Carry Brachvogels „Schwertzauber“

Carry Brachvogel setzt sich im Ersten Weltkrieg auch literarisch mit dem Krieg auseinander. Schwertzauber, ein Roman über den Ersten Weltkrieg, erscheint 1917, drei Jahre nach Ausbruch des Krieges.

In ihm führt die Schriftstellerin vor, wie der Kriegsausbruch und der Kriegsverlauf alle Menschen grundlegend verändert, in Wesen, Verhalten und Wertevorstellungen, und wie aus anfänglicher Kriegslust bald Tod und Verzweiflung erwachsen. Im Mittelpunkt des Romangeschehens steht eine Großfamilie, zwei Ehepaare und ihre Verwandten. Der Privatgelehrte Rudolf Römer und seine Frau Steffi, eine bekannte Opernsängerin, leben in München. Rudolfs Schwester Klara und ihr Mann Fedor Horsten, kaiserlich russischer Staatsrat, wohnen in Seeon. Hier arbeitet Feodor als Berater für die russischen Herzöge, für das Geschlecht der Leuchtenberger, die hier tatsächlich auch damals lebten. Weitere Protagonisten sind Feodors russische Kusine Olga, eine Heimat- und Kriegsfanatikerin, und die in höheren Sphären lebende Irene von Erhart, die in ihrer Wahlheimat an den Weltfrieden glaubt und ihren Sohn Lorenzaccio im Sinne ihrer elitären Kulturideale zu erziehen versucht.

Während eines idyllischen Familientreffens im Sommer 1917 in Seeon im Chiemgau, erfahren die Protagonisten, dass der österreichische Thronfolger in Sarajewo ermordet worden ist. Beginnend damit führt Carry Brachvogel in ihrem Roman vor, wer diese Menschen vor dem Ersten Weltkrieg sind und wie sie sich mit Kriegsausbruch und den folgenden Jahren verändern und sich jeder aus der Perspektive des Anderen in einen Fremden verwandelt. Bei allen Romanfiguren treten Persönlichkeitsanteile zutage, die sie an sich selbst nicht kannten. Und so sind es vor allem auch psychologische Aspekte, die im Fokus stehen. Doch auch verschiedene Perspektiven und Verhaltensweisen gegenüber dem Krieg treten ins Blickfeld, Kriegsfanatiker und Kriegsgegner und auch die Kriegszustände in Russland, Italien und der Schweiz sind Thema. Carry Brachvogels Schwertzauber vermittelt einen Eindruck davon, wieso man damals davon überzeugt davon war, das „Vaterland“ verteidigen zu müssen.

Verfasst von: Monacensia Literaturarchiv und Bibliothek / Dr. Ingvild Richardsen

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Carry Brachvogel: Schwertzauber, Stuttgart 1917 © Privatarchiv Ingvild Richardsen