Malik Verlag
Während der Weimarer Republik ist der Berliner Malik Verlag einer der wichtigsten Verlage für links-avantgardistische Literatur. Verantwortlich dafür sind der Verleger Wieland Herzfelde und sein Bruder, der Graphiker John Heartfeld, der neben dem Maler George Grosz für die Illustration der Bücher verantwortlich ist. Seinen Namen entlehnt der Verlag der gleichnamigen Erzählung Der Malik von Else Lasker-Schüler. 1933 fliehen die Brüder nach Prag, wo sie ihren Verlag erfolgreich weiterbetreiben. Im Malik Verlag erscheinen vierzig Bände vorwiegend kommunistischer Autoren, darunter auch Oskar Maria Grafs Romane Anton Sittinger und Bolwieser:
Menschen wie Sittinger gibt es in allen Ländern Abertausende. Ihre Zahl ist Legion. Alle Gescheitheit und List, aller Unglaube und alle Erbärmlichkeit einer untergehenden Schicht ist in ihnen vereinigt. In manchen Zeiten heißen sie `du´ und `ich´. Dennoch wird niemand glauben, dass er auch zu ihnen gehört. Er würde sich schämen und belächelt sie verächtlich, Er weiß nicht, dass diese Verachtung in selber trifft. Sie erscheinen harmlos, und ihr giftiger Egoismus gibt sich stets bieder. Sie sind die plumpsten und verheerendsten Nihilisten unter der Sonne. Man hat politisch mit ihnen zu rechnen, wenn man die Welt verändern will, nur darf man sich nie dem Wahn hingeben, als seien sie für das Erringen einer besseren Zukunft brauchbar. Sie sind nicht einmal gärend Gegenwart, nur Vergangenheit und darum die unangreifbarsten Totengräber jeder gerechten Gesellschaftsordnung.
(Oskar Maria Graf: Anton Sittinger. dtv, München 1994, S. 192)
Wieland Herzfelde ist auch Herausgeber der Exilzeitschrift Neue Deutsche Blätter, die von 1933 an im neu gegründeten Faust-Verlag publiziert wird. Noch vor der Volksfrontbewegung versucht man hier alle antifaschistischen Kräfte zu einer Einheitsfront zu bündeln. Dem Redaktionsteam gehört neben Anna Seghers, Wieland Herzfelde und Jan Petersen auch Oskar Maria Graf an. In den 18 Heften die bis 1935 veröffentlicht werden, schreibt nahezu die gesamte deutsche Exilliteratur. Hier werden unter anderem zum ersten Mal Auszüge aus Bertolt Brechts Dreigroschenroman abgedruckt. Exilanten gründen in der Tschechoslowakei mehr als 60 zum Teil sehr kurzlebige Zeitungen. Nach der Besetzung der Tschechoslowakei fliehen die Brüder Herzfelde nach London bzw. in die USA.
Hier gründet Wieland Herzfelde 1944 nach entbehrungsreichen Anfangsjahren zusammen mit Exilautoren wie Bertolt Brecht, Lion Feuchtwanger, Oskar Maria Graf und Heinrich Mann den Aurora Verlag. 1945 erscheint Brechts Furcht und Elend des Dritten Reiches. Zwei Jahre später muss der völlig überschuldete Verlag seine Tätigkeit einstellen. Das letzte Buch, das Wieland Herzfelde in seiner Verlegertätigkeit herausbringt, ist Oskar Maria Grafs Unruhe um einen Friedfertigen. Die meisten Rechte des Aurora Verlages gehen 1948 an den Ostberliner Aufbau Verlag.
Weitere Kapitel:
Während der Weimarer Republik ist der Berliner Malik Verlag einer der wichtigsten Verlage für links-avantgardistische Literatur. Verantwortlich dafür sind der Verleger Wieland Herzfelde und sein Bruder, der Graphiker John Heartfeld, der neben dem Maler George Grosz für die Illustration der Bücher verantwortlich ist. Seinen Namen entlehnt der Verlag der gleichnamigen Erzählung Der Malik von Else Lasker-Schüler. 1933 fliehen die Brüder nach Prag, wo sie ihren Verlag erfolgreich weiterbetreiben. Im Malik Verlag erscheinen vierzig Bände vorwiegend kommunistischer Autoren, darunter auch Oskar Maria Grafs Romane Anton Sittinger und Bolwieser:
Menschen wie Sittinger gibt es in allen Ländern Abertausende. Ihre Zahl ist Legion. Alle Gescheitheit und List, aller Unglaube und alle Erbärmlichkeit einer untergehenden Schicht ist in ihnen vereinigt. In manchen Zeiten heißen sie `du´ und `ich´. Dennoch wird niemand glauben, dass er auch zu ihnen gehört. Er würde sich schämen und belächelt sie verächtlich, Er weiß nicht, dass diese Verachtung in selber trifft. Sie erscheinen harmlos, und ihr giftiger Egoismus gibt sich stets bieder. Sie sind die plumpsten und verheerendsten Nihilisten unter der Sonne. Man hat politisch mit ihnen zu rechnen, wenn man die Welt verändern will, nur darf man sich nie dem Wahn hingeben, als seien sie für das Erringen einer besseren Zukunft brauchbar. Sie sind nicht einmal gärend Gegenwart, nur Vergangenheit und darum die unangreifbarsten Totengräber jeder gerechten Gesellschaftsordnung.
(Oskar Maria Graf: Anton Sittinger. dtv, München 1994, S. 192)
Wieland Herzfelde ist auch Herausgeber der Exilzeitschrift Neue Deutsche Blätter, die von 1933 an im neu gegründeten Faust-Verlag publiziert wird. Noch vor der Volksfrontbewegung versucht man hier alle antifaschistischen Kräfte zu einer Einheitsfront zu bündeln. Dem Redaktionsteam gehört neben Anna Seghers, Wieland Herzfelde und Jan Petersen auch Oskar Maria Graf an. In den 18 Heften die bis 1935 veröffentlicht werden, schreibt nahezu die gesamte deutsche Exilliteratur. Hier werden unter anderem zum ersten Mal Auszüge aus Bertolt Brechts Dreigroschenroman abgedruckt. Exilanten gründen in der Tschechoslowakei mehr als 60 zum Teil sehr kurzlebige Zeitungen. Nach der Besetzung der Tschechoslowakei fliehen die Brüder Herzfelde nach London bzw. in die USA.
Hier gründet Wieland Herzfelde 1944 nach entbehrungsreichen Anfangsjahren zusammen mit Exilautoren wie Bertolt Brecht, Lion Feuchtwanger, Oskar Maria Graf und Heinrich Mann den Aurora Verlag. 1945 erscheint Brechts Furcht und Elend des Dritten Reiches. Zwei Jahre später muss der völlig überschuldete Verlag seine Tätigkeit einstellen. Das letzte Buch, das Wieland Herzfelde in seiner Verlegertätigkeit herausbringt, ist Oskar Maria Grafs Unruhe um einen Friedfertigen. Die meisten Rechte des Aurora Verlages gehen 1948 an den Ostberliner Aufbau Verlag.