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Vasyl Lozynskyj stellt den ukrainischen Dichter und Futuristen Geo Schkurupij vor

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Geo Schkurupij, ca. 1928

Umgekommen in einem Lager Stalins, beinahe verschwunden in Archiven, ist der ukrainische Dichter Geo Schkurupij doch eine der interessantesten und wichtigsten Stimmen der ukrainischen Avantgarde nach dem Ersten Weltkrieg. Der Lyriker Vasyl Lozynskyj hat eine Auswahl der Gedichte Schkurupijs erstmals ins Deutsche übertragen, in Zusammenarbeit mit Beatrix Kersten, und stellt den älteren Kollegen hier mit einem knappen biografischen Porträt vor.

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Geo (Georgij, Jurij) Schkurupij wurde in der Anthologie Rosstriljane widrodschennja („Erschossene Wiedergeburt“, 1953 auf Ukrainisch in der Serie der Bücher der Pariser polnischen Emigrationszeitschrift Kultur) mitherausgegeben. Vom Titel der Anthologie leitet sich der Name für diese Generation ukrainischer Autoren ab. Geo Schkurupij wurde 1903 in Bendery (dt. Bender), damals Moldau, geboren und wuchs im ukrainischen Podolien auf. Er besuchte in Kyjiw das Gymnasium und hat dort später auch studiert. Er war Journalist, Prosaautor und Dichter. Schkurupij arbeitete in seiner Jugendzeit für die Eisenbahn und später als Drehbuchautor in Filmstudios sowie als Autor in Zeitungen in Odessa und Kyjiw. Er verfasste u.a. kritische Artikel über den ukrainischen Futurismus und gilt neben Mychajl Semenko als dessen Haupttheoretiker.

Ab 1921 veröffentlichte Schkurupij in Zeitschriften, etwa der panfuturistischen Semafor u majbutnje („Die Signalleuchte in die Zukunft“), der Zeitschrift der Künstlergruppe Nova Generatsia („Neue Generation“) – Avangard („Avantgarde“), die er mitredigierte. Er gehörte auch anderen Künstlergruppen an, vor allem VAPLITE (Vilna Akademija Proletarskoji Literatury  – „Freie Akademie der Proletarischen Literatur“), die bald verboten wurde.

1934 wurde Schkurupij infolge gezwungenen Geständnis über die Verbindung zu einer angeblichen Terrorgruppe in Kyjiw durch den NKWD (Volkskommissariat für Innere Angelegenheiten mit zeitweise geheimpolizeilichen Aufgaben) verhaftet. 1935 wurde er zu zehn Jahren Lagerhaft verurteilt und im Rahmen der Aktionen des stalinschen „Großen Terrors“ zusammen mit weiteren ukrainischen Intellektuellen auf Solowki interniert und im Leningrader Gebiet 1937 aufgrund des Todesurteils der Geheimpolizei, der sog. „Troika“ (Instanz des NKWD, die ohne ordentliches Verfahren Todesurteile fällen konnte), erschossen.

Schkurupij verfasste zuerst futuristische Gedichtbände, u.a. Psychetosy („Psychetosen“, 1922) und Baraban („Die Trommel“, 1923). Die folgenden Lyrikbände verfasste er dagegen im neoromantischen Stil. Ab 1925 veröffentlichte er Erzählungsbände, u.a. Peremoschets drakona („Der Drachentöter“) oder Pryhody Maschynista Chorna („Die Abenteuer des Lokomotivführers Chorn“, beide 1925 veröffentlicht). Außerdem erschienen Romane vom Schkurupij, u.a. Schanna-Bataljonerka („Die Bataillionerin Schanna“, 1930). Wie seine Poesie weist auch seine Prosa narrativ experimentelle Merkmale auf.

Der Herausgeber der Anthologie „Erschossene Wiedergeburt“, Jurij Lawrinenko, schreibt in seiner Notiz zu dem Autor zu Schkurupijs Stil Folgendes: „Die Überfülle der prosaischen Banalität in der Poesie, das rücksichtslose Brechen der gängigen Strophik, Epatage des Lesers mit allen Mitteln, freches Provozieren.“

Im Text „Sustritsch na perechresnij stantciji. Rosmowa trjoch“ („Das Treffen auf der Kreuzungsstation. Das Gespräch der Drei“), in dem die drei Futuristen Semenko, Schkurupij und Bashan sich vor Signalleuchten auf den Gleisen treffen und über die Zukunft der Poesie debattieren, beschreibt sich Schkurupij als „Wanderer über Futuroprärien“.

Anmerkung von Vasyl Lozynskyj zu seinen Übersetzungen Schkurupijs

Von Geo Schkurupij hörte ich zum ersten Mal in der Uni-Cafeteria in Lwiw durch den Lyriker Nazar Hontschar in den frühen Nullerjahren. Er empfahl mir die Lektüre, die Texte des Autors seien jedoch nur in einem Archiv der Bibliothek zu finden, zu dem Ivan Lutschuk, ein weiterer ukrainischer Poet, Philologe und auch wie Nazar Hontschar Mitglied der poetischen Gruppe LuHoSad („Wiesengarten“), Zugang habe. Eine Zeile von Schkurupij („Unglück den Kraftlosen“) zitiert Hontschar in einem seiner Gedichte („ich mag sinead o’connor [...]“). 

Schkurupij ist in der Anthologie „Erschossene Wiedergeburt“ nur mit fünf Gedichten vertreten, die mir auffielen und mir die interessantesten von allen Texten aller darin publizierten Autoren zu sein schienen. Seit der Wiederauflage der Anthologie in den späten Nullerjahren wurden die gesammelten Gedichte sowie mehrere Prosawerke von Schkurupij neu herausgegeben. 

Mykola Bashan erregte meine Aufmerksamkeit vor allem durch seine Übersetzungen Hölderlins. Erst später interessierte ich mich für die Verbindungen unter den drei Futuristen und ihre gegenseitige Beeinflussung. Mykola Bashan, Autor des frühen Poems „Rosmowa serdec“ („Das Gespräch der Herzen“) schrieb später regimekonforme Lyrik.

Die übersetzten Gedichte Schkurupijs finden Sie hier ...