Schaubude: Schuhe ohne Sohlen

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Rudolf Schündler, Ursula Herking; Fotograf: Huber/Bayerisches Pressebild

Die Schaubude mit zeitgeschichtlichen Textvorträgen, Parodien und Chansons gilt als die erste literarische Kabarettbühne in München nach dem Zweiten Weltkrieg. Unmittelbar nach Kriegsende 1945 wird die Schaubühne ins Leben gerufen von Schauspieler und Regisseur Rudolf Schündler, der bei sämtlichen Programmen Regie führt, und von Schauspieler Otto Osthoff. Ursula Herking und Ruth Kappelsberger sind die bekanntesten Ensemblemitglieder.

Die Texte schreibt unter anderem der Schriftsteller und Journalist Erich Kästner. Zu den Hauptautoren zählen zudem Axel von Ambesser, Herbert Witt und Hellmuth Krüger, der die meisten Schaubude-Programme moderiert, damals spricht man hierbei von „conferieren“. Auch Franziska Bilek, Heinz Pauck, Hans Leip, Jürgen von Hollander sind regelmäßig als Autoren für die Schaubude tätig. Die Musik zu den Programmen schreibt neben Karl von Feilitzsch, Bernhard Eichhorn, Lothar Brühne vor allem Edmund Nick, ehemaliger musikalischer Leiter des Breslauer Senders, des Kabaretts Die Katakombe in Berlin und ebendort Chefdirigent am Großen Schauspielhaus.

Nach einem ersten Gastspiel der Schaubude unter dem Motto „Der erste Schritt“ am 15. August 1945 in den Münchner Kammerspielen findet die eigentliche Premiere unter dem Motto „Bilderbogen für Erwachsene“ am 12. April 1946 statt. Vor allem das „Marschlied 1945“ (Text: Erich Kästner, Musik: Edmund Nick) begeistert das Premierenpublikum. Es beginnt mit folgender Strophe:

In den letzten dreißig Wochen
Zog ich sehr durch Wald und Feld.
Und mein Hemd ist so durchbrochen,
dass man's kaum für möglich hält.
Ich trag Schuhe ohne Sohlen,
und der Rucksack ist mein Schrank.
Meine Möbel hab`n die Polen
und mein Geld die Dresdner Bank.
Ohne Heimat und Verwandte,
und die Stiefel ohne Glanz –
ja, das wär nun der bekannte
Untergang des Abendlands!

(Quelle: Nick, Dagmar [Hg.] [2004]: Edmund Nick. Das literarische Kabarett. Die Schaubude 1945-1948. München.)

Das Ende der Schaubude, die mit rund 700 Plätzen einen für eine Kabarettbühne überdurchschnittlich großen Zuschauerraum hat, folgt bald im von der Währungsreform überschatteten Herbst 1948. Das letzte Programm „Bitte recht friedlich“ findet kaum Publikum. Schündler und seine Mitstreiter müssen Anfang 1949 die Schaubude schließen und Konkurs anmelden.

Verfasst von: Monacensia Literaturarchiv und Bibliothek / Thomas Steierer