Die Tiroler Weinstube
Die Tiroler Weinstube, für die die Torggelstube Pate gestanden hat, ist ein wichtiger Begegnungsort in Feuchtwangers Roman Erfolg. Ihr ist ein ganzes Kapitel „Politiker der bayrischen Hochebene“ gewidmet, darüber hinaus taucht sie immer wieder auf.
Obwohl der schöne Sonntag viele an die Seen und in die Berge führte, war die Tiroler Weinstube an diesem Junivormittag dicht gefüllt. Man hatte alle Fenster der Sonne geöffnet, aber es blieb angenehm dämmerig in dem großen Raum. Dick lag der Rauch der Zigarren über den massiven Holztischen. Man aß kleine, knusperig gebratene Schweinswürste oder lutschte an dicken, safttriefenden Weißwürsten, während man kräftige Urteile über Dinge der Kunst, der Weltanschauung, der Politik äußerte. Es kamen am Sonntagvormittag vornehmlich Politiker in die Tiroler Weinstube.
(Lion Feuchtwanger: Erfolg, a.a.O., S. 66)
Einer davon ist der Minister Franz Flaucher.
Ja, in der Tiroler Weinstube saß der Flaucher. Er saß in dem kleinen Nebenzimmer, wo der Viertelliter Wein zehn Pfennige mehr kostete, unter lauter Vertrauten. [...] Die betont bürgerliche Gemütlichkeit, die Holztäfelung, die massiven, ungedeckten Tische, die altväterisch festen, für seßhafte Männer gemachten Bänke und Stühle, das war der richtige Rahmen für den Dr. Franz Flaucher. Da hockte der schwere Mann mit seinem breiten, eigensinnig dumpfen Schädel, rings um ihn saßen auf gewohnten Plätzen Männer in festen Stellungen, mit festen Ansichten. Der Raum war dämmerig vom Rauch guter Zigarren und vom Dunst nahrhafter Speisen. Aus einem nahgelegenen Bierlokal drang durch die geöffneten Fenster der Gesang einer beliebten Volkssängertruppe; der Text ein Gemisch von Rührung und eindeutiger Fleischlichkeit. Draußen lag eng und verwinkelt der kleine Platz mit dem weltberühmten Bräuhaus. Hier also hockte auf dem gewohnten, festen Holzstuhl, den Dackel Waldmann zu seinen Füßen, der Minister Dr. Franz Flaucher, Maler, Schriftsteller, Wissenschaftler um ihn herum.
(Ebda., S. 12ff.)
Weitere Kapitel:
Die Tiroler Weinstube, für die die Torggelstube Pate gestanden hat, ist ein wichtiger Begegnungsort in Feuchtwangers Roman Erfolg. Ihr ist ein ganzes Kapitel „Politiker der bayrischen Hochebene“ gewidmet, darüber hinaus taucht sie immer wieder auf.
Obwohl der schöne Sonntag viele an die Seen und in die Berge führte, war die Tiroler Weinstube an diesem Junivormittag dicht gefüllt. Man hatte alle Fenster der Sonne geöffnet, aber es blieb angenehm dämmerig in dem großen Raum. Dick lag der Rauch der Zigarren über den massiven Holztischen. Man aß kleine, knusperig gebratene Schweinswürste oder lutschte an dicken, safttriefenden Weißwürsten, während man kräftige Urteile über Dinge der Kunst, der Weltanschauung, der Politik äußerte. Es kamen am Sonntagvormittag vornehmlich Politiker in die Tiroler Weinstube.
(Lion Feuchtwanger: Erfolg, a.a.O., S. 66)
Einer davon ist der Minister Franz Flaucher.
Ja, in der Tiroler Weinstube saß der Flaucher. Er saß in dem kleinen Nebenzimmer, wo der Viertelliter Wein zehn Pfennige mehr kostete, unter lauter Vertrauten. [...] Die betont bürgerliche Gemütlichkeit, die Holztäfelung, die massiven, ungedeckten Tische, die altväterisch festen, für seßhafte Männer gemachten Bänke und Stühle, das war der richtige Rahmen für den Dr. Franz Flaucher. Da hockte der schwere Mann mit seinem breiten, eigensinnig dumpfen Schädel, rings um ihn saßen auf gewohnten Plätzen Männer in festen Stellungen, mit festen Ansichten. Der Raum war dämmerig vom Rauch guter Zigarren und vom Dunst nahrhafter Speisen. Aus einem nahgelegenen Bierlokal drang durch die geöffneten Fenster der Gesang einer beliebten Volkssängertruppe; der Text ein Gemisch von Rührung und eindeutiger Fleischlichkeit. Draußen lag eng und verwinkelt der kleine Platz mit dem weltberühmten Bräuhaus. Hier also hockte auf dem gewohnten, festen Holzstuhl, den Dackel Waldmann zu seinen Füßen, der Minister Dr. Franz Flaucher, Maler, Schriftsteller, Wissenschaftler um ihn herum.
(Ebda., S. 12ff.)