Karl Valentin und Liesl Karlstadt
Bei den um die Jahrhundertwende entstandenen Bühnen Simplicissimus, seit 1903 und zuvor bei den Elf Scharfrichtern 1901 bis 1904, besteht trotz grundsätzlich offener Strukturen ein relativ fester Bühnenkünstlerkreis. Im Kleinkunst-München Karl Valentins und Liesl Karlstadts ab dem ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts gibt es zudem weiter eine offene Volkssänger- und Brettlszene mit rund 80 Singspielhallen und Wirthäusern.
Karl Valentin aus der Münchner Vorstadt Au, Jahrgang 1882, ist Komiker, Autor, Volkssänger und Filmemacher. Er führt auf der Bühne durch Wörtlichnehmen der Sprache alles ad absurdum, die jeweilige Konversation, seine Bühnenfigur sowie Alltagsanwürfe in Gestalt von Behörden, Mitmenschen und der eigenen Ungeschicklichkeit. Der Erfolg stellt sich für Valentin erst 1908 bei Gastspielen in der Volkssängerbühne im Frankfurter Hof ein, nach einigen Fehlversuchen und Misserfolgen. Nun bezieht er seine außergewöhnlich hagere Gestalt ein in seine Bühnennummern. Sabine Rinberger, Leiterin des Valentin-Karlstadt-Musäums im Isartor: „Als Karl Valentin die Bühnenbretter betrat, erschien etwas nie Dagewesenes auf den Volkssängerbühnen. Seine Art die Wörter zu jonglieren, sie auch noch nach dem letzten Sinn zu befragen, in ihre Bedeutung hinein zu bohren, war neu und einzigartig“.
Liesl Karlstadt, 1892 als Elisabeth Wellano geborene, gelernte Verkäuferin aus Schwabing, tritt ab 1910 als Soubrette bei einer Münchner Volkssängertruppe im Frankfurter Hof auf. „Hier findet sich ein Jahrhundertpaar“, so Sabine Rinberger. Zusammen bilden sie bald, so Valentin-Experte Andreas Koll, eine „lebenslange Schicksalsgemeinschaft“ – auf der Bühne und im Privatleben. Valentin und Karlstadt ergänzen sich zur perfekten Bühnensymbiose: Valentins dadaistischer Nonsens trifft auf nüchternes „Ernstnehmen“ und „Daraufeingehen“ seitens Liesl Karlstadts:
Liesl Karlstadt: Nein, man sagt schon von jeher Semmelknödel.
Karl Valentin: Ja, zu einem – aber zu mehreren Semmelknödel sagt man Semmelnknödeln.
Liesl Karlstadt: Aber wie tät man denn zu einem Dutzend Semmelknödel sagen?
Karl Valentin: Auch Semmelnknödeln – Semmel ist die Einzahl, das mußt Ihnen merken, und Semmeln ist die Mehrzahl, das sind also mehrere einzelne zusammen. Die Semmelnknödeln werden aus Semmeln gemacht, also aus mehreren Semmeln; du kannst nie aus einer Semmel Semmelnknödeln machen. [...] solang die Semmelnknödeln aus mehreren Semmeln gemacht werden, sagt man unerbitterlich: Semmelnknödeln.
(Quelle: Koll, Andreas; Bergmann, Achim [Hg.] [2002]: Karl Valentin. Gesamtausgabe Ton. München.)
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Bei den um die Jahrhundertwende entstandenen Bühnen Simplicissimus, seit 1903 und zuvor bei den Elf Scharfrichtern 1901 bis 1904, besteht trotz grundsätzlich offener Strukturen ein relativ fester Bühnenkünstlerkreis. Im Kleinkunst-München Karl Valentins und Liesl Karlstadts ab dem ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts gibt es zudem weiter eine offene Volkssänger- und Brettlszene mit rund 80 Singspielhallen und Wirthäusern.
Karl Valentin aus der Münchner Vorstadt Au, Jahrgang 1882, ist Komiker, Autor, Volkssänger und Filmemacher. Er führt auf der Bühne durch Wörtlichnehmen der Sprache alles ad absurdum, die jeweilige Konversation, seine Bühnenfigur sowie Alltagsanwürfe in Gestalt von Behörden, Mitmenschen und der eigenen Ungeschicklichkeit. Der Erfolg stellt sich für Valentin erst 1908 bei Gastspielen in der Volkssängerbühne im Frankfurter Hof ein, nach einigen Fehlversuchen und Misserfolgen. Nun bezieht er seine außergewöhnlich hagere Gestalt ein in seine Bühnennummern. Sabine Rinberger, Leiterin des Valentin-Karlstadt-Musäums im Isartor: „Als Karl Valentin die Bühnenbretter betrat, erschien etwas nie Dagewesenes auf den Volkssängerbühnen. Seine Art die Wörter zu jonglieren, sie auch noch nach dem letzten Sinn zu befragen, in ihre Bedeutung hinein zu bohren, war neu und einzigartig“.
Liesl Karlstadt, 1892 als Elisabeth Wellano geborene, gelernte Verkäuferin aus Schwabing, tritt ab 1910 als Soubrette bei einer Münchner Volkssängertruppe im Frankfurter Hof auf. „Hier findet sich ein Jahrhundertpaar“, so Sabine Rinberger. Zusammen bilden sie bald, so Valentin-Experte Andreas Koll, eine „lebenslange Schicksalsgemeinschaft“ – auf der Bühne und im Privatleben. Valentin und Karlstadt ergänzen sich zur perfekten Bühnensymbiose: Valentins dadaistischer Nonsens trifft auf nüchternes „Ernstnehmen“ und „Daraufeingehen“ seitens Liesl Karlstadts:
Liesl Karlstadt: Nein, man sagt schon von jeher Semmelknödel.
Karl Valentin: Ja, zu einem – aber zu mehreren Semmelknödel sagt man Semmelnknödeln.
Liesl Karlstadt: Aber wie tät man denn zu einem Dutzend Semmelknödel sagen?
Karl Valentin: Auch Semmelnknödeln – Semmel ist die Einzahl, das mußt Ihnen merken, und Semmeln ist die Mehrzahl, das sind also mehrere einzelne zusammen. Die Semmelnknödeln werden aus Semmeln gemacht, also aus mehreren Semmeln; du kannst nie aus einer Semmel Semmelnknödeln machen. [...] solang die Semmelnknödeln aus mehreren Semmeln gemacht werden, sagt man unerbitterlich: Semmelnknödeln.
(Quelle: Koll, Andreas; Bergmann, Achim [Hg.] [2002]: Karl Valentin. Gesamtausgabe Ton. München.)