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06.03.2019, 10:29 Uhr
Fitzgerald Kusz
Text & Debatte Bayerische Mundart
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Foto: Fitzgerald Kusz

Der Dichter Fitzgerald Kusz über seine Liebe zum Dialekt

Die 134. Ausgabe der Zeitschrift Literatur in Bayern widmet sich dem Schwerpunktthema Dialekt. Im folgenden Artikel erzählt der Dichter Fitzgerald Kusz, warum er seine Texte auf Ostfränkisch verfasst und was sein Heimatdialekt für ihn bedeutet.

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Dou beißt die Maus kann Fodn roo: Mein ostfränkischer Dialekt ist meine eigentliche Muttersprache. Ich bin in der Nachkriegszeit auf dem Dorf aufgewachsen, in der Büg, einem Ortsteil von Forth, dem heutigen Eckental. Die Mundart meiner Mutter und den bildkräftigen, fast schon archaischen Dialekt meiner aus dem Knoblauchsland stammenden Großmutter habe ich quasi mit der Muttermilch aufgesogen. Meine zweite Sprache war der Großstadt-Dialekt meines Berliner Vaters, den es nach dem Krieg der Liebe wegen nach Franken verschlagen hat.

Das Spannungsverhältnis zwischen diesen beiden total gegensätzlichen Dialekten hat mein Ohr für Sprachen schlechthin hellhörig gemacht. Auf dem Gymnasium hat man erfolglos versucht, mir meinen Dialekt auszutreiben. Ich war Fahrschüler. Im Zug schaltete ich sofort wieder auf den Dialekt um. So lernte ich sehr früh, was Sprachwissenschaftler heute – natürlich auf Englisch – als „Code-Switching" bezeichnen, die Fähigkeit, von einer Sprache auf die andere umzuschalten.

Im Laufe meines Studiums verbrachte ich ein Jahr als „assistant teacher" in der englischen Provinz, um meine Englischkenntnisse zu verbessern. Ich musste entweder Englisch oder im Unterricht Hochdeutsch sprechen. Da wurde mir zum ersten Mal schmerzhaft bewusst, wie sehr ich meinen Dialekt vermisste. Mir blieb nichts anderes übrig, als mit der Katze meiner Wirtin Fränkisch zu sprechen.

Während meines Studiums begann ich zu schreiben. Wie jeder junge Dichter natürlich Lyrik und noch dazu auf Hochdeutsch. Sprache war für mich Musik mit Worten. Ich war in diesen bewegten 68er-Zeiten sehr stark von der englischen Popmusik inspiriert.

Diesen Sound, diesen Rhythmus wollte ich mit meinen Gedichten imitieren. So kam ich zwangsläufig wieder auf meinen eigenen Dialekt zurück. Die Hochsprache war dafür viel zu schwerfällig. Sie „groovte" nicht, sie hatte keinen „Beat", keinen „Swing". Man übersetze nur mal eine typische Blues-Phrase ins Hochdeutsche: „I go home to my baby": „Ich gehe nach Hause zu meinem Mädchen." Wie furchtbar! Fränkisch war die Rettung: „Iich gaih hamm zu meim Maadlä". Das passte haargenau.

Vielleicht musste ich erst diesen Umweg übers Englische nehmen, um endlich wieder zum unverwechselbaren Sound meiner Kindheit zurückzukehren! Gewissermaßen „Code-Switching" andersherum!

Seit nunmehr 48 Jahren schreibe ich im Dialekt. Ich habe versucht, die Sprache meiner Kindheit literaturfähig zu machen. Inzwischen steht mein Dialekt auf der Liste der bedrohten Sprachen. Es wäre schade, wenn dieses einzigartige immaterielle Kulturgut verlorenginge. Ich werde nicht aufhören, gegen das Dialektsterben anzuschreiben:

 

DIA-LECKDIGG

ohne meinä muddä iä schbrouch
kammi meim vaddä sei land
kreizweis!

 

wos

wos is denn des wos isn edz
es is doch wos wos is des blouß
des derf doch ned wos soll denn des
wos kummdn dou dou kummd doch wos
weä hädd denn blouß an suwos denkd
des kummd mäedz fei ungeleeng
aff suwos woäri ned voäbereid
wos machi edz wos doui blouß
wäi schdäihi denn edz dou?

 

dreggi

deä dreegis iberoll
deä väschwind ned
deä lässd si ned vädreim
den kammä ned wechmachn
deä kummd immä widdä
deä werd immä meä
deä breid si aus
deä kennd kanne grenzn gechä
den kummsd ned oo
gechä den bisd machdlos
deä is schdärkä
deä kennd ka bardong
den bringsd ned aus deim kubf
deäis in diä drin
mid dem moußd lehm