Antimodernistische Kritik am NS-Regime
Reck-Malleczewen war als Monarchist, Fortschrittsfeind und Antimodernist keineswegs der typische Hitler-Kritiker. Seine reaktionären Äußerungen gaben immer wieder Anlass zur Diskussion. So schrieb Nico Rost bei einer Begegnung mit ihm im KZ Dachau, bei dem beide über Reck-Malleczewens Bücher sprachen: „Ich erinnerte mich aber auch – doch das sagte ich ihm nicht –, dass seine Studie über Charlotte Corday ein absolut konterrevolutionäres Buch war und seinerzeit der Reaktion in die Hand spielte.“ (Nico Rost: Goethe in Dachau. Verlag Volk & Welt, Berlin, S. 280)
Reck lehnte das neue Massenzeitalter rundweg ab. Für ihn blieb die Masse immer der Pöbel.
Aber ist nicht eben das, was wir hier erleben, die letzte Folge von 1789 [...] ja, es ist die unvermeidbare Katastrophe des Massendenkens und damit des Massenmenschen, die für meine Erkenntnisse in unseren Tagen begonnen hat und die sich nun mit allen Schrecken und allen Hoffnungen über den Horizonten der Menschheit abzeichnet. [...] Der Massenmensch ist in seinem seelischen und körperlichen Lebensbedingungen abhängig vom Fluidum der Verniggerung und des Troglodytismus: was wird geschehen, wenn morgen ihm der Schlamm, sein geliebter Schlamm fortgeschwemmt wird?
(Friedrich Percyval Reck-Malleczewen: Tagebuch eines Verzweifelten. Zeugnis einer inneren Emigration. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 1971, S. 33)
Dass diese Massen auch das Ergebnis jahrhundertelanger Verweigerung von Sozialstaat, Demokratie und Bürgerrechten waren, reflektierte er nicht. Für ihn stand der Nationalsozialismus in engem Zusammenhang mit der Nivellierung der vergangenen Jahre.
Der konservative Historiker Joachim Fest hatte nach Erscheinen des Tagebuch eines Verzweifelten geschrieben: „Man muss davor warnen, den selbstverständlichen Respekt, auf den das Opfer Reck Anspruch besitzt, auszudehnen auf den Verfasser dieses Tagebuchs. Denn die Verzweiflungen dieses Verzweifelten sind nicht die unseren. Sie sind das Resultat der rückwärtsgewandten Fluchtträume eines entfremdeten Intellektuellen in der modernen Welt.“ (Joachim Fest: Wider einen Widerstand. In: Der Spiegel. Nr. 3. 1967, S. 84) Letztlich lehnte Reck den Nationalsozialismus aus einem ständisch-aristokratischen Dünkel heraus ab und nicht aufgrund freiheitlich-politischer Erwägungen.
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Reck-Malleczewen war als Monarchist, Fortschrittsfeind und Antimodernist keineswegs der typische Hitler-Kritiker. Seine reaktionären Äußerungen gaben immer wieder Anlass zur Diskussion. So schrieb Nico Rost bei einer Begegnung mit ihm im KZ Dachau, bei dem beide über Reck-Malleczewens Bücher sprachen: „Ich erinnerte mich aber auch – doch das sagte ich ihm nicht –, dass seine Studie über Charlotte Corday ein absolut konterrevolutionäres Buch war und seinerzeit der Reaktion in die Hand spielte.“ (Nico Rost: Goethe in Dachau. Verlag Volk & Welt, Berlin, S. 280)
Reck lehnte das neue Massenzeitalter rundweg ab. Für ihn blieb die Masse immer der Pöbel.
Aber ist nicht eben das, was wir hier erleben, die letzte Folge von 1789 [...] ja, es ist die unvermeidbare Katastrophe des Massendenkens und damit des Massenmenschen, die für meine Erkenntnisse in unseren Tagen begonnen hat und die sich nun mit allen Schrecken und allen Hoffnungen über den Horizonten der Menschheit abzeichnet. [...] Der Massenmensch ist in seinem seelischen und körperlichen Lebensbedingungen abhängig vom Fluidum der Verniggerung und des Troglodytismus: was wird geschehen, wenn morgen ihm der Schlamm, sein geliebter Schlamm fortgeschwemmt wird?
(Friedrich Percyval Reck-Malleczewen: Tagebuch eines Verzweifelten. Zeugnis einer inneren Emigration. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 1971, S. 33)
Dass diese Massen auch das Ergebnis jahrhundertelanger Verweigerung von Sozialstaat, Demokratie und Bürgerrechten waren, reflektierte er nicht. Für ihn stand der Nationalsozialismus in engem Zusammenhang mit der Nivellierung der vergangenen Jahre.
Der konservative Historiker Joachim Fest hatte nach Erscheinen des Tagebuch eines Verzweifelten geschrieben: „Man muss davor warnen, den selbstverständlichen Respekt, auf den das Opfer Reck Anspruch besitzt, auszudehnen auf den Verfasser dieses Tagebuchs. Denn die Verzweiflungen dieses Verzweifelten sind nicht die unseren. Sie sind das Resultat der rückwärtsgewandten Fluchtträume eines entfremdeten Intellektuellen in der modernen Welt.“ (Joachim Fest: Wider einen Widerstand. In: Der Spiegel. Nr. 3. 1967, S. 84) Letztlich lehnte Reck den Nationalsozialismus aus einem ständisch-aristokratischen Dünkel heraus ab und nicht aufgrund freiheitlich-politischer Erwägungen.