Brecht und Feuchtwanger
Zwischen Lion Feuchtwanger und Bertolt Brecht entwickelte sich eine Freundschaft, die bis zu Brechts Tod bestand. Immer wieder arbeiteten sie zusammen. Die Initiative dazu ging von Brecht aus, erklärt Marta Feuchtwanger.
Mein Mann war Einzelgänger, konnte nicht über seine Pläne sprechen, außer mit mir, vielleicht mal mit Arnold Zweig. Brecht aber war gesellig, der wollte Leute um sich haben, die „Stimme des Volkes“ hören, die naiven, unbefangenen Leute, das brachte ihn auf andere Ideen. An Lion interessierte ihn die Gestaltung, das Architektonische an dessen Stücken.
Es sei Brecht gewesen, der Anfang der 1920er-Jahre in München vorschlug, Marlowes Theaterstück über das Leben Eduard des Zweiten von England gemeinsam zu bearbeiten.
Lion war in seine Romane vertieft und unterbrach nicht gern, aber dann war er so fasziniert von Brechts Reden und Ideen, dass er zustimmte. Die Zusammenarbeit war beiden ein Genuß, traurig wurden sie nur, wenn's zu Ende ging.
Brecht liebte es, seine Stücke immer wieder zu verändern. Er wünschte, die Arbeit ginge nie zu Ende. Marta Feuchtwanger fand die Kooperation der beiden Männer „sonderbar“. Während Brecht sie gern einbezog, war ihr Mann meistens dagegen. Brecht forderte sie immer wieder auf, bei Streitigkeiten über ein Wort in die Entscheidung einzugreifen, was Feuchtwanger jedoch nicht recht war.
Die beiden haben jedes Wort gewogen, jeder für sich. Und haben alles gemeinsam geschrieben. Man hat behauptet, Brecht sei nach Hause gegangen und habe da geschrieben. Das ist nicht wahr. Nein, sie hatten sich eine Handlung vorgestellt. Den Gang der Handlung behielten sie immer im Hintergrund. Daraus entwickelten sich die Dialoge und die Menschen.
Brecht und Feuchtwanger haben die Rollen gespielt, warfen sich die Worte zu.
Damals beim Eduard in München, da konnten sie sich einmal absolut nicht über ein bestimmtes Wort einigen. Weil sie nicht weiterkamen, ist der Brecht unwirsch nach Hause gegangen. Nacht um zwölf pfeift es unten auf der Straße, der Lion geht ans Fenster, und der Brecht ruft rauf: „Doktor, Sie haben Recht, wir nehmen das Wort!“
(Marta Feuchtwanger: Leben mit Lion, a.a.O., S. 35ff.)
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Zwischen Lion Feuchtwanger und Bertolt Brecht entwickelte sich eine Freundschaft, die bis zu Brechts Tod bestand. Immer wieder arbeiteten sie zusammen. Die Initiative dazu ging von Brecht aus, erklärt Marta Feuchtwanger.
Mein Mann war Einzelgänger, konnte nicht über seine Pläne sprechen, außer mit mir, vielleicht mal mit Arnold Zweig. Brecht aber war gesellig, der wollte Leute um sich haben, die „Stimme des Volkes“ hören, die naiven, unbefangenen Leute, das brachte ihn auf andere Ideen. An Lion interessierte ihn die Gestaltung, das Architektonische an dessen Stücken.
Es sei Brecht gewesen, der Anfang der 1920er-Jahre in München vorschlug, Marlowes Theaterstück über das Leben Eduard des Zweiten von England gemeinsam zu bearbeiten.
Lion war in seine Romane vertieft und unterbrach nicht gern, aber dann war er so fasziniert von Brechts Reden und Ideen, dass er zustimmte. Die Zusammenarbeit war beiden ein Genuß, traurig wurden sie nur, wenn's zu Ende ging.
Brecht liebte es, seine Stücke immer wieder zu verändern. Er wünschte, die Arbeit ginge nie zu Ende. Marta Feuchtwanger fand die Kooperation der beiden Männer „sonderbar“. Während Brecht sie gern einbezog, war ihr Mann meistens dagegen. Brecht forderte sie immer wieder auf, bei Streitigkeiten über ein Wort in die Entscheidung einzugreifen, was Feuchtwanger jedoch nicht recht war.
Die beiden haben jedes Wort gewogen, jeder für sich. Und haben alles gemeinsam geschrieben. Man hat behauptet, Brecht sei nach Hause gegangen und habe da geschrieben. Das ist nicht wahr. Nein, sie hatten sich eine Handlung vorgestellt. Den Gang der Handlung behielten sie immer im Hintergrund. Daraus entwickelten sich die Dialoge und die Menschen.
Brecht und Feuchtwanger haben die Rollen gespielt, warfen sich die Worte zu.
Damals beim Eduard in München, da konnten sie sich einmal absolut nicht über ein bestimmtes Wort einigen. Weil sie nicht weiterkamen, ist der Brecht unwirsch nach Hause gegangen. Nacht um zwölf pfeift es unten auf der Straße, der Lion geht ans Fenster, und der Brecht ruft rauf: „Doktor, Sie haben Recht, wir nehmen das Wort!“
(Marta Feuchtwanger: Leben mit Lion, a.a.O., S. 35ff.)