Heidnische Madonna
Franziska zu Reventlows Sohn wird am 1. September 1897 geboren. Sie gibt ihm den Namen Rolf, nennt ihn meistens Bubi oder Maus und wählt Rolf von Brockdorff, einen Verwandten mütterlicherseits, zum Paten. Es steht für sie außer Frage, dass sie ihren Sohn allein aufziehen wird. Den Namen des Vaters verschweigt sie und setzt sich mutig über die Ächtung hinweg, die sie als geschiedene Frau und Mutter eines unehelichen Kindes erfährt. In ihrem Tagebuch finden sich nur wenige Andeutungen über A. oder den „Mann auf dem Pferd“, den sie aus ihrem Leben fernhalten will. Es handelt sich bei ihm offensichtlich um eine Bekanntschaft aus dem Salon B. der Madame X, einem gehobenen Bordell, in dem sie zeitweise gearbeitet hat. Ihr Lektor Korfiz Holm erhält auf seine Frage nach Rolfs Vater die lakonische Antwort: „Lieber Gott, ein fremder Herr – so wie ich heute zu ihm stehe. Den geht der Bub nicht das geringste an. Ich würde es mir schön verbitten, wenn er sich um ihn bekümmern wollte.“ In seinen unveröffentlichten Erinnerungen bestätigt Rolf Reventlow, dass es zwischen ihm und seiner Mutter das unausgesprochene Abkommen gab, sie nicht nach „persönlichen Dingen“ zu befragen, sondern zu warten, bis sie ihm von selbst davon erzählte. Diskretion bleibt ihre unumstößliche Lebensmaxime, die sie niemals zur Disposition stellt, sondern kultiviert. Auch bei ihrem Sohn macht sie keine Ausnahme und er erklärt: „So erfuhr ich nie, wer mein Vater war.“
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Franziska zu Reventlows Sohn wird am 1. September 1897 geboren. Sie gibt ihm den Namen Rolf, nennt ihn meistens Bubi oder Maus und wählt Rolf von Brockdorff, einen Verwandten mütterlicherseits, zum Paten. Es steht für sie außer Frage, dass sie ihren Sohn allein aufziehen wird. Den Namen des Vaters verschweigt sie und setzt sich mutig über die Ächtung hinweg, die sie als geschiedene Frau und Mutter eines unehelichen Kindes erfährt. In ihrem Tagebuch finden sich nur wenige Andeutungen über A. oder den „Mann auf dem Pferd“, den sie aus ihrem Leben fernhalten will. Es handelt sich bei ihm offensichtlich um eine Bekanntschaft aus dem Salon B. der Madame X, einem gehobenen Bordell, in dem sie zeitweise gearbeitet hat. Ihr Lektor Korfiz Holm erhält auf seine Frage nach Rolfs Vater die lakonische Antwort: „Lieber Gott, ein fremder Herr – so wie ich heute zu ihm stehe. Den geht der Bub nicht das geringste an. Ich würde es mir schön verbitten, wenn er sich um ihn bekümmern wollte.“ In seinen unveröffentlichten Erinnerungen bestätigt Rolf Reventlow, dass es zwischen ihm und seiner Mutter das unausgesprochene Abkommen gab, sie nicht nach „persönlichen Dingen“ zu befragen, sondern zu warten, bis sie ihm von selbst davon erzählte. Diskretion bleibt ihre unumstößliche Lebensmaxime, die sie niemals zur Disposition stellt, sondern kultiviert. Auch bei ihrem Sohn macht sie keine Ausnahme und er erklärt: „So erfuhr ich nie, wer mein Vater war.“