Beim Kustermann in der Hutabteilung
Experten fragen, Leser antworten. In der neuen Rubrik „Fragen an die Leser“ will das Literaturportal Bayern der Auflösung von bekannten und weniger bekannten literarischen Rätseln auf die Spur kommen. Die Nutzer des Portals sind aufgerufen, sich in Form von Kommentaren (s.u.) aktiv zu beteiligen.
Gesucht wird ...
der Urheber bzw. die Erstdatierung einer in München wohl seit Vorkriegszeiten geläufigen Redewendung, die gerne als Antwort auf eine dumme Frage zum Beispiel nach der Herkunft eines Gegenstandes gegeben wird: „Beim Kustermann in der Hutabteilung.“
Zwei (einsame) Beispiele aus Internet-Foren: „Wo kann man eigentlich Paniermehl im großen Stil (20kg) kaufen außer bei Fa. Kustermann in der Hutabteilung?” und: „Der Vorbereitungslehrgang fand sicher beim Kustermann in der Hutabteilung statt!?“
Die Abwegigkeit einer Hutabteilung in einer Firma für Eisenwaren liegt zwar auf der Hand, aber es ist doch erstaunlich, dass diese spezifisch auf eine Firma gemünzte Redensart sich über viele Jahrzehnte im Münchner Volksmund erhalten hat.
Das Archiv der Süddeutschen Zeitung zeigt keine Treffer, und die Firma Kustermann selbst tappt im Dunkeln, was die Herkunft der Redensart angeht, vermutet aber Karl Valentin als Urheber.
In Valentins Werken gibt es zwar keinen direkten Beleg, aber doch einen Hinweis darauf, dass er im November 1946 wohl indirekt auf die Redewendung anspielt, wenn er in einem Brief schreibt: „Ich habe an die Firma Kustermann (Eisenhandlung) um ein paar Flaschen Wein geschrieben und die Firma hat mir geantwortet, dass ich denselben nur in einer Weinhandlung bekäme“. Denn zu diesem Zeitpunkt war die Redewendung wohl schon in Gebrauch.
Valentin hätte sich jedenfalls geschmeichelt gefühlt, wäre ihm dieser aktuelle Eintrag auf der Seite des Online-Shops der Firma Kustermann begegnet: „In Kürze finden Sie hier tolle Artikel wie unseren Kustermann Wein oder unsere Kochschürzen.“
Eisen- oder Stahlwein dient schon lange medizinischen Zwecken, aber Kopfbedeckungen zu verkaufen geht der Münchner Eisenwarenhandlung nach wie vor über die Hutschnur.
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Experten fragen, Leser antworten. In der neuen Rubrik „Fragen an die Leser“ will das Literaturportal Bayern der Auflösung von bekannten und weniger bekannten literarischen Rätseln auf die Spur kommen. Die Nutzer des Portals sind aufgerufen, sich in Form von Kommentaren (s.u.) aktiv zu beteiligen.
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der Urheber bzw. die Erstdatierung einer in München wohl seit Vorkriegszeiten geläufigen Redewendung, die gerne als Antwort auf eine dumme Frage zum Beispiel nach der Herkunft eines Gegenstandes gegeben wird: „Beim Kustermann in der Hutabteilung.“
Zwei (einsame) Beispiele aus Internet-Foren: „Wo kann man eigentlich Paniermehl im großen Stil (20kg) kaufen außer bei Fa. Kustermann in der Hutabteilung?” und: „Der Vorbereitungslehrgang fand sicher beim Kustermann in der Hutabteilung statt!?“
Die Abwegigkeit einer Hutabteilung in einer Firma für Eisenwaren liegt zwar auf der Hand, aber es ist doch erstaunlich, dass diese spezifisch auf eine Firma gemünzte Redensart sich über viele Jahrzehnte im Münchner Volksmund erhalten hat.
Das Archiv der Süddeutschen Zeitung zeigt keine Treffer, und die Firma Kustermann selbst tappt im Dunkeln, was die Herkunft der Redensart angeht, vermutet aber Karl Valentin als Urheber.
In Valentins Werken gibt es zwar keinen direkten Beleg, aber doch einen Hinweis darauf, dass er im November 1946 wohl indirekt auf die Redewendung anspielt, wenn er in einem Brief schreibt: „Ich habe an die Firma Kustermann (Eisenhandlung) um ein paar Flaschen Wein geschrieben und die Firma hat mir geantwortet, dass ich denselben nur in einer Weinhandlung bekäme“. Denn zu diesem Zeitpunkt war die Redewendung wohl schon in Gebrauch.
Valentin hätte sich jedenfalls geschmeichelt gefühlt, wäre ihm dieser aktuelle Eintrag auf der Seite des Online-Shops der Firma Kustermann begegnet: „In Kürze finden Sie hier tolle Artikel wie unseren Kustermann Wein oder unsere Kochschürzen.“
Eisen- oder Stahlwein dient schon lange medizinischen Zwecken, aber Kopfbedeckungen zu verkaufen geht der Münchner Eisenwarenhandlung nach wie vor über die Hutschnur.