Georg Ringsgwandl: Rebell mit Herz-Arztausbildung

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Er ist auch Performer, Dadaist, Diva – wenn auch nicht mehr ganz so schrill wie früher. Einer, der sich ans Keyboard stellt und eine irre Geschichte über die Ausgrabung einer Wagner-Partitur im eigenen Garten erzählt. Mit einer Stimme, die in den hohen Lagen irgendwo zwischen Pumuckl und Klaus Nomi changiert, jenem schwulen Kontertenor und Underground-Star im New York der Siebzigerjahre. Oder der sich eine blonde Perücke überstülpt und mit heiligem Ernst die neumodische Selbstreflexions- und Palaversucht aufs Korn nimmt: „Ich bin verunsichert. Bilde ich mich ausreichend fort, oder ist meine Karriere am Abbröckeln. Ich muss in mich hineinhören, was das mit mir macht.“

(Quelle: Petra Schneider [2013]: Mehr Glanz, weniger Narretei, URL: http://www.sueddeutsche.de/muenchen/wolfratshausen/bad-toelz-mehr-glanz-weniger-narretei-1.1843458, 06.08.2015)

So portraitiert die Süddeutsche Zeitung Georg Ringsgwandl, Jahrgang 1948, der in Seehausen am Staffelsee und in München-Untersendling lebt. Der gelernte Kardiologe und ehemalige Oberarzt hat seine sichere Festanstellung gegen eine außergewöhnliche Kleinkunstkarriere eingetauscht. Ringsgwandl ist laut Kritikern der „Valentin des Rock'n'Roll, Alpen-Dylan und Punk-Qualtinger“ des deutschsprachigen Kabaretts. Sein Markenzeichen sind schrille androgyne Kostümierungen, etwa mit Badekappe und Taucherbrille und greller Schminke. Der zwischen diversen Stilen wandelnde, mit diversen renommierten Kabarettpreisen ausgezeichnete Multiinstrumentalist, der in den 1970er-Jahren erste Auftritte mit dem Barden Willy Michl auf der Bühne des MUH hat, sieht sich in erster Linie als Autor. 1994 nimmt er mit seiner Kurzgeschichte 24 Stunden Sanitär-Notdienst Maderegger am Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb in Klagenfurt teil. In der Folge schreibt er Theaterstücke und bringt 2011 einen Kurzgeschichtenband heraus, mit grotesk-komische Episoden aus der bayerischen Provinz, die der BR folgendermaßen bespricht:

Und deshalb sind es auch die ganz normalen Alltagsphänomene, denen sein besonderes Interesse gilt – den Rasenmäher-Fetischisten und Verkäuferinnen, den Stammtisch-Brüdern und Garten-Nazis, den Politessen und Lottoglück-Träumern. In seinen Liedern beschreibt Georg Ringsgwandl die zuweilen verzweifelt kämpfende Kreatur – mit sicherem Blick für das Wesentliche, hemmungsloser Freude an entlarvenden und tragikomischen Details, aber auch voller Mitgefühl, wenn er von den Nöten Gestrauchelter erzählt.

(Quelle: http://www.br.de/radio/bayern2/kultur/radiospitzen/kabarettisten/kabarettist-georg-ringsgwandl100.html, 06.08.2015)

Der rebellische Philosoph macht sich Gedanken über die Endlichkeit des Lebens:

Stell dir vor, du hast viele Monate deiner kostbaren Zeit dafür verschwendet, einen beschissenen Bierzelt-Hit zu fabrizieren – und dann stirbst du kurz darauf, ohne dass du die Kohle überhaupt ausgeben konntest. Da beißt du dir doch noch in den Arsch, bevor du ins Gras beißt!

(Quelle: Schmidt Marco [2013]: Auch wilde Hunde trinken irgendwann Kamillentee, URL: http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/bilder-und-zeiten/interview/im-gespraech-georg-ringsgwandl-auch-wilde-hunde-trinken-irgendwann-kamillentee-12317030.html, 06.08.2015)

Auch in seinem Lied Nix mitnehma thematisiert Ringsgwandl, dass das letzte Hemd keine Taschen hat, samt Anspielung auf Franz-Josef Strauß:

Hey, du konnst Ministerpräsident sei von am Staat,
der im Rüstungsgschäft prozentual die Finger hot.
Du konnst Kardinal sei, schee feierlich und fett,
oder frommer Pfarrer, Zölibat und Doppelbett.
Des konnst du net mitnehma.

(Quelle: Georg Ringsgwandl [1989]: Nix mitnehma, URL: http://www.ringsgwandl.com/text15.htm, 06.08.2015)

Verfasst von: Monacensia Literaturarchiv und Bibliothek / Thomas Steierer