„Erika Mann. Kabarettistin – Kriegsreporterin – politische Rednerin“. Eine Ausstellung der Monacensia
Zum 50. Todestag von Erika Mann (1905-1969) widmet die Monacensia im Hildebrandhaus vom 11. Oktober 2019 bis zum 30. Juni 2020 erstmalig eine umfassende Einzelausstellung. Aus dem Leben von Erika Mann, der ältesten Tochter von Katia und Thomas Mann, werden biografische Dokumente, Briefe, Manuskripte, Fotografien sowie Filmaufnahmen und Originaltöne ausgestellt, die Erika Mann aus einer spannenden Perspektive zeigen – eine bis an ihr Lebensende kämpferische Frau. Das Literaturportal Bayern hat sich die Ausstellung angesehen und wurde Zeuge einer Lebensgeschichte, die dem Betrachter den Mut und die Stärke Erika Manns mit auf den Weg gibt.
Mit einem Bloggerwalk unter dem Hashtag #ErikaMann öffnete die Monacensia bereits am 10. Oktober 2019 ihre Türen zur Ausstellung „Erika Mann. Kabarettistin – Kriegsreporterin – politische Rednerin“. Große Porträts zeigen im Hildebrandhaus unterschiedliche Facetten von Erika Manns Lebensgeschichte. Sie steht hier, heute und in den kommenden Monaten im Mittelpunkt und das nicht als Tochter oder Nichte anderer Manns. Am Tag der Eröffnung wurden Blogeinträge, Posts und Tweets ins Netz gestellt und in Echtzeit auf große Bildschirme übertragen – Erika Mann schaffte es über das Internet auf unzählbare Bildschirme. Auch zwei Poetinnen nahmen an jenem Abend, vor Ort und per Livestream aus der Ferne, teil und in einem dichterischen Duett Bezug auf das Werk und die Lebensgeschichte Erika Manns. Es ist eine Geschichte, die im großen Zeitgeschehen des 20. Jahrhunderts eingebettet ist und die von Politik, ihrer Familie, der Leidenschaft zur Schauspielerei und von journalistischem Engagement erzählt. Sie unterhält, inspiriert, macht Mut und strotzt geradezu vor Aktualität:
„Das kühne, herrliche Kind“, so ihr Vater, hat einen starken Kopf und schlechte Schulnoten, wie das in der Ausstellung befindliche Reifezeugnis zeigt. Mit ihrer „Herzogparkbande“ sorgt sie für allerlei Unruhe in München-Bogenhausen, nicht zuletzt wegen eines Ladendiebstahls. Selbst ein Aufenthalt in einem Landerziehungsheim ändert nichts daran – Erika Manns Eigensinnigkeit bleibt ihr zeitlebens erhalten. Im Revolutionswinter 1918/19 gründet Erika Mann den „Laienbund deutscher Mimiker“ und „erfand“ sich, in ihren Worten, das Theater als Beruf. Ihre Schauspielausbildung macht sie bei Max Reinhardt in Berlin. Sie trägt den „Bubi-Kopf“, den Kurzhaarschnitt der tänzerischen Generation der 1920-Jahre, der die „neue Frau“ verkörpert. Sie schreibt launige Feuilletons für die Zeitung, liebt Theaterskandale, durchquert ganz Europa mit dem Auto und genießt das Leben als Tochter aus berühmtem Hause. Das Reisen wird sie, gewollt oder ungewollt, ihr ganzes Leben lang begleiten.
Links: Erika Manns Reifezeugnis mit Abschrift. Foto aus der Ausstellung; rechts: Erika Mann als Rennfahrerin. Foto: Max Fez. Quelle: Münchner Stadtbibliothek/Monacensia (Ausstellung „Erika Mann. Kabarettistin – Kriegsreporterin – politische Rednerin“).
