Das Manuskript im Erdloch
Vom 20. November 1942 bis zum 2. Mai 1945 schrieb Edgar Kupfer-Koberwitz Tagebuch. Er beschrieb den Alltag im Konzentrationslager, die Häftlingsgesellschaft und die Lager-SS. Neben Grausamkeiten, Tod und Verzweiflung zeigte er anhand von Theateraufführungen, Konzerten und Literatur, wie die Häftlinge der NS-Barbarei ihre Kultur entgegensetzten. Edgar Kupfer-Koberwitz wurde als Schreiber in der Schraubenfabrik Präzifix eingesetzt. Hier entstanden große Teile seines Dachauer Tagebuchs.
Als Betriebsbüro hatten wir manchmal nachts bis 10 oder 11 Uhr zu arbeiten. Es war uns auch gestattet, unser Abendbrot am Arbeitsplatz einzunehmen. Meinen Arbeitstisch hatte ich mir in einer halbdunklen Ecke gesucht, um mich herum eine ganze Burg aus Ordnern und Kästen und derartigen Büro-Utensilien aufgebaut. Nun begann die Zeit meiner großen Arbeit: Das Buch über Dachau.
Zwischen den Kartothek- und anderen Bogen lagen Gedichte, Aufzeichnungen und Notizen. Wenn es einmal dem Obermeister oder irgendeinem anderen gelang, mich zu überraschen, so fielen ihre Blicke auf die rasch verdeckten Kartothekblätter oder auf ein harmloses Gedicht, die harmlosen Sätze irgendeines Gedankenganges. Sollte einmal ein Gedicht in die Hände der SS fallen, geschrieben während der Arbeit, so war das nicht so schlimm. Es gab Prügel, eine Meldung und die berühmten „Fünfundzwanzig“.
(S. 9)
Um die Aufzeichnungen zu schützen, zementierte Otto Höfer, ein Mithäftling, der das Materiallager der Firma beaufsichtigte, die mit Ölpapier, Alufolie und Lappen umwickelten Manuskriptseiten in den Boden der Lagerhalle ein. Neben Otto Höfer wusste auch noch Stanislaw Janczar davon. Beide hatte Kupfer-Koberwitz gebeten, bei seinem Tod das Manuskript zu retten.
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Vom 20. November 1942 bis zum 2. Mai 1945 schrieb Edgar Kupfer-Koberwitz Tagebuch. Er beschrieb den Alltag im Konzentrationslager, die Häftlingsgesellschaft und die Lager-SS. Neben Grausamkeiten, Tod und Verzweiflung zeigte er anhand von Theateraufführungen, Konzerten und Literatur, wie die Häftlinge der NS-Barbarei ihre Kultur entgegensetzten. Edgar Kupfer-Koberwitz wurde als Schreiber in der Schraubenfabrik Präzifix eingesetzt. Hier entstanden große Teile seines Dachauer Tagebuchs.
Als Betriebsbüro hatten wir manchmal nachts bis 10 oder 11 Uhr zu arbeiten. Es war uns auch gestattet, unser Abendbrot am Arbeitsplatz einzunehmen. Meinen Arbeitstisch hatte ich mir in einer halbdunklen Ecke gesucht, um mich herum eine ganze Burg aus Ordnern und Kästen und derartigen Büro-Utensilien aufgebaut. Nun begann die Zeit meiner großen Arbeit: Das Buch über Dachau.
Zwischen den Kartothek- und anderen Bogen lagen Gedichte, Aufzeichnungen und Notizen. Wenn es einmal dem Obermeister oder irgendeinem anderen gelang, mich zu überraschen, so fielen ihre Blicke auf die rasch verdeckten Kartothekblätter oder auf ein harmloses Gedicht, die harmlosen Sätze irgendeines Gedankenganges. Sollte einmal ein Gedicht in die Hände der SS fallen, geschrieben während der Arbeit, so war das nicht so schlimm. Es gab Prügel, eine Meldung und die berühmten „Fünfundzwanzig“.
(S. 9)
Um die Aufzeichnungen zu schützen, zementierte Otto Höfer, ein Mithäftling, der das Materiallager der Firma beaufsichtigte, die mit Ölpapier, Alufolie und Lappen umwickelten Manuskriptseiten in den Boden der Lagerhalle ein. Neben Otto Höfer wusste auch noch Stanislaw Janczar davon. Beide hatte Kupfer-Koberwitz gebeten, bei seinem Tod das Manuskript zu retten.