Oskar Maria Graf in Brünn
Am Tag des Reichstagsbrands befindet sich Oskar Maria Graf in Wien. Er kehrt nicht wieder nach Hause zurück. Noch in Wien verfasst er seinen berühmten Protestaufruf „Verbrennt mich“, mit dem er gegen die Bücherverbrennung vom Mai 1933 Stellung bezieht und verlangt, dass auch seine Bücher den Flammen übergeben werden.
Diese Unehre habe ich nicht verdient!
Nach meinem ganzen Leben und nach meinem ganzen Schreiben habe ich das Recht, zu verlangen, dass meine Bücher der reinen Flamme des Scheiterhaufens überantwortet werden und nicht in die blutigen Hände und die verdorbenen Hirne der braunen Mordbanden gelangen!
Verbrennt die Werke des deutschen Geistes! Er selber wird unauslöschlich sein, wie eure Schmach!
(Oskar Maria Graf: Verbrennt mich! In: Wiener Arbeiterzeitung, 12. Mai 1933)
Im Frühjahr 1934 übersiedelt er mit Mirjam Sachs nach Brünn, da ihm nach der Niederschlagung des Februaraufstands der Wiener Arbeiter die Abschiebung aus Österreich droht. Am 24. März 1934 entziehen ihm die Nationalsozialisten die deutsche Staatsbürgerschaft. Fast ein Vierteljahrhundert wird Graf staatenlos bleiben.
Brünn ist eine sehr saubere kleine neue Stadt. Viele reden deutsch und die Umgebung mit den Hügeln erinnert sogar an Wien, das wir ganz liebgewonnen hatten. Man kann aber hier nicht bummeln, die Gasthäuser machen um 12 Uhr, die Kaffeehäuser um 1 Uhr zu. [...] Die Tschechen selber sind ein freundliches, nettes Volk. Ruhig, zivilistisch und auf gutes Essen aus. Bier ist sehr gut, vor allem Pilsner. Die Honorare sind allerdings grauenhaft niedrig! [...] Zelena heißt Grüngasse und führt ihren Namen mit Recht. Lauter kleine Beamtenhäuser auf der Höhe, man sieht zum berühmten Spielberg und über die ganze nette Stadt und abends, wenn alle Lichter funkeln, ist das fast noch schöner [...] Es lässt sich aushalten.
(Oskar Maria Graf: Brief an Kurt Rosenwald, 13. April 1934. In: Gerhard Bauer und Helmut F. Pfanner [Hg.]: Oskar Maria Graf in seinen Briefen. München 1984, S. 80)
In den nächsten Jahren wirbt Graf unermüdlich für die Einheitsfront aller oppositionellen Kräfte gegen den Nationalsozialismus. 1934 reist er mit Kollegen wie Klaus Mann, Egon Erwin Kisch und Ernst Toller 1934 zum Schriftstellerkongress in die UdSSR. Im September 1938 flieht er weiter nach Holland. In Rotterdam besteigt er ein Schiff nach New York.
Weitere Kapitel:
Am Tag des Reichstagsbrands befindet sich Oskar Maria Graf in Wien. Er kehrt nicht wieder nach Hause zurück. Noch in Wien verfasst er seinen berühmten Protestaufruf „Verbrennt mich“, mit dem er gegen die Bücherverbrennung vom Mai 1933 Stellung bezieht und verlangt, dass auch seine Bücher den Flammen übergeben werden.
Diese Unehre habe ich nicht verdient!
Nach meinem ganzen Leben und nach meinem ganzen Schreiben habe ich das Recht, zu verlangen, dass meine Bücher der reinen Flamme des Scheiterhaufens überantwortet werden und nicht in die blutigen Hände und die verdorbenen Hirne der braunen Mordbanden gelangen!
Verbrennt die Werke des deutschen Geistes! Er selber wird unauslöschlich sein, wie eure Schmach!
(Oskar Maria Graf: Verbrennt mich! In: Wiener Arbeiterzeitung, 12. Mai 1933)
Im Frühjahr 1934 übersiedelt er mit Mirjam Sachs nach Brünn, da ihm nach der Niederschlagung des Februaraufstands der Wiener Arbeiter die Abschiebung aus Österreich droht. Am 24. März 1934 entziehen ihm die Nationalsozialisten die deutsche Staatsbürgerschaft. Fast ein Vierteljahrhundert wird Graf staatenlos bleiben.
Brünn ist eine sehr saubere kleine neue Stadt. Viele reden deutsch und die Umgebung mit den Hügeln erinnert sogar an Wien, das wir ganz liebgewonnen hatten. Man kann aber hier nicht bummeln, die Gasthäuser machen um 12 Uhr, die Kaffeehäuser um 1 Uhr zu. [...] Die Tschechen selber sind ein freundliches, nettes Volk. Ruhig, zivilistisch und auf gutes Essen aus. Bier ist sehr gut, vor allem Pilsner. Die Honorare sind allerdings grauenhaft niedrig! [...] Zelena heißt Grüngasse und führt ihren Namen mit Recht. Lauter kleine Beamtenhäuser auf der Höhe, man sieht zum berühmten Spielberg und über die ganze nette Stadt und abends, wenn alle Lichter funkeln, ist das fast noch schöner [...] Es lässt sich aushalten.
(Oskar Maria Graf: Brief an Kurt Rosenwald, 13. April 1934. In: Gerhard Bauer und Helmut F. Pfanner [Hg.]: Oskar Maria Graf in seinen Briefen. München 1984, S. 80)
In den nächsten Jahren wirbt Graf unermüdlich für die Einheitsfront aller oppositionellen Kräfte gegen den Nationalsozialismus. 1934 reist er mit Kollegen wie Klaus Mann, Egon Erwin Kisch und Ernst Toller 1934 zum Schriftstellerkongress in die UdSSR. Im September 1938 flieht er weiter nach Holland. In Rotterdam besteigt er ein Schiff nach New York.