Früh öffnet ihr der heraufziehende Nationalsozialismus politisch die Augen. Am 13. Januar 1931 ist Erika Mann Rezitatorin auf einer pazifistischen Frauenversammlung. SA-Leute versuchen, die Veranstaltung lautstrak zu stören. In einer medialen Hasskampagne werden im Anschluss sie und alle weiteren Veranstalterinnen als „Irrenhausanwärterinnen“ und „pazifistische Friedenshyänen“ beleidigt. Fortan sieht Erika Mann ihre selbst gestellte Aufgabe in der politischen Aufklärung, wobei sie keine Konflikte fürchtet. Sie selbst schreibt, dass ihr Zugang zur Politik emotional ist:
Meine politischen Ansichten und Handlungen sind stets mehr von meinen persönlichen Erfahrungen und Impulsen bestimmt worden. Das einzige „Prinzip“, an das ich mich halte, ist mein hartnäckiger Glaube an einige grundlegende moralische Ideale – Wahrheit, Ehre, Anstand, Freiheit, Toleranz.
(aus: Erika Mann, Ausgerechnet Ich, 1943)
Mit ihrem Kabarett „Die Pfeffermühle“ feiert sie im Januar 1933 in München große Erfolge. Weit über die Stadt hinaus verbreitet sich der Ruhm des Ensembles, das im März desselben Jahres ins Exil gezwungen wird und erst im Oktober in Zürich wieder auftritt. Den kabarettistischen Kampf gegen Hitler führt Erika Mann nun in vielen deutschsprachigen Ländern. Trotz Saalschlachten, Auftrittsverboten und Überwachung durch die Behörden setzt sie ihn bis in Jahr 1936 fort.
Links: Plakat für die Aufführung der „Pfeffermühle“ im Münchner Hofbräuhaus; rechts: Erika Mann als Pierrot in der „Pfeffermühle“, 1934. Quelle: Münchner Stadtbibliothek/Monacensia (Ausstellung „Erika Mann. Kabarettistin – Kriegsreporterin – politische Rednerin“).
Bereits 1935 bekommt Erika Mann die deutsche Staatsbürgerschaft aberkannt. Die politische Weltlage zwingt sie schließlich dazu, in die USA zu emigrieren, die vorerst ihr neues Zuhause wird. Hier versucht sie sich zunächst am Theater. Doch mit ihrer „Peppermill“ hat sie in New York nur wenig Erfolg. Sie wird „Lecturer“, Vortragsreisende, hält Reden gegen den Nationalsozialismus und reist durch die USA, um mit ihren Vorträgen die Bevölkerung über die Erziehung der Jugend im Dritten Reich aufzuklären. 1937 steht sie im Madison Square Garden bei der „Peace & Democracy Rally“ vor 23.000 Menschen. Zusammen mit dem New Yorker Bürgermeister Fiorello LaGuardia (1882-1947) initiiert sie während dieser Veranstaltung eine Großdemonstration, die den Wirtschaftsboykott gegen Hitlers kriegsgefährliches Nazi-Deutschland fordert.
Sylvia Schütz, Co-Kuratorin der Ausstellung, auf einem Podest vor der Fotografie der „Boycott Nazi Germany“-Demonstration in New York (Ausstellung „Erika Mann. Kabarettistin – Kriegsreporterin – politische Rednerin“).
Ein Jahr nach Kriegsbeginn beginnt Erika Mann ihre Arbeit als Kriegsreporterin. 1940 ist sie, zur Zeit des „Blitzkriegs“, Journalistin in England und bleibt bis zu Kriegsende Kriegsberichterstatterin in Nordafrika, Europa und schließlich auch Deutschland. Als einzige Frau bekommt sie die Erlaubnis, in Mondorf-les-Bains die 52 Kriegsverbrecher des Zweiten Weltkriegs zu besuchen, und erlebt im dortigen ehemaligen Luxushotel ein in ihren Worten „gespenstisches Abenteuer“. Im Anschluss berichtet sie von den Nürnberger Prozessen und aus dem kriegszerstörten Deutschland. Doch mit dem Ende des Krieges kommt für sie sehr schnell das Aus als politische Journalistin. Sehr früh kritisiert sie die Konfrontation von Ost und West, den Kalten Krieg und gerät ins Feuer der westdeutschen Presse, die ihr und ihrem Bruder Klaus Sympathien für Stalin unterstellt.
