Ausblick

https://www.literaturportal-bayern.de/images/lpbthemes/2015/klein/kaba_CLustspielhaus_500.jpg
(c) Lustspielhaus

Kabarett hat nach wie vor einen hohen Stellenwert in München, mit entsprechender Infrastruktur und Künstlerdichte.

Das inoffizielle Kabarettzentrum Münchens befindet sich in Altschwabing. Der Passauer Veranstalter Till Hofmann belebt Mitte der 1990er-Jahre die Lach-und Schießgesellschaft nach deren Krisenjahren mit Erfolg wieder, zudem betreibt er in nächster Nähe die Bühnen Lustspielhaus und Vereinsheim. Weitere wichtige auf Kabarett setzende Bühnen sind das Heppel & Ettlich, um die Ecke von Hofmanns Bühnen sowie das Fraunhofer Theater, der Schlachthof, die Drehleier, das Turmstüberl im Valentin-Karlstadt-Musäum und der Giesinger Bahnhof.

Eine Reihe von Preisen fördert die Etablierten und den Nachwuchs der Szene: Münchner Kabarettpreis, Kabarett Kaktus, Goldene Weißwurscht, Giesinger Kulturpreis. Neugeschaffen werden soll nach Plänen der Stadt der Dieter-Hildebrandt-Preis, zu Ehren und im Geiste der 2013 verstorbenen Kabarett-Legende.

Heute gibt es keine offene Bühnenszene in der bayerischen Landeshauptstadt mehr wie zu Anfangszeiten um die Jahrhundertwende, zu Zeiten von Liesl Karlstadt und Karl Valentin in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts oder in den 1970er- und 1980er-Jahren.

Ebenso vorbei ist die Hochzeit der Ensembles, etwa von den 1950er-Jahren bis zur Jahrtausendwende, als die Lach-und Schießgesellschaft deutschlandweite Aufmerksamkeit erfährt.

Dieser Tage ist die hiesige Szene teilweise stark kommerzialisiert, auch aufgrund hoher Lebenshaltungs- und Betriebskosten in München. Nichtsdestotrotz zeigt sie ihr menschliches Gesicht, auch mit Benefizaktionen, etwa für Opfer des Jahrhunderthochwassers 2013, oder demonstriert Haltung mit Aktionen gegen Gentrifizierung und Fremdenfeindlichkeit.

(c) Vereinsheim

Im Hinblick auf die hier porträtierten Exponenten, die sich über Jahrzehnte in ihrer Branche halten, jeweils ein individuelles Gesamtkunstwerk geschaffen haben, sind keine Nachfolger in Sicht.

Welche strukturelle Perspektiven bestehen, welche Entfaltungsmöglichkeiten hat der kabarettistische Nachwuchs in München? Es gibt in München derzeit kaum offene Bühnen wie in Berlin und Köln, in denen man spontan auftreten und sich vor Publikum ausprobieren kann. Stattdessen erhält der Nachwuchs hier in vorher gebuchten Mixed-Shows Bewährungschancen. Diese finden statt etwa im Vereinsheim, im Fraunhofer Theater sowie im Ox, dem kleinen Saal des Schlachthofs.

„Viele kleine Bühnen, junge mutige Autoren: Die Münchner Kabarett-Szene ist vielfältiger denn je“, zieht Oliver Hochkeppel in der Süddeutschen Zeitung optimistisch Bilanz. „Und dank kleiner Bühnen und zahlreicher Wettbewerbe etabliert sich bereits die nächste Münchner Generation.“ (Quelle: Hochkeppel, Oliver [2013]: Hildebrandts Enkel. In: SZ vom 22. November 2013.)

Zu diesen Nachwuchshoffnungen zählen etwa der via Youtube bekannt gewordene Grantler Harry G., der Allgäuerklärer Maxi Schafroth und der Chronist des Erwachsenwerdens Nepo Fitz. Die Mutter von letzterem, die in Niederbayern lebende Kabarettistin Lisa Fitz, betreibt mittlerweile die Münchner Kabarettschule für Nachwuchshumoristen. Bei der nachkommenden Generation finden teilweise neue junge Darstellungsformen Eingang ins Kabarett, etwa Poetry Slam, beispielsweise bei Bumillo, der 2015 in München sein erstes Kabarettsolo spielt.

Verfasst von: Monacensia Literaturarchiv und Bibliothek / Thomas Steierer