Gegen Englandfeindlichkeit: „Die Perser“
Lion Feuchtwanger war entsetzt über die Kriegsbegeisterung unter den Intellektuellen, Literaten und Künstlern vor dem Ersten Weltkrieg. Sogar Hugo von Hofmannsthal und Thomas Mann waren vom deutsch-nationalen Patriotismus infiziert. In seinem Text Aus meinem Leben gesteht Feuchtwanger, der Ausbruch des Krieges habe sein ganzes Weltbild umgestürzt.
Es wühlte mich auf, dass in dem allgemeinen Irrsinn ringsum so wenig vernünftig blieben. Ich konnte vor allem den Hass gegen die Feinde nicht begreifen und versuchte, den Feinden gerecht zu werden.
(Aus meinem Leben, zit. n. Jaretzky, Reinhold [1984]: Lion Feuchtwanger. Rowohlt Verlag, Reinbek, S. 28)
Besonders die feindselige Stimmung gegen England erschütterte Feuchtwanger, und er war auf der Suche nach einem geeigneten Mittel des Widerstands. Seine Frau Marta berichtet:
In den Zeitungen wurde aller Hass über England gegossen. Der Dichter Ernst Lissauer nannte es das „perfekte Albion“. Lion suchte in der Vergangenheit nach Parallelen. Er wollte es nicht wahrhaben, dass alles, was man bisher an einem Volk bewundert hatte, nun nicht gewesen sein sollte. Doch schien ihm seine Stimme, wenn er sie erheben würde, zu schwach in dem lauten Chorus. Er glaubte, dass er mit einem Gleichnis aus der Geschichte besser durchdringen könne. Er entdeckte Die Perser des Aischylos. Da lässt der Dichter den Feind, die Perser, ihren eigenen Krieg schildern und ihre eigene Niederlage. So feierte ein griechischer Dichter den Sieg.
Feuchtwangers Nachdichtung fand großen Anklang. Sie wurde in der Schaubühne abgedruckt, Maximilian Harden druckte Auszüge daraus in seiner Wochenzeitschrift Die Zukunft.
Später wurde sie vom Münchner Schauspielhaus zur Uraufführung erworben. Es war eine denkwürdige Aufführung, wenn auch der Darsteller des König Darius Münchner Dialekt sprach. Doch das merkten wenige. In vielen Städten Deutschlands wurden Die Perser gezeigt. Aber bei aller Bewunderung des Publikums und der Presse verstand niemand die Botschaft. Lions Interesse für England ließ nicht nach.
(Marta Feuchtwanger: Nur eine Frau, a.a.O., S. 96ff.)
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Lion Feuchtwanger war entsetzt über die Kriegsbegeisterung unter den Intellektuellen, Literaten und Künstlern vor dem Ersten Weltkrieg. Sogar Hugo von Hofmannsthal und Thomas Mann waren vom deutsch-nationalen Patriotismus infiziert. In seinem Text Aus meinem Leben gesteht Feuchtwanger, der Ausbruch des Krieges habe sein ganzes Weltbild umgestürzt.
Es wühlte mich auf, dass in dem allgemeinen Irrsinn ringsum so wenig vernünftig blieben. Ich konnte vor allem den Hass gegen die Feinde nicht begreifen und versuchte, den Feinden gerecht zu werden.
(Aus meinem Leben, zit. n. Jaretzky, Reinhold [1984]: Lion Feuchtwanger. Rowohlt Verlag, Reinbek, S. 28)
Besonders die feindselige Stimmung gegen England erschütterte Feuchtwanger, und er war auf der Suche nach einem geeigneten Mittel des Widerstands. Seine Frau Marta berichtet:
In den Zeitungen wurde aller Hass über England gegossen. Der Dichter Ernst Lissauer nannte es das „perfekte Albion“. Lion suchte in der Vergangenheit nach Parallelen. Er wollte es nicht wahrhaben, dass alles, was man bisher an einem Volk bewundert hatte, nun nicht gewesen sein sollte. Doch schien ihm seine Stimme, wenn er sie erheben würde, zu schwach in dem lauten Chorus. Er glaubte, dass er mit einem Gleichnis aus der Geschichte besser durchdringen könne. Er entdeckte Die Perser des Aischylos. Da lässt der Dichter den Feind, die Perser, ihren eigenen Krieg schildern und ihre eigene Niederlage. So feierte ein griechischer Dichter den Sieg.
Feuchtwangers Nachdichtung fand großen Anklang. Sie wurde in der Schaubühne abgedruckt, Maximilian Harden druckte Auszüge daraus in seiner Wochenzeitschrift Die Zukunft.
Später wurde sie vom Münchner Schauspielhaus zur Uraufführung erworben. Es war eine denkwürdige Aufführung, wenn auch der Darsteller des König Darius Münchner Dialekt sprach. Doch das merkten wenige. In vielen Städten Deutschlands wurden Die Perser gezeigt. Aber bei aller Bewunderung des Publikums und der Presse verstand niemand die Botschaft. Lions Interesse für England ließ nicht nach.
(Marta Feuchtwanger: Nur eine Frau, a.a.O., S. 96ff.)