Heimat der Exilliteratur
Holland spielt als Exilland für deutsche Literaten nicht die gleiche Rolle wie Frankreich oder die USA. Es wird vorwiegend als Transit-Land verstanden oder von denen genutzt, die davon ausgehen, ihr Exil wird nicht allzu lange dauern. Anders als in die meisten europäischen Länder kann man in die Niederlande mit einem Touristenvisum einreisen. Dies sowie die räumliche und kulturelle Nähe zu Deutschland machen das Land zu einem beliebten Ort für Flüchtende, die hier die weitere Entwicklung abwarten wollen. Als die Zahl der Ankommenden zunimmt, verschärfen sich jedoch ab 1934 die Einreisebestimmungen. Nach dem Anschluss Österreichs 1938 wird die niederländische Grenze geschlossen. Obwohl unter den Geflüchteten nicht allzu viele Schriftsteller sind, wird das Land zu einem der wichtigsten Orte deutschsprachiger Exilliteratur.
Die meisten österreichischen, deutschen – und Schweizer Verlage weigern sich ab 1933 Emigrantenliteratur zu veröffentlichen. Finanziell wollen oder können sie es sich nicht leisten, auf den deutschen Buchmarkt, zu dem Zweidrittel der potentiellen Leser gehören, zu verzichten. Nur ein Sechstel aller deutschsprachigen Bücher werden ins nicht-deutschsprachige Ausland ausgeliefert. Nichtdeutschsprachige Verlage haben ihrerseits nur Interesse an so berühmten Autoren wie den Brüdern Mann, Stefan Zweig oder Joseph Roth. Junge Autoren, die außerhalb Deutschlands kaum bekannt sind, haben fast keine Chance verlegt zu werden. Dazu kommen politische Hindernisse. Auch die Niederlande setzen auf ein gutes Verhältnis mit Nazi-Deutschland. Hitler als fremdes Staatsoberhaupt mit Mitteln der Kunst zu verunglimpfen, ist eine Straftat und kann die Ausweisung zur Folge haben. Dennoch erscheinen in mehr als 50 niederländischen Verlagen Texte geflüchteter deutschsprachiger Autoren. Dass Amsterdam zur Heimat der verfemten deutschsprachigen Literatur werden kann, verdankt sich jedoch vor allem zwei besonders mutigen Verlagen und ihren weitsichtigen Besitzern.
(Langkau-Alex, Ursula; Würzner, Hans [1998]: Niederlande: In: Krohn, Claus-Dieter u.a. [Hg.]: Handbuch der deutschsprachigen Emigration 1933-1945. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt, S. 321-333)
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Holland spielt als Exilland für deutsche Literaten nicht die gleiche Rolle wie Frankreich oder die USA. Es wird vorwiegend als Transit-Land verstanden oder von denen genutzt, die davon ausgehen, ihr Exil wird nicht allzu lange dauern. Anders als in die meisten europäischen Länder kann man in die Niederlande mit einem Touristenvisum einreisen. Dies sowie die räumliche und kulturelle Nähe zu Deutschland machen das Land zu einem beliebten Ort für Flüchtende, die hier die weitere Entwicklung abwarten wollen. Als die Zahl der Ankommenden zunimmt, verschärfen sich jedoch ab 1934 die Einreisebestimmungen. Nach dem Anschluss Österreichs 1938 wird die niederländische Grenze geschlossen. Obwohl unter den Geflüchteten nicht allzu viele Schriftsteller sind, wird das Land zu einem der wichtigsten Orte deutschsprachiger Exilliteratur.
Die meisten österreichischen, deutschen – und Schweizer Verlage weigern sich ab 1933 Emigrantenliteratur zu veröffentlichen. Finanziell wollen oder können sie es sich nicht leisten, auf den deutschen Buchmarkt, zu dem Zweidrittel der potentiellen Leser gehören, zu verzichten. Nur ein Sechstel aller deutschsprachigen Bücher werden ins nicht-deutschsprachige Ausland ausgeliefert. Nichtdeutschsprachige Verlage haben ihrerseits nur Interesse an so berühmten Autoren wie den Brüdern Mann, Stefan Zweig oder Joseph Roth. Junge Autoren, die außerhalb Deutschlands kaum bekannt sind, haben fast keine Chance verlegt zu werden. Dazu kommen politische Hindernisse. Auch die Niederlande setzen auf ein gutes Verhältnis mit Nazi-Deutschland. Hitler als fremdes Staatsoberhaupt mit Mitteln der Kunst zu verunglimpfen, ist eine Straftat und kann die Ausweisung zur Folge haben. Dennoch erscheinen in mehr als 50 niederländischen Verlagen Texte geflüchteter deutschsprachiger Autoren. Dass Amsterdam zur Heimat der verfemten deutschsprachigen Literatur werden kann, verdankt sich jedoch vor allem zwei besonders mutigen Verlagen und ihren weitsichtigen Besitzern.
(Langkau-Alex, Ursula; Würzner, Hans [1998]: Niederlande: In: Krohn, Claus-Dieter u.a. [Hg.]: Handbuch der deutschsprachigen Emigration 1933-1945. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt, S. 321-333)