Mann und Hermann Hesse. Aspekte einer literarischen Freundschaft. Essay, S. 8. URL: http://www.gss.ucsb.edu/projects/hesse/papers/Baumann-Lecture-2006.pdf, 28.12.2017)
Nach einem Sommer in Sanary-sur Mer lässt sich Thomas Mann schließlich in Küsnacht am Zürichsee nieder, wo er bis 1938 lebt.