Gerd Holzheimer über den Allgäuer Kunstverlag Josef Fink
Spiegel bayerischer Literatur und Kultur, fundiert und unterhaltsam, Essays, Prosatexte und Gedichte von prominenten und unbekannten Autoren: Das ist die Zeitschrift Literatur in Bayern, die im Allitera Verlag erscheint. Seit über 30 Jahren informiert sie über das literarische Geschehen des Freistaats. Herausgeber Gerd Holzheimer zeichnet in der 131. Ausgabe mit dem Schwerpunkt Literarische Landschaften ein kleines Porträt des Kunstverlags Josef Fink aus Lindenberg im Allgäu.
*
Wie »man« Verleger wird? Schwer zu sagen. Aber man kann zum Beispiel mit vierzehn Jahren die Schule verlassen. Keine Lust haben, Handwerker zu werden wie der Vater und zwei Brüder, sondern in ein Omnibusunternehmen eintreten. Mit siebzehn Jahren stellvertretender Betriebsleiter werden, aber nicht dabei bleiben, weil die spätere Frau, die man dort kennenlernt, das nicht möchte: das Vagabundenleben eines Mannes immer auf der Straße irgendwo in Europa. Was man dann macht? Tunlichst dem Rat der Frau folgen und sich auf eine Stelle bewerben, die von einem Verlag für Kirchenführer in München ausgeschrieben war, allerdings für eine Sekretärin. Und man selbst nach eigener Aussage bis zu diesem Zeitpunkt im ganzen Leben vielleicht in drei Bücher hineingeschaut hat, und das waren Schulbücher.
Aus dem Programm: Ausstellungen, Museen, Künstler
Josef Fink bekommt die Stelle und wird zwar nicht Sekretärin, aber die rechte Hand des Verlegers Hugo Schnell, seines Zeichens Autor von dreihundert Kirchenführern. Hugo Schnell, erklärter Gegner des Nationalsozialismus, rettet sich mit Johannes Steiner, der unter anderem Geschäftsführer für die von den Nazis verbotenen Publikationen von Fritz Gerlich war, mit Kirchenführern durch das Dritte Reich.
Der eigene Weg
Nun, nach dem Krieg, lernt Josef Fink von Schnell sein eigentliches Handwerk, mit allem, was dazu gehört, aber auch mit wirklich allem. Er lernt alles, was man in einem Verlag braucht, um ein Buch von seinem Anfang bis zur Auslieferung zu bringen, und er lernt es sehr gründlich von der Auswahl der Texte und Bilder, über die des Papiers und der Schrift. Akquise gehört auch dazu, Werbung, Vertrieb, Betreuung der Vertreter und so weiter und so fort. Und er macht sich die Inhalte zu eigen, von denen speziell in einem solchen Verlag die Rede sein soll: Kunstgeschichte und Architektur, insbesondere der Gotik, des Barock und Rokoko. Nichts, was ihn nicht interessiert, von den Stuckateuren bis zu den Gold- und Fassmalern. Mit Papier und Bleistift ausgestattet, begleitet er seinen Verleger, den er als seinen zweiten Vater empfindet, auf Schritt und Tritt und schreibt alles auf, was er wissen möchte, und er möchte alles wissen.
Aus dem Programm: Architektur, Baumonographien, große Kunstführer
Dann kommt ein schwieriger Tag im Leben des Josef Fink. Er möchte sich selbstständig machen. Und das bedeutet die Trennung von seinem geistigen Vater Hugo Schnell. Sieben Jahre lang war er für ihn tätig. Nun hat Josef Fink seinen eigenen Verlag. Lapidar hört sich das in einer Selbstdarstellung so an:
»Der Kunstverlag Josef Fink wurde 1996 gegründet. In Lindenberg im Allgäu ansässig, hat er sich mittlerweile im gesamten deutschsprachigen Raum etabliert. Das Verlagsprogramm, das inzwischen über 1.200 Titel umfasst, zeichnet sich von Beginn an durch zwei Schwerpunkte aus: auf der einen Seite Bücher zu Kunst, Kultur und Religion, auf der anderen Seite Kleine Kunstführer durch Kirchen, Profanbauten und Museen. Zum Buchprogramm gehören Künstlermonografien, Bücher zu Denkmalpflege, Architektur, Kunst und Kunstwissenschaft, kulturgeschichtliche Darstellungen, religiöses und frömmigkeitsgeschichtliches Schrifttum, Jahrbücher und Schriftenreihen. Besonderer Zustimmung erfreut sich die Reihe der Kleinen Kunstführer. Die Bandbreite dieser Anthologie reicht von berühmten historischen Gotteshäusern bis zu Inkunabeln zeitgenössischer Sakralarchitektur.«
So schlicht, so einfach.
