Info

Bilanz zum 43. Erlanger Poetenfest

https://www.literaturportal-bayern.de/images/lpbblogs/instblog/2023/klein/LiteraturAktuell_ME5376_500.jpg
Hauptpodium im Schlossgarten. © Erlanger Poetenfest – Foto: Erich Malter, 2023

Am Abend des 27. Augusts fand ein erfolgreiches 43. Erlanger Poetenfest im vollbesetzten Erlanger Markgrafentheater mit einem Autorenporträt des ukrainischen Schriftstellers Andrej Kurkow seinen würdigen Abschluss. Kurkow las aus seinem literarischen und journalistischen Werk und sprach mit Dirk Kruse über den Alltag der Menschen im Krieg und die Schwierigkeit, zur Literatur zurück zu finden. Über 100 Schriftsteller*innen, Publizist*innen und Künstler*innen waren bei dem viertägigen Literaturfestival zu Gast, darunter sechs für den Deutschen Buchpreis nominierte Autor*innen. Auffallend war das große Publikumsinteresse auch für weniger klassische Veranstaltungsformate und für die Gesprächsrunden zu aktuellen gesellschaftlichen und politischen Themen. Die langen Lesenachmittage am Wochenende im Erlanger Schlossgarten, für die das Poetenfest berühmt ist, mussten wegen anhaltenden Regens in weiten Teilen in Innenräume verlegt werden, trotzdem konnten über 10.000 Besucher*innen gezählt werden.

Auch der Beginn des 43. Erlanger Poetenfests am 24. August war vom Krieg in der Ukraine geprägt. Kateryna Mishchenko stellte im Gespräch mit Maike Albath die von ihr herausgegebene Anthologie Aus dem Nebel des Krieges vor. Es folgten die Verleihung des Erlanger Literaturpreises für Poesie als Übersetzung an Christian Filips und des Sonderpreises an Franz Josef Czernin, die Bayern 2-Nacht der Poesie sowie ausverkaufte Autor*innenporträts mit Terézia Mora und Arno Geiger. Nico Bleutge, Mirko Bonné, Yevgeniy Breyger, Lion Christ, Ulrike Draesner, Elena Fischer, Charlotte Gneuß, Tommie Goerz, Valeria Gordeev, Dinçer Güçyeter, Sabrina Janesch, Michael Kleeberg, Angelika Klüssendorf, Nele Pollatschek, Kathrin Röggla, Raoul Schrott, Peter Stamm, Ilija Trojanow, Deniz Utlu und Sibylla Vričić Hausmann stellten am Wochenende im halbstündigen Rhythmus ihre Neuerscheinungen vor. Im Fokus standen zusätzlich die aktuellen Bücher von Necati Öziri, Amir Gudarzi und Jörg Phil Friedrich.

Auffällig war in diesem Jahr das große Interesse auch eines jüngeren Publikums an politischen Themen. Die russische Zeichnerin und Erzählerin Victoria Lomasko beeindruckte mit ihrer Reportage „Die letzte sowjetische Künstlerin“. Dirk Oschmann diskutierte vor großem Publikum sein Buch Der Osten: eine westdeutsche Erfindung. Teresa Koloma Beck und Max Czollek fragten angesichts der „Zeitenwende“, ob sich die deutsche Gesellschaft militarisiert, zwei Gesprächsrunden beschäftigten sich mit dem Themenkomplex Künstliche Intelligenz. In einer kontroversen Sonntagsmatinee sortierten Felix Lee, Albrecht von Lucke, Michael Lüders und Rachel Tausendfreund in der Moderation von Nana Brink die neue „Unordnung der Welt“, Joe Otim Dramiga, Melanelle B. C. Hémêfa und Dean Ruddock stellten Schwarze deutschsprachige Belletristik vor und unter dem Titel „Frauen – Leben – Freiheit“, sprachen Razieh Aghajari, Jiyar Jahan Fard und Ali Fathollah-Nejad mit Cornelia Zetzsche am Sonntagabend über die politische Situation im Iran, die Rolle der Literatur und das Exil.

Eine Besonderheit des 43. Erlanger Poetenfests waren Veranstaltungen, die außerhalb der eingeführten Festivalorte stattgefunden haben. Besonders bewegend war eine Lesung von Josephine Mark aus ihrem mehrfach ausgezeichneten Comic „Trip mit Tropf“ in der Erlanger Kinderklinik, die beiden für den Deutschen Buchpreis nominierten Autorinnen Charlotte Gneuß und Angelika Klüssendorf lasen mit großem Erfolg jeweils einen Tag vor ihrem Auftritt auf dem Hauptpodium in Erlanger Senioreneinrichtungen für deren Bewohner*innen und die Bürger*innen der Stadtteile – neue Wege des Erlanger Poetenfests, die künftig weiter beschritten werden sollen.

Die Moderator*innen des 43. Erlanger Poetenfests waren Maike Albath, Martina Boette-Sonner, Nana Brink, Herbert Heinzelmann, Anne-Dore Krohn, Dirk Kruse, Adrian La Salvia, Lara Sielmann, Hajo Steinert, Beate Tröger, Miriam Zeh und Cornelia Zetzsche.

Das Publikum muss nicht bis zum nächsten Jahr warten, um zusätzliche Poetenfest-Veranstaltungen besuchen zu können. In der Reihe Poetenfest Extra“ laden Kulturamt und Stadtbibliothek Erlangen in den nächsten Monaten weitere Autor*innen mit ihren Neuerscheinungen oder zu aktuellen Themen ein: Felicitas Hoppe stellt am 30. September in Lesung und Gespräch mit Dirk Kruse ihren Roman Die Nibelungen. Ein deutscher Stummfilm vor. Lutz Rathenow ist am 3. Oktober zu Gast, um sein Buch Trotzig lächeln und das Weltall streicheln zu präsentieren. Meron Mendel liest am 10. November aus Über Israel reden. Eine deutsche Debatte und spricht mit Korbinian Frenzel. Im nächsten Jahr, der Termin wird noch bekannt gegeben, wird Naika Foroutan mit Es wäre einmal deutsch. Über die postmigrantische Gesellschaft in Erlangen zu Gast sein. Alle Veranstaltungen finden bei freiem Eintritt im Palais Stutterheim statt.

Das 44. Erlanger Poetenfest wird vom 29. August bis 1. September 2024 stattfinden.

Hauptsponsor des 43. Erlanger Poetenfests: Stadt- und Kreissparkasse Erlangen Höchstadt Herzogenaurach. Medienpartner des 43. Erlanger Poetenfests: Verlag Nürnberger Presse und Bayern 2. Das 43. Erlanger Poetenfest wird aus Mitteln der Literaturförderung des Bayerischen Staatsministeriums für Wissenschaft und Kunst unterstützt.

Externe Links:

Website des Festivals