POMONA-Salon: Mit Sophie La Roche auf Reisen – in Holland

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Amsterdam. Rathaus und Marktplatz. Aquatinta von R. Bowyer (London 1814).

Kaufbeuren – In Rahmen der ersten Veranstaltung von POMONAS literarischem Salon des Freundeskreises Sophie La Roche e.V. im neuen Jahr 2013 gingen die Salonièren Christa Berge, Wiltrud Fleischmann, Helga Ilgenfritz und Karin Klinger mit den Teilnehmern in schon bewährter Weise wieder einmal „auf eine Reise“ mit Sophie La Roche. Die Reise nach Holland…, bei der Sophie begleitet wurde von ihrem Sohn Carl und der Freifrau von Erthal, begann am 9. August 1787 und führte zunächst von Sophie La Roches Wohnort Speyer entlang des Rheins bis Xanten. Mit Nimwegen wurde die erste holländische Stadt erreicht und dann u.a. über Gorcum, Den Haag, Rotterdam, Delft bis Amsterdam fortgesetzt, ehe die Kaufbeurer Autorin mit ihrer Begleitung von dort aus mit dem Schiff nach England fuhr.

 

Die Reise-Journalistin

Sophie La Roches Reisefreude beschreibt sie selbst wie folgt: „… Zu der letzten Gattung [Anm.: gemeint ist die zuvor beschriebene Wissbegierde als Reisemotiv] gehöre ich; und meine Geschäfte sind – an der Seite einer höchst edlen Freundin, welche wegen ihrer Gesundheit reiset – mich umzusehen, und alles zu bemerken, was mir Unterricht und Freude geben kann.“

Mit dieser Selbstbeschreibung bringt Sophie La Roche einerseits ihr eigenes Interesse an den Ländern mit ihren BürgerInnen und den jeweiligen unterschiedlichen gesellschaftlichen Verhältnissen – wie in den anderen Reiseberichten auch – zum Ausdruck. Andererseits gibt sie freimütig zu, ihren (journalistischen) „Geschäften“ nachzugehen. Sie erkannte wohl als erste Literatin im deutschen Sprachraum überhaupt den wachsenden Bedarf vor allem frauenorientierter (Reise-)Literatur, um damit durchaus Sehnsüchte und Wissbegierden auf andere Sitten und Gebräuche anderer Länder zu lenken. Mit diesem schon ausgesprochenen, durchaus berufsmäßigen „Reise-Journalismus“, den sie allerdings eher auch und gerade als Bildungsauftrag für sich und für Ihre LeserInnen sah, ist sie damit eine oder die Wegbereitern eines frühen europäischen Gemeinschaftsgedankens unter der Informationsvermittlung für die Leserschaft in deutschen Landen.

Vor dem Hintergrund der erst später und nach und nach einsetzenden touristischen Entwicklungen steht Sophie La Roche mit am Beginn dieser Entwicklung – auch eine Wirkung der Aufklärung in schwierigen, „aufgewühlten“ Zeitumständen im ausgehenden 18. Jahrhundert, in der das freie Reisen noch lange nicht üblich war.

 

Sophies Stil und ihre Themen

Sophies weltoffenes Wesen und ihre große Sprachgewandtheit mit den Vorkenntnissen über die Länder erleichterten die Reiseabläufe, ihr Bekanntheitsgrad öffnete in den bereisten Ländern Türen bedeutender Personen. Eine Mischung aus Beobachtung, Erlebnissen und Begegnungen mit bereits vorher Angelesenem verdichtet sie in meist humorvoller, selten in ironischer und nie in sarkastischer oder gar verletzender Weise. Ebenso vermeidet Sophie La Roche auch eine belehrende Art. Fremde Gebräuche beschreibt sie in ihren Werken meist mit Bewunderung, Anerkennung und Lob, oftmals zeigt sie sich über die angetroffenen Verhältnisse verwundert, nur gelegentlich wird von ihr eine moralische oder sonstige Kritik an Zuständen im Gastlande erkennbar. Ihre Perspektive ist dabei grundsätzlich die weibliche, die Unterhaltungen führt sie mit Frauen aus allen gesellschaftlichen Ebenen. Die Gespräche werden lebendig und mit großem Verständnis geführt und ebenso beschrieben. Ihre Themen vermitteln das Alltagsleben mit den Wohn- und Versorgungsverhältnissen – sogar unter vergleichender Analyse des Lebenshaltungsindex. Die Kleiderordnungen, die landestypischen Verhältnisse in Haushalt, Küche und in der Gastronomie mit den Ernährungsgewohnheiten und medizinische Fragen werden erörtert. Der Toleranzgedanke wird immer wieder thematisiert, Hinweise auf jüdisches Leben findet man, die Konkurrenz zwischen weltlicher und kirchlicher Macht, die Landschaften mit dem ländlichen und mit dem urbanen Leben in Städten und Gemeinden werden beschrieben. Die Verletzung der Menschenwürde beschreibt sie anhand des damals zeitgenössischen holländischen Sklavenhandels.

 

Reise-Aphorismen zum Abschluss

Zum guten Schluss der Salonveranstaltung wurden die Teilnehmer wieder zu einem mittlerweile beliebt gewordenen Aphorismus-Spiel aufgerufen. Insgesamt 25 Aphorismen von Plato und Sokrates über Goethe, La Roche und Nestroy bis in unsere Gegenwart mit Harald Schmidt wurden zunächst und noch ohne namentliche Zuordnung nebeneinandergereiht. Die Salon-Besucher hatten dann die Aufgabe, die zunächst ungeordneten Aphorismen den jeweiligen Wortschöpfern zuzuordnen.

Der zweite Teil der Reisebeschreibung, der die Reise nach England erörtert, wird Thema einer gesonderten Veranstaltung werden.