Der Auflagenmillionär
Josef Fink ist einer dieser analogen Menschen, die es noch gibt, obgleich er sich natürlich auch der digitalen Möglichkeiten bedient. Aber es kann schon sein, dass er mitten in der Nacht in der Druckerei auftaucht, um den Andruck auf seine Farbwiedergabe zu überprüfen. Auch setzt er darauf, dass seine Klientel zum Beispiel in einer Kirche lieber einen seiner kleinen Kirchenkunstführer in die Hand nimmt, als sich mit Tablets und Smartphones durchzuhanteln. Auch kleine Kunstwerke bleiben Kunstwerke und sind keine Wegwerfware, sie behalten ihren wahren Wert.
Aus dem Programm: Adels-, Königs- und Fürstenhäuser
Und das, obwohl von der Menge her der Verlag den Anschein erwecken könnte, Massenware zu produzieren: als »Auflagenmillionär« vierzig Millionen Kirchenführer, zweifelsohne König der Branche. Und dabei geschätzte viereinhalb Millionen Kilometer zurückgelegt, also doch einer, als wäre er noch immer in einem Omnibusunternehmen tätig, der ständig unterwegs ist. Ist er aber nicht, zumindest nicht ganz. Streift man mit ihm durch das Lager seines Verlages, hat man auch ein ordentliches Stück zu gehen: Sechshundert Kirchenführer, zwölfhundert Titel mit dem Schwerpunkt Kunstgeschichte und Denkmalpflege, das bedeutet pro Woche ein Buch. Dabei auch Bücher vom Kaliber eines Kataloges der Archäologischen Staatssammlung München mit dem Titel Im Licht des Südens, wo einem allein schon vom Anblick her die Augen feucht werden. Gestemmt von fünf Mitarbeitern: Das gibt es nicht, oder? Doch. Und eine Tür im Büroteil eines Verlages mit der Aufschrift »Korrektor« gibt es ebenfalls nicht mehr, oder? Doch.
Die unsterblichen Götter Griechenlands gibt es auch, herausgegeben von der Staatlichen Antikensammlung und Glyptothek München: Wiegt sieben Pfund, hat 600 Seiten. Davon gab es einmal fünftausend Stück. Glücklich preisen kann sich, wer ein Exemplar in seinem Besitz hat. Athena, die Göttin, begrüßt einen beim ersten Aufblättern, in ihrem Gefolge Hesiod und Homer. Trunken von göttlicher Nähe bleibt auf immer und ewig, wer sie griffbereit im Regal stehen hat. Hergestellt wurde der voluminöse Band in drei Wochen, vermutlich inoffizieller Weltrekord – wer es fassen kann, der fasse es. Zeus persönlich muss seine Wolken über dem Allgäu geballt haben, um solche Energie zu erzeugen, anders ist es kaum zu verstehen.
Aus dem Programm: Kirchen, Klöster, Schlösser, Burgen
Josef Fink ist nach außen ein stiller Mann. Hat irgendjemand, um nur ein Beispiel zu nennen, bei der Vorstellung von Reinhard Michls FischFroschFuchs, dem Begleitbuch zur gleichnamigen Ausstellung im Kultur- und Bildungszentrum Oberbayern in Seeon, auch nur ein Wort des Verlegers gehört? Es ist seine Sache nicht. Seine Sache sind die Bücher. Und die macht er. Viele. Und auch noch schöne, und was für schöne. Ausstellungsbegleitende Kataloge etwa für Häuser wie das Kunstmuseum Basel, die Antikensammlung der Berliner Museen oder die schon erwähnte Münchner Antikensammlung.
