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Moritz August von Thümmel, Kupferstich von 1792 (c) Porträtsammlung/Bayerische Staatsbibliothek

Coburg

Ob Minnesänger in Coburg Station gemacht haben, ist nicht überliefert. Erhalten geblieben ist allerdings das Totenbuch des Franziskanerklosters mit Einträgen von ca. 1257-1525 und der Coburg-Pentateuch, eine illuminierte hebräische Handschrift aus dem späten 14. Jahrhundert, die im Britischen Museum in London aufbewahrt wird.

1530 findet Martin Luther Unterschlupf auf der Veste Coburg, schreibt zahllose Briefe und Predigten und feilt an der deutschen Sprache; etwa zur selben Zeit sind die Ursprünge der heutigen Landesbibliothek Coburg zu datieren. Johann Matthäus Meyfart, Direktor des Gymnasium Casimirianum, veröffentlicht 1635 in deutscher Sprache eine Streitschrift gegen die Hexenprozesse und Georg Paul Hönn (1662-1747) erläutert in seinem Betrugslexikon (1721), wie man betrogen werden und wie man sich dagegen schützen kann. Eine Geschäftsreise führt Goethe hierher, der Charlotte von Stein in Weimar aber wenig mehr mitzuteilen hat, als dass es „schön“ ist und ihm die Sehnsucht zu schaffen macht. Er trifft sich mit seinem Dichterkollegen Moritz August von Thümmel, der mit seiner Wilhelmine einen Bestseller verfasst hat und in Coburg seine letzte Ruhestätte finden wird. Jean Paul kommt 1803 mit großen Erwartungen aus Meiningen und huldigt der Stadt mit schwärmerischem Übermut – keine zwei Jahre später verlässt er Coburg wieder. Nicht allein des Bieres wegen, wie es so oft heißt, das „schiebt er nur vor“: Ihn stören die Intrigen am Hofe der kleinen Residenz, und vor allem beklagt er den Mangel an adäquaten Gesprächspartnern.

1813 wird in Coburg Friedrich Hofmann geboren, der nicht nur als Autor von Gedichten und Erzählungen in die Literaturgeschichte eingeht, sondern auch als Herausgeber des Meyerschen Konversationslexikons und Redakteur der Literaturzeitschrift Die Gartenlaube. Friedrich Rückert kommt 1820 wegen der Hofbibliothek nach Coburg. Hier trifft er Luise, die er mit seinem Liebesfrühling zur Ehe überzeugt. Nach Stationen in Erlangen und Berlin verbringt Rückert den Lebensabend auf seinem Gut Neuses bei Coburg, heute als Rückert-Gedächtnisstätte eingerichtet.

Der Coburger Mundart verschreibt sich Georg Eckerlein, genannt „Schursch“, der 1874 in der Judengasse geboren wird und im selben Haus im Juni 1940 verstirbt. Ihm ist die preisende Verszeile „Mei Coburg is doch ahnzig schö!“ zu verdanken. Als literarische Nachfolger von Eckerlein sind Erhard Flechsig, geboren 1942, und Annelise Hübner, geboren 1946, zu nennen.

Als Schauplatz dient Coburg dem Schriftsteller Uwe Timm in seinem Roman Der Mann auf dem Hochrad, der 1984 erscheint. Etwa zur selben Zeit gründet sich der Coburger Literaturkreis, der zwanzig Jahre später die seither alljährlich stattfindenden Literaturtage „Coburg liest!“ mitinitiiert. Als zeitgenössische Autoren, die in Coburg leben sind zu nennen Andreas Gößling mit seinem Faible für das esoterisch-archetypisch Magische und Sabine Friedrich, die einen entlarvenden Blick aufs familiäre Beziehungsgeflecht einer bürgerlichen Mittelstandsgesellschaft wirft. Mit dem im Jahr 2008 zum ersten Mal und biennal verliehenen Coburger Rückert-Preis sichert sich die Stadt einen Platz auf der literarischen Landkarte.

Sekundärliteratur:

Klüglein, Norbert (1995): Denkmäler. Steingewordene Erinnerungen an berühmte Coburgerinnen und Coburger. Hg. vom Verkehrsverein Coburg. Coburg.


Externe Links:

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