Johanna Krain

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Martha Feuchtwanger, Fotografie um 1970 (Bayerische Staatsbibliothek/Porträtsammlung)

Eine Frau liebt einen Mann, Sie kämpft um den Mann, den sie liebt. Er wird aus politischen Gründen zu einer Kerkerstrafe verurteilt – die Geschichte spielt in München im Jahre 1922 – obwohl er unschuldig ist.

(Lion Feuchtwanger: Centum Opuscula, a.a.O., S. 397)

Die Frau, der Lion Feuchtwanger in seinem Roman Erfolg die Rolle der Kämpferin zuweist, ist Johanna Krain. Unschwer ist bei ihrer Beschreibung zu erkennen, dass Marta Feuchtwanger wichtige Anregungen zur Gestaltung dieser Figur geliefert hat:

Bei der Gerichtsverhandlung gegen ihren Freund, den Museumsdirektor Dr. Martin Krüger, wird Johanna Krain in den Zeugenstand gebeten. Krüger ist von ihrem Auftritt fasziniert:

Wie sie jetzt vortrat, erregt und doch sicher, fest, kräftig, in gutsitzendem, rahmfarbenem Kleid, das dunkle Haar fein und dicht über der breiten Stirn, durchrann ihn Neigung und Zuversicht. Sie schien ihm der leibgewordene gesunde Menschenverstand, der vortrat, um ihn aus den Händen eines dumpfen, kleinbürgerlichen Fanatismus zu befreien.

(Lion Feuchtwanger: Erfolg, a.a.O., S. 110)

Auch auf die anderen Teilnehmer der Verhandlung macht sie großen Eindruck. Es ist vor allem ihre Unerschrockenheit, die den Staatsanwalt irritiert: 

Die klare, eindeutig zornige Frau sah nicht so aus, als ob sie im bayrisch offiziellen Sinn beeindruckt werden, auch nicht so, als ob sie durch kluge Fragen beirrt, zu seiner Auffassung der Schuldfrage hingelenkt werden könnte.

(Ebda., S. 111)

Während sie aussagt, konzentriert sich Johanna Krain sehr, ohne jedoch ihre „starke Erregung zu verstecken“. Dennoch bleibt ihr Engagement erfolglos. Krüger wir verurteilt, obwohl er unschuldig ist. Feuchtwanger kommentiert in seinem Aufsatz Mein Roman „Erfolg“:

Die Frau kämpft um ihn. Nun ist der Kernpunkt der Geschichte, abgesehen von ihrem Wert als rein objektives Bild Bayerns im Jahre 1922, der, daß alles, was die Frau in ihrem Bestreben, den Mann zu retten, unternimmt, vollkommen irrelevant ist. Sie mag sich bemühen oder nicht, es ist gänzlich gleichgültig. Äußere Mächte, die nichts mit dem Mann zu tun haben, entscheiden sein Schicksal für ihn.

(Lion Feuchtwanger: Centum Opuscula, a.a.O., S. 398ff.)

Verfasst von: Monacensia Literaturarchiv und Bibliothek / Gunna Wendt

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