Verleger mit ganz eigener Handschrift
Frank Matthias Kammel, Direktor des Germanischen Nationalmuseums, würdigt Josef Fink zu dessen 70. Geburtstag als einen »Verleger mit ganz eigener Handschrift« und sieht den Verlagsort Lindenberg im Allgäu ohne weiteres in einer Reihe »neben Berlin, Frankfurt und Leipzig, München, Wien und anderen renommierten Verlagsorten im deutschsprachigen Raum.« Neben der Kunstgeschichte und Architektur, Denkmalpflege, Kultur- und Frömmigkeitsgeschichte hat der Verlag zugleich zeitgenössische Sakralkunst wie überhaupt Werke zeitgenössischer Künstler in seinem Programm. Monografien über Werke von Reinhard Michl oder Andreas Kuhnlein wurden in der Literatur in Bayern schon vorgestellt, ebenso der Band München und der Orient. Dem von Elisabeth Hipp herausgegebenen Katalog über die Staatsgalerie der Benediktinerabtei Ottobeuren, einer von dreizehn »Zweigstellen« der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen, dürfen wir die Abbildung der Ottobeurer Marientafel entnehmen, entstanden in der Mitte des 15. Jahrhunderts. Im rautengerahmten Mittelfeld ist die Geburt Jesu auch für den Laien leicht zu erkennen, andere Bildeinheiten erschließen sich nicht unbedingt jedem heutigen Betrachter. Die Legende hilft weiter, so dass wir Aarons Stab über Nacht ergrünen sehen, den Dornbusch, in dem Gott Moses erscheint, zwar brennen, aber nicht gänzlich vom Feuer verzehrt werden. Aber auch Geschichten aus der Mythologie und der antiken Naturkunde lernt man verstehen, die hier bunt ineinander gemischt sind. Da sind Vögel zu sehen, die auf Bäumen wachsen oder das Rind Binofa sein Weibchen allein durch Anhauchen begatten.
Frank Matthias Kammel rühmt bei Josef Fink ohne jede Übertreibung »eine bewundernswert ruhige Hand und eine imponierende Besonnenheit. Von solchen Persönlichkeiten lebt die deutsche Verlagslandschaft, sie sind Teil ihres eigentümlichen Gesichts.«
Gerd Holzheimer über den Allgäuer Kunstverlag Josef Fink>
Spiegel bayerischer Literatur und Kultur, fundiert und unterhaltsam, Essays, Prosatexte und Gedichte von prominenten und unbekannten Autoren: Das ist die Zeitschrift Literatur in Bayern, die im Allitera Verlag erscheint. Seit über 30 Jahren informiert sie über das literarische Geschehen des Freistaats. Herausgeber Gerd Holzheimer zeichnet in der 131. Ausgabe mit dem Schwerpunkt Literarische Landschaften ein kleines Porträt des Kunstverlags Josef Fink aus Lindenberg im Allgäu.
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Wie »man« Verleger wird? Schwer zu sagen. Aber man kann zum Beispiel mit vierzehn Jahren die Schule verlassen. Keine Lust haben, Handwerker zu werden wie der Vater und zwei Brüder, sondern in ein Omnibusunternehmen eintreten. Mit siebzehn Jahren stellvertretender Betriebsleiter werden, aber nicht dabei bleiben, weil die spätere Frau, die man dort kennenlernt, das nicht möchte: das Vagabundenleben eines Mannes immer auf der Straße irgendwo in Europa. Was man dann macht? Tunlichst dem Rat der Frau folgen und sich auf eine Stelle bewerben, die von einem Verlag für Kirchenführer in München ausgeschrieben war, allerdings für eine Sekretärin. Und man selbst nach eigener Aussage bis zu diesem Zeitpunkt im ganzen Leben vielleicht in drei Bücher hineingeschaut hat, und das waren Schulbücher.
Aus dem Programm: Ausstellungen, Museen, Künstler
Josef Fink bekommt die Stelle und wird zwar nicht Sekretärin, aber die rechte Hand des Verlegers Hugo Schnell, seines Zeichens Autor von dreihundert Kirchenführern. Hugo Schnell, erklärter Gegner des Nationalsozialismus, rettet sich mit Johannes Steiner, der unter anderem Geschäftsführer für die von den Nazis verbotenen Publikationen von Fritz Gerlich war, mit Kirchenführern durch das Dritte Reich.
