Querido Exilverlag
Nahezu zeitgleich gründet der ehemalige Direktor von Kiepenheuer und Witsch Fritz H. Landshoff zusammen mit dem Amsterdamer Verleger Emanuel Querido ebenfalls einen Verlag für Exilliteratur. Während de Lange mit dem deutschen Reich auch weiterhin geschäftlich verbunden bleibt und publiziert, erscheint im Querido Verlag überwiegend kritische Literatur. Auch von Allert de Lange abgelehnte Romane oder die von Klaus Mann angeregte Literaturzeitschrift Die Sammlung haben eine Chance. Klaus Mann schreibt über seinen neuen Verleger:
Der Chef der Firma, Emanuel Querido – Niederländer von portugiesisch-jüdischer Abstammung –, war ein weißhaariger Mann von kleiner Statur und großem Temperament, humorig-patriarchalisch, mit blitzblauen Kapitänsaugen in einem verwitterten, lustig-klugen Gesicht. Der alte Sozialdemokrat hasste den Faschismus in jeder Form, besonders aber in der deutschen; gerade deshalb war ihm die Betreuung der antifaschistischen deutschen Literatur eine Herzenssache.
(Klaus Mann: Der Wendepunkt. Ein Lebensbericht, Rowohlt Taschenbuch Verlag Reinbek bei Hamburg 1994, S. 308.)
Im Querido Verlag erscheinen bis 1940 124 Bücher, unter anderem von Oskar Maria Graf, Klaus und Heinrich Mann, Lion Feuchtwanger, Egon Erwin Kisch, Ernst Toller, Alfred Döblin und Anna Seghers: „Eines der ersten Bücher des Querido Verlages im Herbst 1933 war Ernst Tollers Autobiographie Eine Jugend in Deutschland. Es ist für mich und für viele seiner Leser das schönste seiner Werke, ein in seiner Einfachheit unvergessliches menschliches Dokument.“ (Landshoff, Fritz H.: Amsterdam, Keizersgracht 333. Querido Verlag. Erinnerungen eines Verlegers. Aufbau Verlag, Berlin/Weimar 1991, S. 112)
Von überall her reisen in den Jahren vor dem Krieg Autoren aus ihren Exilländern an, um in Amsterdam ihre Werke zu veröffentlichen. Nachdem die Wehrmacht im Mai 1940 Holland besetzt, wird der Querido Verlag liquidiert. Fritz H. Landshoff gelingt 1941 die Flucht in die USA. Emanuel Querido wird 1943 nach Sobibor deportiert und dort ermordet.
Weitere Kapitel:
Nahezu zeitgleich gründet der ehemalige Direktor von Kiepenheuer und Witsch Fritz H. Landshoff zusammen mit dem Amsterdamer Verleger Emanuel Querido ebenfalls einen Verlag für Exilliteratur. Während de Lange mit dem deutschen Reich auch weiterhin geschäftlich verbunden bleibt und publiziert, erscheint im Querido Verlag überwiegend kritische Literatur. Auch von Allert de Lange abgelehnte Romane oder die von Klaus Mann angeregte Literaturzeitschrift Die Sammlung haben eine Chance. Klaus Mann schreibt über seinen neuen Verleger:
Der Chef der Firma, Emanuel Querido – Niederländer von portugiesisch-jüdischer Abstammung –, war ein weißhaariger Mann von kleiner Statur und großem Temperament, humorig-patriarchalisch, mit blitzblauen Kapitänsaugen in einem verwitterten, lustig-klugen Gesicht. Der alte Sozialdemokrat hasste den Faschismus in jeder Form, besonders aber in der deutschen; gerade deshalb war ihm die Betreuung der antifaschistischen deutschen Literatur eine Herzenssache.
(Klaus Mann: Der Wendepunkt. Ein Lebensbericht, Rowohlt Taschenbuch Verlag Reinbek bei Hamburg 1994, S. 308.)
Im Querido Verlag erscheinen bis 1940 124 Bücher, unter anderem von Oskar Maria Graf, Klaus und Heinrich Mann, Lion Feuchtwanger, Egon Erwin Kisch, Ernst Toller, Alfred Döblin und Anna Seghers: „Eines der ersten Bücher des Querido Verlages im Herbst 1933 war Ernst Tollers Autobiographie Eine Jugend in Deutschland. Es ist für mich und für viele seiner Leser das schönste seiner Werke, ein in seiner Einfachheit unvergessliches menschliches Dokument.“ (Landshoff, Fritz H.: Amsterdam, Keizersgracht 333. Querido Verlag. Erinnerungen eines Verlegers. Aufbau Verlag, Berlin/Weimar 1991, S. 112)
Von überall her reisen in den Jahren vor dem Krieg Autoren aus ihren Exilländern an, um in Amsterdam ihre Werke zu veröffentlichen. Nachdem die Wehrmacht im Mai 1940 Holland besetzt, wird der Querido Verlag liquidiert. Fritz H. Landshoff gelingt 1941 die Flucht in die USA. Emanuel Querido wird 1943 nach Sobibor deportiert und dort ermordet.