Neue Gedichte von Jürgen Bulla und Stefan Erhardt
Letzte Woche stellten die Münchner Lyriker Jürgen Bulla und Stefan Erhardt in der Buchhandlung Buch in der Au ihre neuen Gedichtbände vor. Jürgen Bulla präsentierte Ich sehe noch Tellaro. Landschaften mit und ohne Cara, Stefan Erhardt las aus The Bathroom Sessions.
Eine Doppellesung drängte sich aus verschiedenen Gründen geradezu auf: Fast zeitgleich sind ihre neuen Bücher erschienen - und beide in der Lyrik-Reihe Phöbus des Scaneg Verlags. Neben dem Schreiben unterrichten beide Dichter zudem am selben Gymnasium in München das Fach Deutsch. Sie schreiben beide regelmäßig für das von Stefan Erhardt gegründete Fußballmagazin Der tödliche Pass und treten zuletzt auch noch wöchentlich gemeinsam gegen den Ball, jeden Mittwoch um 18 Uhr in einer sagenumwobenen, verwitterten alten Turnhalle am Königsplatz.
In Stefan Erhardts The Bathroom Sessions versuchen vier fiktive Jazzmusiker, jeder auf seine instrumentale Art und Weise, über Leib, Leben und Liebe zu improvisieren. Dabei reichen ihre Kompositionen von lautmalerisch-konkreter Poesie bis zum lakonisch-haikuartigen Sinngedicht.
Jürgen Bulla, der als Lyriker bereits mehrere Bücher publiziert hat, beschwört in seinen neuen Gedichten einen poetischen Dialog, in den der Autor italienische Orte der Liebe und der Liebeslosigkeit als Mittler des Gewesenen mit eintreten lässt.
Jürgen Bulla
Ligurisches Porträt
Ich sehe noch Tellaro, Cara, du in roter
Bluse durch das hängende Dorf über
Steinstufen an ein Geländer mit freier
Sicht auf die treppenartig abgestuften
bunten Fassaden hinab zur Bucht der
Dichter, unter dir die glattgestrichene
See hinüber zu den ersten Hügeln des
Apennin, und über deinem schwarzen
Haar die dünne Wolkendecke, rötlich
ausgeleuchtet von der Abendsonne,
die Geduld hat wie das Meer und sich
allmählich in ihm spiegelt, während du
in die Linse der Kamera blickst, mit
einer Art freudigen Ahnung, dass mein
Bild gelingen wird, dass die Berge,
das Dorf und das Meer ohne dich
in Zukunft unvorstellbar sind.
Stefan Erhardt
verstaute hoffnung
reglos ohne
auch nur einmal den kopf zu drehn
fahr in der leeren straßenbahn nachts
ich allein nach hause
pack dort die hoffnung
stopf sie in den schrank
zuunterst der gerollten hängematte
und der eingestaubten reisetaschen
einen alten mantel noch obendrauf
schlag die schranktüren zu -
soll sie sehen wie sie da wieder rauskommt.
Neue Gedichte von Jürgen Bulla und Stefan Erhardt>
Letzte Woche stellten die Münchner Lyriker Jürgen Bulla und Stefan Erhardt in der Buchhandlung Buch in der Au ihre neuen Gedichtbände vor. Jürgen Bulla präsentierte Ich sehe noch Tellaro. Landschaften mit und ohne Cara, Stefan Erhardt las aus The Bathroom Sessions.
Eine Doppellesung drängte sich aus verschiedenen Gründen geradezu auf: Fast zeitgleich sind ihre neuen Bücher erschienen - und beide in der Lyrik-Reihe Phöbus des Scaneg Verlags. Neben dem Schreiben unterrichten beide Dichter zudem am selben Gymnasium in München das Fach Deutsch. Sie schreiben beide regelmäßig für das von Stefan Erhardt gegründete Fußballmagazin Der tödliche Pass und treten zuletzt auch noch wöchentlich gemeinsam gegen den Ball, jeden Mittwoch um 18 Uhr in einer sagenumwobenen, verwitterten alten Turnhalle am Königsplatz.
In Stefan Erhardts The Bathroom Sessions versuchen vier fiktive Jazzmusiker, jeder auf seine instrumentale Art und Weise, über Leib, Leben und Liebe zu improvisieren. Dabei reichen ihre Kompositionen von lautmalerisch-konkreter Poesie bis zum lakonisch-haikuartigen Sinngedicht.
Jürgen Bulla, der als Lyriker bereits mehrere Bücher publiziert hat, beschwört in seinen neuen Gedichten einen poetischen Dialog, in den der Autor italienische Orte der Liebe und der Liebeslosigkeit als Mittler des Gewesenen mit eintreten lässt.
Jürgen Bulla
Ligurisches Porträt
Ich sehe noch Tellaro, Cara, du in roter
Bluse durch das hängende Dorf über
Steinstufen an ein Geländer mit freier
Sicht auf die treppenartig abgestuften
bunten Fassaden hinab zur Bucht der
Dichter, unter dir die glattgestrichene
See hinüber zu den ersten Hügeln des
Apennin, und über deinem schwarzen
Haar die dünne Wolkendecke, rötlich
ausgeleuchtet von der Abendsonne,
die Geduld hat wie das Meer und sich
allmählich in ihm spiegelt, während du
in die Linse der Kamera blickst, mit
einer Art freudigen Ahnung, dass mein
Bild gelingen wird, dass die Berge,
das Dorf und das Meer ohne dich
in Zukunft unvorstellbar sind.
Stefan Erhardt
verstaute hoffnung
reglos ohne
auch nur einmal den kopf zu drehn
fahr in der leeren straßenbahn nachts
ich allein nach hause
pack dort die hoffnung
stopf sie in den schrank
zuunterst der gerollten hängematte
und der eingestaubten reisetaschen
einen alten mantel noch obendrauf
schlag die schranktüren zu -
soll sie sehen wie sie da wieder rauskommt.