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09.06.2014, 09:17 Uhr
Peter Czoik
Spektakula

Aus der Paul-Heyse-Ausstellung [3]: Die Nobelpreisurkunde

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Urkunde zur Verleihung des Nobelpreises für Literatur an den Dichter Paul Heyse, Schwedisch und Beilage, mit dt. Übersetzung, Ill. von August Lindegren. Stockholm, 10. Dezember 1910, 36,5 x 26,2 cm [BSB, Sign.: Heyse-Archiv V.105]

Am 10. Dezember 1910 wird Paul Heyse als erster deutscher Dichter mit dem Nobelpreis für Literatur geehrt. Als erste Deutsche vor ihm haben der Historiker Theodor Mommsen (1817-1903) und der Philosoph Rudolf Eucken (1846-1926) den Preis bereits erhalten. Die Nobelpreise selbst werden erstmals 1901 vergeben. Im Falle von Heyse ist der Preis als Anerkennung für sein Gesamtwerk gedacht. Das schwedische Nobelpreiskommitee versteht die Verleihung an ihn

als Zeichen der Huldigung für die vollendete und von idealer Auffassung getragene Künstlerschaft, die er während einer langen und bedeutsamen Tätigkeit als Lyriker, Dramaturg, Romanschriftsteller und Dichter weltberühmter Novellen bewiesen hat.

Im Vorfeld hat der Münchner Germanistikprofessor Franz Muncker (1855-1926) Unterschriften von 82 „auf den Gebieten der Litteratur, Kunst und Philosophie anerkannt urteilsfähigen Männern“ gesammelt. Entsprechend Alfred Nobels Testament, das den Literaturpreis dem „hervorragendsten Werk einer idealistischen Richtung“ zuspricht, hat er Heyses „unerschrockenen und manchmal sogar einseitigen“ Idealismus in der Literatur bekräftigt. Darüber hinaus genießt Heyse in Schweden durch die Übersetzungen seiner Werke einen hohen Bekanntheitsgrad. Allein zwischen Mitte der 1860er-Jahre und 1886 erscheinen sechzehn Novellensammlungen in unterschiedlichen Verlagen. So fällt das Votum für Heyse einstimmig aus.

Die Preisverleihungsurkunde kann neuerdings wieder im Original besehen werden. Sie stammt aus dem Nachlass Paul Heyses und wird in einer aktuellen Ausstellung zum Dichter von der Bayerischen Staatsbibliothek präsentiert: in einer aufklappbaren Mappe, die in blaues Leder mit farbiger Jugendstilgirlande gebunden ist.

Der Text der Urkunde befindet sich innen auf kleinen rechteckigen Feldern vor der Kulisse der Altstadt Stockholms, illustriert von dem schwedischen Architekten, Maler und Zeichner August (Agi) Lindegren (1858-1927). Eine beigelegte Pergamentseite enthält die deutsche Übersetzung des schwedischen Würdigungstextes. Die Festrede zur Verleihung hält damals der schwedische Lyriker David af Wirsén, der eine ähnlich konservative Dichtungsauffassung wie Heyse vertritt und auf der Urkunde rechts unten unterschrieben hat.

Nobler Nobelpreisträger

Zur Preisverleihung selbst kann Heyse jedoch nicht anreisen. Als Ständiger Sekretär der Schwedischen Akademie in Stockholm grüßt David af Wirsén ihn deshalb zum Abschluss seiner Laudatio mit folgenden Worten:

An diesem Tage, wo Heyse wegen eines zufälligen Unwohlseins nicht anwesend sein kann, danken wir ihm für die Freude, die er Tausenden und aber Tausenden durch seine Arbeiten bereitet hat, und wir senden unsere Grüße nach seinem Heim in der Luisenstraße in München, das so lange Zeit der Wohnsitz des Geistes und der Anmut gewesen ist.

Heyse ist für seine Hilfsbereitschaft, die konkreten Niederschlag in großzügigen Geldspenden findet, in weiten Teilen der Bevölkerung und im Ausland bekannt. Die Spenden vom Preisgeld erhalten so die Abteilung für Kinderpflege des Schwedischen Armenvereins (5.000 Kronen) sowie die Krankenkasse der Münchner Berufsjournalisten (5.000 Reichsmark). Die Münchner Zweigabteilung der Deutschen Schillerstiftung und die Pensionskasse des Münchener Journalisten- und Schriftstellervereins bekommen jeweils 10.000 Reichsmark, andere Institutionen insgesamt 14.000 Reichsmark.