Pfeffermühle: Kabarett gegen Hitler
Subtil gegen den Nationalsozialismus gerichtetes Kabarett – das ist der Anspruch der Pfeffermühle Anfang 1933, in der Tradition von Christian Morgenstern und Joachim Ringelnatz sowie der Elf Scharfrichter und des Überbrettls in München und Berlin nach der Jahrhundertwende. Gründungsmitglieder sind die Geschwister Erika und Klaus Mann, die Schauspielerin Therese Giehse sowie der Pianist und Komponist Magnus Henning. Von letzterem stammt die Idee zur Pfeffermühle. Klaus Mann, Wolfgang Koeppen und Walter Mehring steuern Texte bei.
Künstlerischer und organisatorischer „Mastermind“ der Pfeffermühle – den Namen hat der Schriftsteller Thomas Mann erfunden – ist dessen Tochter, die Schauspielerin und Autorin Erika Mann, als Texterin, Vortragende und Conférencière.
Die Premiere des ersten Programms findet am 1. Januar 1933 statt, in der von Adolf Gondrell geführten Münchner Bonbonniere, einem renommierten Revuetheater in der Nähe des Hofbräuhauses, Neuturmstraße 5. Die satirischen Programme mit mehr oder weniger getarnten politischen Attacken auf die Nazis werden als „rein literarisch“ deklariert, auch als Schutz vor Zensur. Mit der Maxime, kritische Wahrheiten indirekt auf der Bühne auszusprechen, hält Erika Mann in einem Interview fest: „Wir haben alles gemacht mit Märchen, Parabeln und Gleichnissen aller Art – wir haben nie einen Namen genannt, nie ein Land genannt, wir waren indirekt, völlig eindeutig für unser Publikum.“
So auch die Bühnenfigur Die Dummheit, Paradenummer der Schauspielerin Therese Giehse. Diese will als schräge Germania vom Teufel abstammend, die Dummheit begeistert unter die Leute bringen:
Ich bin die Dummheit, hört mein Lied
Und nehmt es nicht zu leicht.
Nichts gibt's soweit das Auge sieht
das mir an Dummheit gleicht.
[...]
Am Ende steht der Untergang,
den ich herbeigeführt.
Passt auf, es dauert nicht mehr lang,
und dann ist es passiert.
(Quelle: Helga Keiser-Hayne [1995]: Erika Mann und ihr politisches Kabarett Die Pfeffermühle 1933-1937. Reinbek bei Hamburg.)
Erika Mann, als „Prinz vom Lügenland“, mit Fliegerkluft und schwarzer Uniform, bricht eine Lanze für das Lügen: „Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht. Wer immer lügt dem wird man glauben.“ (Quelle: Lühe, Irmela von der [2009]: Erika Mann. Eine Lebensgeschichte. Reinbek bei Hamburg.)
Die Münchner Neuesten Nachrichten vom 3. Februar 1933 würdigen dies folgendermaßen: „Pfeffer streuen auf das Glatteis der Sprüche, das ist doch besser als Sand in den Augen und Watte in den Ohren.“ Den Januar und den Februar hindurch spielt das Ensemble stets vor ausverkauftem Haus. Aus dem Plan, die Pfeffermühle Anfang April 1933 aufgrund des Zuschauerandrangs in einem größeren Theater mit neuem Programm wiederzueröffnen, wird nichts.
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Subtil gegen den Nationalsozialismus gerichtetes Kabarett – das ist der Anspruch der Pfeffermühle Anfang 1933, in der Tradition von Christian Morgenstern und Joachim Ringelnatz sowie der Elf Scharfrichter und des Überbrettls in München und Berlin nach der Jahrhundertwende. Gründungsmitglieder sind die Geschwister Erika und Klaus Mann, die Schauspielerin Therese Giehse sowie der Pianist und Komponist Magnus Henning. Von letzterem stammt die Idee zur Pfeffermühle. Klaus Mann, Wolfgang Koeppen und Walter Mehring steuern Texte bei.
Künstlerischer und organisatorischer „Mastermind“ der Pfeffermühle – den Namen hat der Schriftsteller Thomas Mann erfunden – ist dessen Tochter, die Schauspielerin und Autorin Erika Mann, als Texterin, Vortragende und Conférencière.
Die Premiere des ersten Programms findet am 1. Januar 1933 statt, in der von Adolf Gondrell geführten Münchner Bonbonniere, einem renommierten Revuetheater in der Nähe des Hofbräuhauses, Neuturmstraße 5. Die satirischen Programme mit mehr oder weniger getarnten politischen Attacken auf die Nazis werden als „rein literarisch“ deklariert, auch als Schutz vor Zensur. Mit der Maxime, kritische Wahrheiten indirekt auf der Bühne auszusprechen, hält Erika Mann in einem Interview fest: „Wir haben alles gemacht mit Märchen, Parabeln und Gleichnissen aller Art – wir haben nie einen Namen genannt, nie ein Land genannt, wir waren indirekt, völlig eindeutig für unser Publikum.“
So auch die Bühnenfigur Die Dummheit, Paradenummer der Schauspielerin Therese Giehse. Diese will als schräge Germania vom Teufel abstammend, die Dummheit begeistert unter die Leute bringen:
Ich bin die Dummheit, hört mein Lied
Und nehmt es nicht zu leicht.
Nichts gibt's soweit das Auge sieht
das mir an Dummheit gleicht.
[...]
Am Ende steht der Untergang,
den ich herbeigeführt.
Passt auf, es dauert nicht mehr lang,
und dann ist es passiert.
(Quelle: Helga Keiser-Hayne [1995]: Erika Mann und ihr politisches Kabarett Die Pfeffermühle 1933-1937. Reinbek bei Hamburg.)
Erika Mann, als „Prinz vom Lügenland“, mit Fliegerkluft und schwarzer Uniform, bricht eine Lanze für das Lügen: „Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht. Wer immer lügt dem wird man glauben.“ (Quelle: Lühe, Irmela von der [2009]: Erika Mann. Eine Lebensgeschichte. Reinbek bei Hamburg.)
Die Münchner Neuesten Nachrichten vom 3. Februar 1933 würdigen dies folgendermaßen: „Pfeffer streuen auf das Glatteis der Sprüche, das ist doch besser als Sand in den Augen und Watte in den Ohren.“ Den Januar und den Februar hindurch spielt das Ensemble stets vor ausverkauftem Haus. Aus dem Plan, die Pfeffermühle Anfang April 1933 aufgrund des Zuschauerandrangs in einem größeren Theater mit neuem Programm wiederzueröffnen, wird nichts.