Tirschenreuth (1997 bis heute)

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Kreuzigung. Foto: Stadt Tirschenreuth

Zu den jüngsten Passionsspielorten gehört Tirschenreuth. 1997 wurde das „Spiel vom Leiden und Sterben Jesu Christi“ aus der Feder des renommierten Theatermannes Johannes Reitmeier (auch Regie) uraufgeführt, das die Leidensgeschichte in einer Folge von 14 Bildern auf die Bühne bringt: Die Handlung reicht von der Vorbereitung des Passahmahles über die Beratung des Hohen Rates und den Verrat des Judas, das letzte Abendmahl, das Ölberggebet Jesu, die Verhandlungen vor Pilatus und Herodes, die Verurteilung, den Tod des Judas, die Kreuztragung und Kreuzigung Jesu bis zur Grablegung und Beweinung durch die Frauen. Der Tod bildet jedoch nicht das Ende: In einem eindrucksvollen Schlussbild verkündet der Christus-Darsteller – nun, mit Jeans und Hemd bekleidet, gleichsam „aus der Rolle getreten“ – die frohe Botschaft vom Kommen des Gottesreiches.

Ein Grund für die eindrucksvolle Wirkung der Tirschenreuther Passion liegt sicherlich in der literarisch geglückten Verbindung von Hochsprache und heimatlichem Dialekt. Die erzählerischen Passagen der vier Evangelisten in frischer, kräftiger Mundart verleihen der Passionsgeschichte eine ganz bodenständige Atmosphäre. Gerade sie holen die Berichte der Evangelien in die Gegenwart herein und machen aus einem historischen ein gegenwärtiges Ereignis, das die heutigen Zuschauer zum gläubigen Mitleiden bewegen will. 2000, 2005, 2010 und 2015 wurde die Tirschenreuther Passion wiederaufgeführt, die Planungen für 2020 – dieses Mal als Gastgeber der EUROPASSION – laufen bereits.

Verfasst von: Manfred Knedlik / Bayerische Staatsbibliothek

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Autor und Regisseur Johannes Reitmeier, 2011