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Fünfknopfturm (c) Kaufbeuren Marketing

Kaufbeuren

Ursprung der Stadt Kaufbeuren ist ein fränkischer Königshof, der Mitte des 8. Jahrhunderts an einem Übergang über den Fluss Wertach, nahe der Grenze zum Herzogtum Bayern, gegründet wird. Die erste urkundliche Erwähnung folgt im Jahr 1116, die Lage an der Straße von Augsburg nach Venedig lässt die Stadt vom aufblühenden Handel profitieren. Im 13. Jahrhundert herrschen die Staufer in Kaufbeuren, im Jahr 1286 wird sie als freie Reichsstadt bestätigt – was sie fast sieben Jahrhunderte bleibt. 1420 wird der Fünfknopfturm, der spätere Sitz der städtischen Feuerwache, errichtet – heute ist er das Wahrzeichen der Stadt.

Im 18. Jahrhundert bringt Kaufbeuren gleich zwei Erfolgsschriftsteller hervor. Am 6. Dezember 1730 bringt Regina Barbara Gutermann ihr erstes Kind Marie Sophie zur Welt, die im Alter von 23 Jahren den Hofrat Georg Michael Frank von Lichtenfels, genannt La Roche, heiratet – und als Sophie von La Roche eine Karriere als empfindsame Schriftstellerin macht, der ihr den Beinamen „die Sternheim“ (nach ihrem Roman Geschichte des Fräuleins von Sternheim) einbringt.

Am 23. November 1756 wird in Kaufbeuren Christian Jacob Wagenseil geboren, der heute als nahezu vergessen gelten darf, zu seiner Zeit jedoch eine wenigstens relative Bekanntheit genießt. Wagenseil verlässt Kaufbeuren nur für wenige Jahre, in denen er allerdings Goethe und Johann Heinrich Voß sowie Sophie von La Roches Jugendfreund Christoph Martin Wieland kennenlernt. Zurück in Kaufbeuren gründet er bald mehrere Zeitungen sowie eine Freimaurerloge und veröffentlicht mehrere Dramen und populäre Biografien.

Blick von der Stadtmauer auf Kaufbeuren, Neptunbrunnen und Ganghofer auf Fahrradtour (c) Kaufbeuren Marketing

An den regelrechten Bestseller Ludwig Ganghofer, der am 7. Juli 1855 in Kaufbeuren geboren wird, reichen jedoch weder Sophie von La Roche noch Christian Jacob Wagenseil heran. Schätzungen gehen von etwa 40 Millionen verkauften Büchern aus, die seinen Namen auf dem Umschlag tragen und gerne als „Heimatromane“ tituliert werden, weil sie vor allem von der bayerischen Landschaft, insbesondere den Bergen und Wäldern, und von der bayerischen Geschichte handeln. Zur Wahrung dieses Erbes wird 1986 die Deutsche Ganghofer-Gesellschaft neu gegründet.

Auch im 20. Jahrhundert wird Kaufbeuren zum Geburtsort eines Schriftstellers, der als Erfolgsautor, wenn auch ganz anderer Art, und intellektuelle Ausnahmeerscheinung gelten darf. Am 11. November 1929 wird hier Hans Magnus Enzensberger als Ältester von vier Brüdern geboren. Enzensberger wächst in Nürnberg auf, wechselt auch später noch oft die Wohnorte, bevor er sich als Lyriker, Autor und Übersetzer in München niederlässt. Seine vielleicht berühmteste Erfindung stellt er dennoch in nächster Nähe zu Kaufbeuren der Weltöffentlichkeit vor: Im Jahr 2000 kann man auf dem Lyrikfestival in Landsberg am Lech seinen Poesieautomaten bewundern, der auf Knopfdruck sechszeilige Gedichte produziert. „Und diese sinnreichen Orgasmen: Purer Zufall! Dabei gelingt uns das schon.“ lautet einer der vielen möglichen Verse.

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