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Förderstipendium Neustart-Paket Freie Kunst an Claudia Klischat

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Gruppenfoto der Stipendiat*innen und Stipendiaten mit Kunstminister Markus Blume (8. v. r.) © Wolfgang Maria Weber/StMWK

Lyrik, Comics und Romane: Am 28. September 2022 wurden in der Bayerischen Akademie der Schönen Künste 22 Schriftstellerinnen und Schriftsteller von Kunstminister Markus Blume mit den Förder- und Arbeitsstipendien des Freistaates Bayern ausgezeichnet. Unter den geförderten Publikationsvorhaben finden sich Lyrik-, Erzähl- und Comicbände ebenso wie die Geschichte einer potenziellen Amour fou sowie eine im 19. Jahrhundert angesiedelte gesellschaftskritische „biofiction“. Das Literaturportal Bayern stellt in den kommenden 11 Wochen jeweils zwei der Preisträgerinnen und Preisträger mit einem Porträt und einem Textauszug vor.

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Claudia Klischat, 1970 in Wolfratshausen geboren, studierte von 1998 bis 2001 am Deutschen Literaturinstitut. 2003 erschien ihr erster Erzählband Tiefausläufer (Edition Solitude), gefolgt von den Romanen Morgen. Später Abend im Jahr 2005 und Der eine schläft, der andere wacht im Jahr 2010 (beide C. H. Beck). 2019 gründete sie die Lektoratsplattform werspricht Text & Profil mit der Schriftstellerin Donata Rigg. 2020 folgte die Gründung des Unternehmens kmkb Netzwerk & Beratung, das in der Kunst-, Kultur-, Design- und Medienbranche angesiedelt ist. Claudia Klischat gewann 2000 den Open-Mike-Wettbewerb der Literaturwerkstatt Berlin. 2002 war sie Stipendiatin der Akademie Schloss Solitude in Stuttgart, 2004 erhielt sie den Bayerischen Kunstförderpreis. 2007/08 war sie Stipendiatin im Internationalen Künstlerhaus Villa Concordia.

Auszug aus Heute habe ich keine Lust loszugehen (AT) (Romanvorhaben)

Aus der Ferne hörte er Feierlaunige. Auf Höhe der Gärtnerei vernahm er ein Wimmern, dann einen lauten Schrei: „Ihr Saukerle. Ihr miserablen Missgeburten.“

Dies war die Nacht, in der Ludwig auf Anna Tannenberg traf. Energisch trat sie aus dem Gebüsch hervor, zupfte ihren Rock zurecht, ihre Bluse, ihr Haar.

„Die Saukerle, dort, sehen Sie!“

Die zwei Männer liefen in den Park. Ludwig ließ seinen Bierkrug fallen und rannte los. Einer der Männer stolperte und fiel zu Boden. Ludwig stürzte sich auf den kleinen Bierbäuchigen, der nun begann, um sich zu schlagen. Der andere Kerl war blitzschnell zur Stelle. Ein heftiger Fußtritt traf Ludwigs Schulter, dann seinen Kopf. Erneut ertönte ein Schrei, ein Schrei, der unmöglich einer Frau zuzuordnen war. Für den Bruchteil einer Sekunde erstarrten die Männer. Auch Ludwig hielt inne.

„Verfluchter Hurensohn“, hallte ihre Stimme durch den Park. Sie stürzte sich auf den großen, muskulösen Mann, der sich gerade mit geballten Fäusten über Ludwig hermachte. Noch bevor er ein weiteres Mal zuschlagen konnte, hing die Frau wie ein Raubtier am Körper des Mannes. Der Bierbäuchige befreite sich aus Ludwigs Schwitzkasten und lief, so schnell er konnte, davon. Anna Tannenberg indessen schlug um sich, zerkratzte das Gesicht ihres Gegners und versuchte, ihre Daumen in dessen Augen zu drücken. Ein bestialischer Biss folgte, ein zweiter, ein dritter in die Unterlippe. Der Mann jaulte auf. Er legte seine Hände um ihren Hals, aber noch bevor er zudrücken konnte, krümmte er sich vor Schmerzen. Anna hatte ihr Knie gehoben und es mit einem heftigen Stoß in seinen Unterleib gerammt. Schließlich sackte er zusammen und blieb liegen.

„Keinen Tag mehr wirst du Ruhe finden. Du verfluchter Sohn deiner Mutter.“

Ludwig war noch nie einem weiblichen Wesen begegnet, das sich derart zu wehren wusste. Er kannte körperlich starke Frauen wie Maria Stanzl, die in der Fischerei wie ein Kerl zupacken konnte. Er kannte seine Mutter, die sich um einen ganzen Haushalt gekümmert hatte und, wenn Not am Mann gewesen war, in einem Betrieb mitgeholfen hatte, ohne sich jemals zu beklagen. Aber er kannte keine Frau, die sich, wie diese hier, mit der Kraft eines Ringers gegen einen Mann zu verteidigen wusste.