Frau im Mond

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Gustl Gstettenbauer und Gerda Maurus in Fritz Langs "Frau im Mond", 1929.

Fritz Langs Film Frau im Mond basiert auf dem Roman seiner Frau Thea von Harbou, die auch das Drehbuch schrieb – genau wie für den noch berühmteren Film des Regisseurs, Metropolis.

Der Start des Raumschiffs nimmt im Roman eine zentrale Stelle ein und wird mit großer Dramatik geschildert. Es ist der Moment, an dem es kein Zurück mehr gibt und der Traum, mit dem die Passagiere eine Weile kokettiert haben, Wirklichkeit wird. Das Abenteuer beginnt.

 „Atem holen!!“

Helius schrie es mit aller Kraft seiner Lungen.

„Tief Atem holen!!“

Friede Velten, eine der Mondreisenden, lag in höchstem Maße angespannt auf ihrer Matte im Passagierraum und las dem Ingenieur die Anweisungen von den Lippen ab.

Seit sie zum ersten Male durch Helius und Windegger mit dem Problem der Weltraumschifffahrt in Berührung gekommen war, hatte das Gespensterwort vom Andruck wie ein nicht zu vertreibender Schatten des Grauens hinter allen Gesprächen gelauert. Aber sie hatte sich nie etwas Greifbares darunter vorzustellen vermocht.

Der Andruck war eins der wesentlichen Forschungsthemen Hermann Oberths, zu dem er nicht nur Texte verfasst, sondern auch Experimente vorgenommen hatte. Oberth gehörte zu den Beratern, die Thea von Harbou bei ihrem Roman Frau im Mond, fachlich unterstützten.

Die Notwendigkeit, in dem lächerlichen Zeitraum von acht Minuten die Geschwindigkeit von 11200 Sekundenmetern zu erreichen, um das Weltraumschiff von den Gesetzen der Erdschwere zu befreien und gleich einem Geschoss auf den Mond zu schleudern – die Notwendigkeit, in diesen tödlichen acht Minuten den menschlichen Organismus auf diese rasende Steigerung der Vorwärtsbewegung einzustellen – das alles ließ sich errechnen und gab in Zahlen einen Sinn.

Aber vorstellbar war es nicht.

Jetzt war es wirklich.

Jetzt war er da: der Andruck.

Verfasst von: Monacensia Literaturarchiv und Bibliothek / Gunna Wendt