Lieber bayrisch sterben, als kaiserlich verderben: Der Bauernaufstand von 1705/06
Die Wurzeln der Auseinandersetzungen des Jahres 1705 liegen im Spanischen Erbfolgekrieg (1701-1714), in dem Bayern sich auf Seiten Frankreichs stellte. Im August 1704 unterlagen die bayerischen und französischen Truppen in der Zweiten Schlacht von Höchstädt den Alliierten unter der Führung von Prinz Eugen von Savoyen und John Churchill, 1. Duke of Marlborough. Der bayerische Kurfürst wurde mit Reichsacht belegt und zog sich nach Brüssel ins Exil zurück. Um Aufstände zu vermeiden zeigte sich Kaiser Leopold I. den besiegten Bayern gegenüber zunächst großmütig. Doch als der Kaiser im Mai 1705 plötzlich starb, übernahm sein Sohn Joseph I. die Macht. Dieser besetzte München und das bayerische Oberland. Zudem erließ er drastische Steuererhöhungen, ordnete die zwangsweise Einquartierung und Versorgung seiner Truppen an und ließ ab Herbst 1705 bayerische Männer zwangsrekrutieren.
Es kam zu ersten Aufständen. Nachdem sich immer mehr Offiziere, Beamte und Handwerker auf die Seite der Aufständischen schlugen, übernahmen diese Mitte Dezember 1705 in Burghausen die Macht. Eine Delegation unter Franz Bernhard Freiherr von Prielmayr wurde nach Anzing bei München gesandt, um mit den Österreichern zu verhandeln. Trotz der Waffenstillstandsverhandlungen schmiedeten die Aufständischen Pläne, die Österreicher endgültig aus München zu vertreiben.
Federführend dabei zeigten sich Matthias Ägidius Fuchs und Georg Sebastian Plinganser. Ihr Plan sah vor, die kaiserlichen Soldaten im Norden Bayerns in lokale Scharmützel zu verwickeln, so dass ein Teil der Aufständischen in einem Sternmarsch unbehelligt nach München gelangen konnte. Eine Münchener Bürgerwehr sollte aus dem Innern der Stadt heraus den Angriff unterstützen. Am 19. Dezember 1705 rief Fuchs die Oberländer zu den Waffen. Am Heiligen Abend 1705 begann der Marsch auf München. Als die Oberländer gegen Mitternacht in Sendling eintrafen, waren die Unterländer von den kaiserlichen Truppen bei Zorneding bereits aufgerieben worden. Zwar gelang es einem kleinen Teil der Oberländer in München einzuziehen, sie wurden jedoch rasch von den kaiserlichen Truppen gestellt. Wer entkommen konnte, floh zurück nach Sendling. Hier begaben sich die Aufständischen vertrauensvoll in die Hände der Sieger. Ohne Gnade metzelten diese die Bauern nieder und machten auch vor der alten Pfarrkirche von Sendling, in die sich die letzten Überlebenden geflüchtet hatten, nicht halt.
Nach Ende der Sendlinger Mordweihnacht marschierten die kaiserlichen Truppen weiter in Richtung Niederbayern, wo am 8. Januar 1706 bei Aidenbach die letzte große Schlacht des Aufstandes begann. Nach der erneuten Niederlage brach der bayerische Widerstand in sich zusammen. Innerhalb von nur drei Wochen waren auf bayerischer Seite knapp 10.000 Opfer zu verzeichnen. Die Anführer des Aufstands, soweit ihnen die Flucht nicht gelang, wurden hingerichtet.
(Wuermeling, Henric L. [2005]: 1705. Der bayerische Volksaufstand und die Sendlinger Mordweihnacht. LangenMüller Verlag, München)
Weitere Kapitel:
Die Wurzeln der Auseinandersetzungen des Jahres 1705 liegen im Spanischen Erbfolgekrieg (1701-1714), in dem Bayern sich auf Seiten Frankreichs stellte. Im August 1704 unterlagen die bayerischen und französischen Truppen in der Zweiten Schlacht von Höchstädt den Alliierten unter der Führung von Prinz Eugen von Savoyen und John Churchill, 1. Duke of Marlborough. Der bayerische Kurfürst wurde mit Reichsacht belegt und zog sich nach Brüssel ins Exil zurück. Um Aufstände zu vermeiden zeigte sich Kaiser Leopold I. den besiegten Bayern gegenüber zunächst großmütig. Doch als der Kaiser im Mai 1705 plötzlich starb, übernahm sein Sohn Joseph I. die Macht. Dieser besetzte München und das bayerische Oberland. Zudem erließ er drastische Steuererhöhungen, ordnete die zwangsweise Einquartierung und Versorgung seiner Truppen an und ließ ab Herbst 1705 bayerische Männer zwangsrekrutieren.
Es kam zu ersten Aufständen. Nachdem sich immer mehr Offiziere, Beamte und Handwerker auf die Seite der Aufständischen schlugen, übernahmen diese Mitte Dezember 1705 in Burghausen die Macht. Eine Delegation unter Franz Bernhard Freiherr von Prielmayr wurde nach Anzing bei München gesandt, um mit den Österreichern zu verhandeln. Trotz der Waffenstillstandsverhandlungen schmiedeten die Aufständischen Pläne, die Österreicher endgültig aus München zu vertreiben.
Federführend dabei zeigten sich Matthias Ägidius Fuchs und Georg Sebastian Plinganser. Ihr Plan sah vor, die kaiserlichen Soldaten im Norden Bayerns in lokale Scharmützel zu verwickeln, so dass ein Teil der Aufständischen in einem Sternmarsch unbehelligt nach München gelangen konnte. Eine Münchener Bürgerwehr sollte aus dem Innern der Stadt heraus den Angriff unterstützen. Am 19. Dezember 1705 rief Fuchs die Oberländer zu den Waffen. Am Heiligen Abend 1705 begann der Marsch auf München. Als die Oberländer gegen Mitternacht in Sendling eintrafen, waren die Unterländer von den kaiserlichen Truppen bei Zorneding bereits aufgerieben worden. Zwar gelang es einem kleinen Teil der Oberländer in München einzuziehen, sie wurden jedoch rasch von den kaiserlichen Truppen gestellt. Wer entkommen konnte, floh zurück nach Sendling. Hier begaben sich die Aufständischen vertrauensvoll in die Hände der Sieger. Ohne Gnade metzelten diese die Bauern nieder und machten auch vor der alten Pfarrkirche von Sendling, in die sich die letzten Überlebenden geflüchtet hatten, nicht halt.
Nach Ende der Sendlinger Mordweihnacht marschierten die kaiserlichen Truppen weiter in Richtung Niederbayern, wo am 8. Januar 1706 bei Aidenbach die letzte große Schlacht des Aufstandes begann. Nach der erneuten Niederlage brach der bayerische Widerstand in sich zusammen. Innerhalb von nur drei Wochen waren auf bayerischer Seite knapp 10.000 Opfer zu verzeichnen. Die Anführer des Aufstands, soweit ihnen die Flucht nicht gelang, wurden hingerichtet.
(Wuermeling, Henric L. [2005]: 1705. Der bayerische Volksaufstand und die Sendlinger Mordweihnacht. LangenMüller Verlag, München)