Mondwunder

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Illustration von Astronauten, die eine Mondhöhle entdecken, April 1988.

Kurt Karl Doberer war Ingenieur, Schriftsteller und antifaschistischer Sozialdemokrat. Gegensätze prägten seine Existenz: Er war heimatverbunden und weltoffen zugleich, in der Wissenschaft genauso zu Hause wie in der Kultur. Sein schriftstellerisches Talent kam auch seinen wissenschaftlichen Publikationen zu Gute, wenn er komplizierte technische Vorgänge verständlich und lebendig schilderte. Er war bereit, aus der Vergangenheit zu lernen, doch sein Blick war auf die Zukunft gerichtet. 1924, im Alter von 20 Jahren, begann er an der Höheren technischen Lehranstalt in Nürnberg Maschinenbau zu studieren. Schon morgens kurz vor sechs auf dem Weg zur Fabrik wo er am Fließband arbeitete, um sich sein Studium zu finanzieren, las er Jules Verne, der für ihn der „Prophet der Ingenieure“ war. 1926 veröffentlichte er seine erste Science Fiction-Geschichte, Wunder im Mond. Zwei Jahre später erschien sein Kurzroman Pioniere in Fortsetzungen in der Fränkischen Tagespost. Zu diesem Zeitpunkt arbeitete er als „Überwachungsingenieur“ bei den Siemens-Schuckert-Werken in Nürnberg.

Die fiktiven Weltraumabenteuer, die Doberer Mitte der 1920er Jahre schildert, werden im selben Jahrhundert real: das Betreten des Mondes und die Expedition in die Nähe des Mars´. Doberer lässt den Astronauten bei seiner Mondlandung ein unwirtliches Gelände vor finden. Der Raumfahrer bewegt sich durch endlos scheinende Steinwüsten, als er dem „Mondwunder“ begegnet: regenbogenfarbene Lichtbrechungen, die er als „Höllenparadies aus Licht“ empfindet. Doch er stößt auch auf seltsame Lebewesen mit „roten Telleraugen“ und „glitschig grüner Haut“.

In seinem Aufsatz über „visionären Ingenieur und antifaschistischen Science-Fiction-Autor Kurt Karl Doberer“ unter dem Titel „Leben heißt, gegen den Zufall kämpfen“ (in: Flessner: Visionäre aus Franken. Sechs phantastische Biographien) formuliert der Publizist Jürgen Bräunlein das, was Doberer auszeichnet: „Seine Phantasien verbleiben in ihrer Spekulationsbreite immer in einer für den Leser noch denkbaren Zukunft und sind daher mit einer Präzision entwickelt, die ihnen im hohen Maße Glaubwürdigkeit verleiht.“

Verfasst von: Monacensia Literaturarchiv und Bibliothek / Gunna Wendt

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