Der eigene Weg
Nun, nach dem Krieg, lernt Josef Fink von Schnell sein eigentliches Handwerk, mit allem, was dazu gehört, aber auch mit wirklich allem. Er lernt alles, was man in einem Verlag braucht, um ein Buch von seinem Anfang bis zur Auslieferung zu bringen, und er lernt es sehr gründlich von der Auswahl der Texte und Bilder, über die des Papiers und der Schrift. Akquise gehört auch dazu, Werbung, Vertrieb, Betreuung der Vertreter und so weiter und so fort. Und er macht sich die Inhalte zu eigen, von denen speziell in einem solchen Verlag die Rede sein soll: Kunstgeschichte und Architektur, insbesondere der Gotik, des Barock und Rokoko. Nichts, was ihn nicht interessiert, von den Stuckateuren bis zu den Gold- und Fassmalern. Mit Papier und Bleistift ausgestattet, begleitet er seinen Verleger, den er als seinen zweiten Vater empfindet, auf Schritt und Tritt und schreibt alles auf, was er wissen möchte, und er möchte alles wissen.
Aus dem Programm: Architektur, Baumonographien, große Kunstführer
Dann kommt ein schwieriger Tag im Leben des Josef Fink. Er möchte sich selbstständig machen. Und das bedeutet die Trennung von seinem geistigen Vater Hugo Schnell. Sieben Jahre lang war er für ihn tätig. Nun hat Josef Fink seinen eigenen Verlag. Lapidar hört sich das in einer Selbstdarstellung so an:
»Der Kunstverlag Josef Fink wurde 1996 gegründet. In Lindenberg im Allgäu ansässig, hat er sich mittlerweile im gesamten deutschsprachigen Raum etabliert. Das Verlagsprogramm, das inzwischen über 1.200 Titel umfasst, zeichnet sich von Beginn an durch zwei Schwerpunkte aus: auf der einen Seite Bücher zu Kunst, Kultur und Religion, auf der anderen Seite Kleine Kunstführer durch Kirchen, Profanbauten und Museen. Zum Buchprogramm gehören Künstlermonografien, Bücher zu Denkmalpflege, Architektur, Kunst und Kunstwissenschaft, kulturgeschichtliche Darstellungen, religiöses und frömmigkeitsgeschichtliches Schrifttum, Jahrbücher und Schriftenreihen. Besonderer Zustimmung erfreut sich die Reihe der Kleinen Kunstführer. Die Bandbreite dieser Anthologie reicht von berühmten historischen Gotteshäusern bis zu Inkunabeln zeitgenössischer Sakralarchitektur.«
So schlicht, so einfach.
Der Auflagenmillionär
Josef Fink ist einer dieser analogen Menschen, die es noch gibt, obgleich er sich natürlich auch der digitalen Möglichkeiten bedient. Aber es kann schon sein, dass er mitten in der Nacht in der Druckerei auftaucht, um den Andruck auf seine Farbwiedergabe zu überprüfen. Auch setzt er darauf, dass seine Klientel zum Beispiel in einer Kirche lieber einen seiner kleinen Kirchenkunstführer in die Hand nimmt, als sich mit Tablets und Smartphones durchzuhanteln. Auch kleine Kunstwerke bleiben Kunstwerke und sind keine Wegwerfware, sie behalten ihren wahren Wert.
Aus dem Programm: Adels-, Königs- und Fürstenhäuser
Und das, obwohl von der Menge her der Verlag den Anschein erwecken könnte, Massenware zu produzieren: als »Auflagenmillionär« vierzig Millionen Kirchenführer, zweifelsohne König der Branche. Und dabei geschätzte viereinhalb Millionen Kilometer zurückgelegt, also doch einer, als wäre er noch immer in einem Omnibusunternehmen tätig, der ständig unterwegs ist. Ist er aber nicht, zumindest nicht ganz. Streift man mit ihm durch das Lager seines Verlages, hat man auch ein ordentliches Stück zu gehen: Sechshundert Kirchenführer, zwölfhundert Titel mit dem Schwerpunkt Kunstgeschichte und Denkmalpflege, das bedeutet pro Woche ein Buch. Dabei auch Bücher vom Kaliber eines Kataloges der Archäologischen Staatssammlung München mit dem Titel Im Licht des Südens, wo einem allein schon vom Anblick her die Augen feucht werden. Gestemmt von fünf Mitarbeitern: Das gibt es nicht, oder? Doch. Und eine Tür im Büroteil eines Verlages mit der Aufschrift »Korrektor« gibt es ebenfalls nicht mehr, oder? Doch.
