Gerhard Polt: Chronist des gentrifizierten Münchens
Es ist schon verrückt, wenn du in den 1970er Jahren so etwas machst und auf einmal kommt das wieder. Da freut man sich dann fast, dass man so ein Fossil ist: Die Zeiten ändern sich, aber manches bleibt ganz einfach auch. Gewisse Missverständnisse bleiben.
(Quelle: Wortlaut bei der Gesprächsveranstaltung der Münchner Volkshochschule im Oktober 2014, Metropolis – Wohnen in der Stadt, Gerhard Polts München.)
Das Hörspiel Als wenn man ein Dachs wär in seinem Bau für den Hessischen Rundfunk im Jahr 1976 bedeutet Gerhard Polts kabarettistischer Durchbruch, woraufhin sich erste Bühnenengagements ergeben. Er mimt im Hörspiel über 30 verschiedene Bewohner verschiedenster Couleur, vom Professor über den Wirt und den afrikanischen Untermieter bis zum Immobilienspekulanten in einem Haus in der Amalienstraße in der Münchner Maxvorstadt. Wegen Luxussanierung sollen die Mieter ausziehen und protestieren teils mehr, teils weniger gegen den ebenfalls zu Wort kommenden Hausbesitzer, der die Hausgemeinschaft als „ökonomisches Desaster“ bezeichnet:
Der Mieter ist heute wie ein Hausschwamm, er ist buchstäblich nicht mehr herauszukriegen.
(Quelle: Ebda.)
Etwa 30 Jahre später, in Zeiten der Gentrifizierung mit Immobilienspekulation und Wohnungsnot, die München mehr denn je bis auf Weiteres prägt, ist die Problematik wieder hochaktuell.
Polt sieht sich als Chronist und genauer Beobachter der Veränderungen in seiner Heimatstadt in der Tradition Sigi Sommers, wie er im Rahmen einer Veranstaltung der Münchner Volkshochschule im Oktober 2014 feststellt. An der Dachsbau-Problematik hat sich laut Polt „nur die Etikettierung geändert, damals sprach man von Luxussanierung heute von Gentrifizierung“.
Polt vermisst gegenüber seiner Kindheit in der Amalienstraße heute das Zusammenwohnen der einzelnen Berufsgruppen, die für ihn heute getrennt in Ghettos leben, kleine Metzger und Kinos wie das Türkenkino sowie spielende Kinder im öffentlichen Raum: „Die Freiräume, die wir hatten, sind alle zubetoniert“. An kabarettistischer Inspiration mangelt es Polt auch heute nicht:
Man braucht dennoch keine Angst zu haben, dass es in dieser Stadt keine Stoffe mehr gibt. München ist nach wie vor ein Biotop für Menschen und Geschichten.
(Quelle: Ebda.)
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Es ist schon verrückt, wenn du in den 1970er Jahren so etwas machst und auf einmal kommt das wieder. Da freut man sich dann fast, dass man so ein Fossil ist: Die Zeiten ändern sich, aber manches bleibt ganz einfach auch. Gewisse Missverständnisse bleiben.
(Quelle: Wortlaut bei der Gesprächsveranstaltung der Münchner Volkshochschule im Oktober 2014, Metropolis – Wohnen in der Stadt, Gerhard Polts München.)
Das Hörspiel Als wenn man ein Dachs wär in seinem Bau für den Hessischen Rundfunk im Jahr 1976 bedeutet Gerhard Polts kabarettistischer Durchbruch, woraufhin sich erste Bühnenengagements ergeben. Er mimt im Hörspiel über 30 verschiedene Bewohner verschiedenster Couleur, vom Professor über den Wirt und den afrikanischen Untermieter bis zum Immobilienspekulanten in einem Haus in der Amalienstraße in der Münchner Maxvorstadt. Wegen Luxussanierung sollen die Mieter ausziehen und protestieren teils mehr, teils weniger gegen den ebenfalls zu Wort kommenden Hausbesitzer, der die Hausgemeinschaft als „ökonomisches Desaster“ bezeichnet:
Der Mieter ist heute wie ein Hausschwamm, er ist buchstäblich nicht mehr herauszukriegen.
(Quelle: Ebda.)
Etwa 30 Jahre später, in Zeiten der Gentrifizierung mit Immobilienspekulation und Wohnungsnot, die München mehr denn je bis auf Weiteres prägt, ist die Problematik wieder hochaktuell.
Polt sieht sich als Chronist und genauer Beobachter der Veränderungen in seiner Heimatstadt in der Tradition Sigi Sommers, wie er im Rahmen einer Veranstaltung der Münchner Volkshochschule im Oktober 2014 feststellt. An der Dachsbau-Problematik hat sich laut Polt „nur die Etikettierung geändert, damals sprach man von Luxussanierung heute von Gentrifizierung“.
Polt vermisst gegenüber seiner Kindheit in der Amalienstraße heute das Zusammenwohnen der einzelnen Berufsgruppen, die für ihn heute getrennt in Ghettos leben, kleine Metzger und Kinos wie das Türkenkino sowie spielende Kinder im öffentlichen Raum: „Die Freiräume, die wir hatten, sind alle zubetoniert“. An kabarettistischer Inspiration mangelt es Polt auch heute nicht:
Man braucht dennoch keine Angst zu haben, dass es in dieser Stadt keine Stoffe mehr gibt. München ist nach wie vor ein Biotop für Menschen und Geschichten.
(Quelle: Ebda.)