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Nürnberg auf einer Fotografie aus dem Jahr 1885 (c) Ansichtensammlung / Bayerische Staatsbibliothek

Nürnberg

Obwohl schon zuvor Menschen auf dem Gebiet der heutigen Stadt Nürnberg siedeln, wird heute der 16. Juli des Jahres 1050 als Tag der Stadtgründung begangen. Grund dafür ist die erste schriftliche Erwähnung von „Nŏrenberc“ in einer Urkunde des Kaisers Heinrich III., die von der Freilassung einer „Hörigen“ namens Sigena handelt. Fast könnte man meinen, es habe selbst den Schreiber irritiert, dass eine Frau am Anfang der städtischen Historie steht: Er bedient sich des falschen Formulars, sodass zunächst von der Entlassung eines Knechts die Rede ist und er das Genus nachträglich an mehreren Stellen korrigieren muss.

Mit der Ernennung zur Freien Reichsstadt im Jahr 1219 beginnt der Aufstieg Nürnbergs, der sich auch darin niederschlägt, dass Karl IV. im Jahr 1356 die Goldene Bulle – das wichtigste Verfassungsdokument des Heiligen Römischen Reiches – in Nürnberg erlässt und Kaiser Sigismund 1423 die Reichskleinodien – die Herrschaftsinsignien der Kaiser und Könige des Heiligen Römischen Reiches – der Stadt zur Aufbewahrung übergibt; auch die Gründung der Stadtbibliothek Nürnberg datiert auf die Mitte des 14. Jahrhunderts, sie gilt als älteste städtische Bibliothek im deutschen Sprachraum und verfügt über eine einzigartige Sammlung fränkischer Literatur.

Nürnberg zählt damals zu den größten Städten des Reichs, der Handel bringt nicht nur Geld in die Stadt, sondern auch Kunst und Wissenschaft. So ist es kein Zufall, dass in Nürnberg zwei der wichtigsten Gestalten der deutschen Geistesgeschichte leben und arbeiten, nämlich Willibald Pirckheimer (1470-1530), Vordenker des Humanismus, und Albrecht Dürer (1471-1528), einer der progressivsten Maler seiner Zeit. Im Jahr 1494, ein Jahr nach Erscheinen der in Nürnberg gedruckten Weltchronik von Hartmann Schedel, wird in Nürnberg Hans Sachs geboren, der sich nicht nur als Schuhmacher, sondern vor allem als Meistersinger einen Namen macht.

Noch während des Dreißigjährigen Krieges, der selbstredend auch in Nürnberg seine Spuren hinterlässt, belebt sich die literarische Landschaft der Stadt: 1644 gründen Georg Philipp Harsdörffer und Johann Klaj den Pegnesischen Blumenorden, der sich ab den 1680er Jahren im nahe Nürnberg gelegenen Irrhain versammelt. Ungewöhnlich viele Frauen werden von den Pegnesen nicht nur zum Dichten ermuntert, sondern auch von dem späteren Vorsitzenden Sigmund von Birken in den Blumenorden aufgenommen, wie etwa Maria Katharina Stockfleth und Catharina Regina von Greiffenberg: ein Meilenstein in der Geschichte weiblicher Autorschaft.

Der Pegnesische Blumenorden besteht bis heute, als einzige der barocken Literaturvereinigungen. Da er sich nicht nur der Literatur, sondern auch der Sprachpflege widmet, werden auch Mundartdichter in die Gesellschaft aufgenommen – wie etwa Johann Konrad Grübel, der kurz vor seinem Tod im Jahr 1806 zum Ehrenmitglied ernannt wird. 1806 endet auch die Geschichte der Reichsstadt Nürnberg mit der Eingliederung der Stadt ins Königreich Bayern. In der Folgezeit avanciert sie zu einem der industriellen Zentren, wofür nicht zuletzt der „Adler“ steht, die erste Eisenbahn für den Personenverkehr, die 1835 zur Jungfernfahrt von Nürnberg nach Fürth aufbricht.

Das Germanische Nationalmuseum, der Schöne Brunnen und das Neue Museum (c) Uwe Niklas/Ralf Schedlbauer/Uwe Niklas für Congress- und Tourismus-Zentrale Nürnberg

Auch im 20. Jahrhundert gelangt Nürnberg zu Berühmtheit – allerdings zu einer bitteren, an deren Erbe die Stadt bis heute trägt: Seit den 1920er Jahren finden hier die Reichsparteitage der NSDAP statt; die rassistische Neuordnung der Legislative unternehmen die „Nürnberger Gesetze“. Unmittelbarer Zeuge dieser Ereignisse ist der junge Hans Magnus Enzensberger, dessen Familie von 1931 bis 1941 in Nürnberg lebt. Bereits 1933 verlassen zwei Nürnberger Schriftsteller ihre Heimatstadt und emigrieren ins Ausland: der 1900 geborene Hermann Kesten, ein Vertreter der Neuen Sachlichkeit, und der 1904 geborene Kurt Karl Doberer, Sozialdemokrat und Science-Fiction-Autor. Beide kehren nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wieder. Die Wut über das (nicht nur Nürnberger) Klein- wie Großbürgertum, das nach 1945 gerne so tut, als habe Hitler nicht stattgefunden, treibt die 1937 geborene Schriftstellerin Gisela Elsner an.

Der fränkische Dialekt steht auch heute noch im Fokus vieler Schriftstellerinnen und Schriftsteller, unter denen vor allem der 1944 geborene Fitzgerald Kusz heraussticht. Auch der Kriminalroman, der im 21. Jahrhundert neue Popularität erlangt, hat zwei Nürnberger Vertreter, nämlich Oliver Bottini (der mittlerweile in Berlin lebt) und Dirk Kruse, der seine Heimat Franken immer wieder in ein mörderisches Fleckchen Erde verwandelt. Selbst Ewald Arenz, der zuvor phantastische und absurde Prosa publiziert, veröffentlicht im Jahr 2011 einen Roman, der klassische Krimielemente enthält.

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