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27.10.2022, 12:28 Uhr
Steven Lundström
Spektakula

„Zum Warmzeichnen: Wie wär’s mit einem Eichhörnchen!“ Im Kosmos von Axel Scheffler

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Axel Scheffler (l.) und Alex Rühle, Eröffnung der Ausstellung am 13. Oktober 2022. Foto: Steven Lundström

Am 13. Oktober 2022 eröffnete die Internationale Jugendbibliothek eine Ausstellung zu Axel Scheffler. Berühmt wurde der Illustrator als Vater des Grüffelo, doch sein Werk überspannt zahlreiche Kinderbücher bis zum jüngst erschienenen Bilderbuch Die Rüpelbande.

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Kaum sind die Grußworte gesprochen und die biografischen Wegmarken gesetzt, begeben sich Axel Scheffler und Alex Rühle auf die Bühne zu einem Gespräch über das Zeichnen und Illustrieren von Kinderbüchern, über Tiere und ihr Wesen im Allgemeinen und ein Wesen im Besonderen.

„Zum Warmzeichnen“, eröffnet Rühle das Gespräch, „wie wär's mit einem Eichhörnchen!“ Schnell erscheinen auf dem weißen Blatt die Umrisse eines Eichhörnchens, das sich anschickt, von einem Ast zum anderen zu springen. Nach und nach kommen noch Farben hinzu. In schneller Folge finden sich dann noch ein Meerschweinchen, eine Kuh und schließlich eine Schildkröte auf der Bühne ein. Und mit ihnen betreten die Anwesenden die Bildwelt des Illustrators Axel Scheffler, dem dieser Abend gewidmet ist. Keiner der Beitragenden lässt diese Welt unerwähnt – weder Barbara Gelber, Lektorin beim Verlag Beltz & Gelberg, noch Uwe Timm, Autor auch von Kinderbüchern, oder Rotraut Susanne Berner, selbst Grafikerin, Illustratorin und Kinderbuchautorin.

Was macht den Schefflerschen Kosmos aus?

Belebt wird Schefflers Kosmos von Wesen auf zwei, vier oder auch mehr Beinen: Tiere, Menschen und andere bemerkenswerte, fantastische Gestalten. Unter ihnen ist auch eines, das auf den Namen „Grüffelo“ hört. Mit ihm und den anderen Bewohnern seiner Welt steht der Illustrator in einem regen Austausch. Mit ihnen arbeitet er an einer Utopie, die sich für Uwe Timm in einer ganz besonderen Zeichnung verdichtet: Zu sehen sind eine Katze und eine Maus. Die eine erzählt eine Geschichte und die andere hört ihr zu. Das Unwahrscheinliche wird hier zum Möglichen – Jäger und Gejagte werden zu Freunden. Es geht hier um das Gute und die Hoffnung in der Welt, ohne das Schlechte in ihr zu ignorieren.

Charakteristisch für Schefflers Figuren seien die Augen, heißt es in den Redebeiträgen weiter. Sie sind von zentraler Bedeutung. Auch wenn ihr Blick die Betrachtenden oft nicht direkt trifft, entsteht dennoch eine unmittelbare Verbindung. Und ehe man sich's versieht, ist man auch schon Teil der Geschichte. Dem stimmt der Illustrator zu, ergänzt aber einen für ihn zentralen Punkt – die Ohren. Oder was dem je nach Tierart am nächsten kommt. Mit ihnen – nicht mit den Augen – nimmt jede seiner Wesenszeichnungen ihren Anfang. Beim Eichhörnchen sind es die Pinselohren und bei der Kuh die Hörner (dicht gefolgt von den Ohren). Wichtig für seine Arbeiten sei es, beim Zeichnen die Distanz zu seinen Figuren zu wahren, betont er. Nur dann könne man die Details und Unterschiede erkennen. Eben dies ist für Axel Schefflers Illustrationen charakteristisch. Sie sind fantasievoll, ohne zu Karikaturen zu werden. Und sie sind viel mehr als nur niedlich. Der Journalist Tilman Spreckelsen schreibt dazu auf faz.net:

Sie [die Illustrationen] stiften Chaos, wo Eindeutigkeit droht, sie legen neue Fährten und dröseln den Erzählstrang genüsslich auf. Und das mitunter im Einklang mit dem Text: Das Lieblingsbuch von Benni Stern etwa, geschrieben von Julia Donaldson und gezeichnet von Axel Scheffler, erzählt von einem Jungen, der gerade ein Piratenbuch liest. Darin steht, wie ein Piratenkapitän auf einer Insel in einer Schatzkiste ein Buch findet, das wiederum von drei Bären erzählt, die am liebsten Rittergeschichten lesen, und so geht das immer weiter. Am Ende schwirrt einem der Kopf ... und Schefflers Bilder wirbeln munter mit, weisen listig vor und zurück und machen so aus der linearen Erzählung ein Tableau, das ganz richtig auf der letzten Seite wieder bei Benni Stern angekommen ist.

Axel Schefflers Weg zum Grüffelo

In den frühen 1980er-Jahren beginnt Axel Schefflers Weg als Illustrator. Er zieht ins englische Corsham, um an der Bath Academy of Art Visuelle Kommunikation zu studieren. In England trifft er auch mit der Kinderbuchautorin Julia Donaldson zusammen, für die er u.a. den 1999 erschienenen Band Der Grüffelo (Originaltitel: The Gruffalo) illustriert. Spätestens damit etabliert er sich in der Kinderliteratur als eine*r der bekanntesten Illustrator*innen. Axel Schefflers Repertoire ist vielfältig: Er arbeitet anfangs in der Werbeindustrie und für Zeitungen. Er gestaltet Buchcover und mit zunehmenden Bekanntheitsgrad auch Briefmarken für die britische Post. Uwe Timm erwähnt außerdem die Briefumschläge, die Scheffler für ihn und andere illustriert hat, und fügt hinzu: Wäre er Briefträger gewesen, hätte er den inneren Drang in sich niederkämpfen müssen, diese Briefe nicht für sich selbst zu behalten.

Über sich selbst sagt Axel Scheffler noch, dass er ein engagierter, aber kein politischer Künstler sei. So wendet er sich mit anderen Künstler*innen gegen den Brexit oder setzt sich für Flüchtlinge ein. In diesen Fällen tut er das, was ihm ausmacht: Er zeichnet für die Welt.

In der Internationalen Jugendbibliothek ist vom 14. Oktober 2022 bis zum 12. März 2023 die Ausstellung „Axel Scheffler. Bilderwelten für Groß und Klein“ im Foyer des Herrenhauses und der Wehrgang-Galerie zu sehen.