Helene Böhlau und ihr Roman „Halbtier“
Die 1856 in Weimar geborene Helene Böhlau zählt zu ihrer Zeit zu den bedeutendsten Münchner Schriftstellerinnen. Ihr Werk umfasst sowohl Kunst- als auch Gebrauchs- und Unterhaltungsliteratur. Ab 1882 veröffentlicht sie Novellen und Romane. Ihre Werke lassen sich bald zwei Themengruppen zuordnen: Zum einen befasst sie sich mit dem emanzipatorischen Recht der Frau (Im frischen Wasser, 1891; Der Rangierbahnhof, 1896; Das Recht der Mutter, 1896; Halbtier, 1899), zum anderen mit der Altweimarer Vergangenheit (Ratsmädelgeschichten, 1888; Altweimarische Geschichten, 1897; Der gewürzige Hund, 1916; Die leichtsinnige Eheliebste, 1925). Ihre frühen, vom Naturalismus beeinflussten feministischen und emanzipatorischen Romane erregen großes Aufsehen, insbesondere der Roman Halbtier, der 1899 erscheint.
In den 1880er-Jahren lernt sie auf einer Reise in den Orient den Architekten und Privatgelehrten Friedrich Arnd (1839-1911) kennen und lieben. Dieser konvertiert vom Judentum zum Islam und nennt sich fortan Omar al Raschid Bey. 1886 heiratet das Paar in Konstantinopel, wo sie vier Jahre leben. 1990 zieht das Ehepaar dann nach München. Hier wohnen sie erst in der Kaulbachstr. 62, ab 1900 dann in der Seestrasse 3c. In München tritt Böhlau in den 1894 neugegründeten Münchner „Verein für geistige Interessen der Frau“ ein (1899: Verein für Fraueninteressen e.V.), der sich für das Recht auf Bildung, Erwerbstätigkeit und finanzielle Unabhängigkeit bürgerlicher Mädchen und Frauen einsetzt und durch den sich die bürgerliche Frauenbewegung in Bayern verbreitet. Viele Münchner Schriftstellerinnen sind hier Mitglied. Und so wird sie denn auch durch dieses Umfeld zu ihrem Roman Halbtier angeregt.
Literaturhistorisch lassen sich die emanzipatorischen Werke Helene Böhlaus im Naturalismus verorten. In der Engagiertheit ihrer Romane spiegelt sich die naturalistische Programmatik, der es um eine Verbesserung des sozialen Zustandes in der Gesellschaft geht. 1899 veröffentlicht die Münchnerin Helene Böhlau den Roman Halbtier, der über seine Zeit hinaus auch auf den sich um 1910 formierenden Expressionismus vorausweist.
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Die 1856 in Weimar geborene Helene Böhlau zählt zu ihrer Zeit zu den bedeutendsten Münchner Schriftstellerinnen. Ihr Werk umfasst sowohl Kunst- als auch Gebrauchs- und Unterhaltungsliteratur. Ab 1882 veröffentlicht sie Novellen und Romane. Ihre Werke lassen sich bald zwei Themengruppen zuordnen: Zum einen befasst sie sich mit dem emanzipatorischen Recht der Frau (Im frischen Wasser, 1891; Der Rangierbahnhof, 1896; Das Recht der Mutter, 1896; Halbtier, 1899), zum anderen mit der Altweimarer Vergangenheit (Ratsmädelgeschichten, 1888; Altweimarische Geschichten, 1897; Der gewürzige Hund, 1916; Die leichtsinnige Eheliebste, 1925). Ihre frühen, vom Naturalismus beeinflussten feministischen und emanzipatorischen Romane erregen großes Aufsehen, insbesondere der Roman Halbtier, der 1899 erscheint.
In den 1880er-Jahren lernt sie auf einer Reise in den Orient den Architekten und Privatgelehrten Friedrich Arnd (1839-1911) kennen und lieben. Dieser konvertiert vom Judentum zum Islam und nennt sich fortan Omar al Raschid Bey. 1886 heiratet das Paar in Konstantinopel, wo sie vier Jahre leben. 1990 zieht das Ehepaar dann nach München. Hier wohnen sie erst in der Kaulbachstr. 62, ab 1900 dann in der Seestrasse 3c. In München tritt Böhlau in den 1894 neugegründeten Münchner „Verein für geistige Interessen der Frau“ ein (1899: Verein für Fraueninteressen e.V.), der sich für das Recht auf Bildung, Erwerbstätigkeit und finanzielle Unabhängigkeit bürgerlicher Mädchen und Frauen einsetzt und durch den sich die bürgerliche Frauenbewegung in Bayern verbreitet. Viele Münchner Schriftstellerinnen sind hier Mitglied. Und so wird sie denn auch durch dieses Umfeld zu ihrem Roman Halbtier angeregt.
Literaturhistorisch lassen sich die emanzipatorischen Werke Helene Böhlaus im Naturalismus verorten. In der Engagiertheit ihrer Romane spiegelt sich die naturalistische Programmatik, der es um eine Verbesserung des sozialen Zustandes in der Gesellschaft geht. 1899 veröffentlicht die Münchnerin Helene Böhlau den Roman Halbtier, der über seine Zeit hinaus auch auf den sich um 1910 formierenden Expressionismus vorausweist.