Die unsterblichen Götter Griechenlands gibt es auch, herausgegeben von der Staatlichen Antikensammlung und Glyptothek München: Wiegt sieben Pfund, hat 600 Seiten. Davon gab es einmal fünftausend Stück. Glücklich preisen kann sich, wer ein Exemplar in seinem Besitz hat. Athena, die Göttin, begrüßt einen beim ersten Aufblättern, in ihrem Gefolge Hesiod und Homer. Trunken von göttlicher Nähe bleibt auf immer und ewig, wer sie griffbereit im Regal stehen hat. Hergestellt wurde der voluminöse Band in drei Wochen, vermutlich inoffizieller Weltrekord – wer es fassen kann, der fasse es. Zeus persönlich muss seine Wolken über dem Allgäu geballt haben, um solche Energie zu erzeugen, anders ist es kaum zu verstehen.
Aus dem Programm: Kirchen, Klöster, Schlösser, Burgen
Josef Fink ist nach außen ein stiller Mann. Hat irgendjemand, um nur ein Beispiel zu nennen, bei der Vorstellung von Reinhard Michls FischFroschFuchs, dem Begleitbuch zur gleichnamigen Ausstellung im Kultur- und Bildungszentrum Oberbayern in Seeon, auch nur ein Wort des Verlegers gehört? Es ist seine Sache nicht. Seine Sache sind die Bücher. Und die macht er. Viele. Und auch noch schöne, und was für schöne. Ausstellungsbegleitende Kataloge etwa für Häuser wie das Kunstmuseum Basel, die Antikensammlung der Berliner Museen oder die schon erwähnte Münchner Antikensammlung.
Verleger mit ganz eigener Handschrift
Frank Matthias Kammel, Direktor des Germanischen Nationalmuseums, würdigt Josef Fink zu dessen 70. Geburtstag als einen »Verleger mit ganz eigener Handschrift« und sieht den Verlagsort Lindenberg im Allgäu ohne weiteres in einer Reihe »neben Berlin, Frankfurt und Leipzig, München, Wien und anderen renommierten Verlagsorten im deutschsprachigen Raum.« Neben der Kunstgeschichte und Architektur, Denkmalpflege, Kultur- und Frömmigkeitsgeschichte hat der Verlag zugleich zeitgenössische Sakralkunst wie überhaupt Werke zeitgenössischer Künstler in seinem Programm. Monografien über Werke von Reinhard Michl oder Andreas Kuhnlein wurden in der Literatur in Bayern schon vorgestellt, ebenso der Band München und der Orient. Dem von Elisabeth Hipp herausgegebenen Katalog über die Staatsgalerie der Benediktinerabtei Ottobeuren, einer von dreizehn »Zweigstellen« der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen, dürfen wir die Abbildung der Ottobeurer Marientafel entnehmen, entstanden in der Mitte des 15. Jahrhunderts. Im rautengerahmten Mittelfeld ist die Geburt Jesu auch für den Laien leicht zu erkennen, andere Bildeinheiten erschließen sich nicht unbedingt jedem heutigen Betrachter. Die Legende hilft weiter, so dass wir Aarons Stab über Nacht ergrünen sehen, den Dornbusch, in dem Gott Moses erscheint, zwar brennen, aber nicht gänzlich vom Feuer verzehrt werden. Aber auch Geschichten aus der Mythologie und der antiken Naturkunde lernt man verstehen, die hier bunt ineinander gemischt sind. Da sind Vögel zu sehen, die auf Bäumen wachsen oder das Rind Binofa sein Weibchen allein durch Anhauchen begatten.
Frank Matthias Kammel rühmt bei Josef Fink ohne jede Übertreibung »eine bewundernswert ruhige Hand und eine imponierende Besonnenheit. Von solchen Persönlichkeiten lebt die deutsche Verlagslandschaft, sie sind Teil ihres eigentümlichen Gesichts.«