Ihre Karriere als Publizistin in den USA findet bald ein jähes Ende. Nur noch das FBI sucht den regelmäßigen Kontakt zu ihr. Der Selbstmord ihres Bruders Klaus 1949 wiegt ebenfalls schwer. 1950 zieht sie enttäuscht ihren Antrag auf die amerikanische Staatsbürgerschaft zurück. Erika Mann geht mit Vater und Mutter zurück in die Schweiz. Als Nachlassverwalterin und Herausgeberin der Werke ihres Vaters Thomas und ihres Bruders Klaus findet sie hier eine neue Aufgabe. Die Pflege ihres literarischen Erbes und Nachruhms macht sie zu ihrem Beruf. Dennoch bleibt sie journalistisch aktiv und greift mit Appellen gegen Atomwaffen, Vorschlägen zur Entspannung des Ost-West-Konflikts und Kritiken an der amerikanischen Vietnam- und Koreapolitik in das Weltgeschehen ein. In Zürich bleibt sie bis zu ihrem Lebensende 1969. Aber in all den Jahren des Reisens hat sie noch einen anderen Ort gefunden, zu dem sie gehört und an dem wir sie auch in der Ausstellung wiederfinden können:
Und wohin [...] gehörte ich? [...] zu allen, die in diesem Krieg für Freiheit und Anstand und gegen das Unsägliche stehen. [...] Denn wohin wir schließlich gehören, ist die neue, die hellere Welt, die wir wollen, um die wir kämpfen [...] Eine Welt, – eine einzige, mäßig große, die Raum hat für alle, doch nicht für alles. Und wofür nun einmal gewiß nicht? Das Wort ist flach, und wir vermieden es lieber. Es ist unvermeidlich. Was hinter ihm steht, hat die Erde in Rauch und Flammen gehüllt und muss verfemt sein, nach den Gesetzen der neuen Welt. Es heißt: Nationalismus!
(aus: Erika Mann, Gedanken im Teesalon, 1943)
Mit der Ausstellung „Erika Mann. Kabarettistin – Kriegsreporterin – politische Rednerin“ präsentiert die Monacensia im Hildebrandhaus auf beeindruckend fokussierte Weise eine Erika Mann, die ihr Leben nach ihrer Überzeugung lebte. Ihr kämpferisches Herz, das in München zu schlagen angefangen hatte, schlägt dort auch noch heute. Besonders laut kann man es in den nächsten Monaten in der Monacensia hören.
„Erika Mann. Kabarettistin – Kriegsreporterin – politische Rednerin“. Eine Ausstellung der Monacensia>
Zum 50. Todestag von Erika Mann (1905-1969) widmet die Monacensia im Hildebrandhaus vom 11. Oktober 2019 bis zum 30. Juni 2020 erstmalig eine umfassende Einzelausstellung. Aus dem Leben von Erika Mann, der ältesten Tochter von Katia und Thomas Mann, werden biografische Dokumente, Briefe, Manuskripte, Fotografien sowie Filmaufnahmen und Originaltöne ausgestellt, die Erika Mann aus einer spannenden Perspektive zeigen – eine bis an ihr Lebensende kämpferische Frau. Das Literaturportal Bayern hat sich die Ausstellung angesehen und wurde Zeuge einer Lebensgeschichte, die dem Betrachter den Mut und die Stärke Erika Manns mit auf den Weg gibt.
Mit einem Bloggerwalk unter dem Hashtag #ErikaMann öffnete die Monacensia bereits am 10. Oktober 2019 ihre Türen zur Ausstellung „Erika Mann. Kabarettistin – Kriegsreporterin – politische Rednerin“. Große Porträts zeigen im Hildebrandhaus unterschiedliche Facetten von Erika Manns Lebensgeschichte. Sie steht hier, heute und in den kommenden Monaten im Mittelpunkt und das nicht als Tochter oder Nichte anderer Manns. Am Tag der Eröffnung wurden Blogeinträge, Posts und Tweets ins Netz gestellt und in Echtzeit auf große Bildschirme übertragen – Erika Mann schaffte es über das Internet auf unzählbare Bildschirme. Auch zwei Poetinnen nahmen an jenem Abend, vor Ort und per Livestream aus der Ferne, teil und in einem dichterischen Duett Bezug auf das Werk und die Lebensgeschichte Erika Manns. Es ist eine Geschichte, die im großen Zeitgeschehen des 20. Jahrhunderts eingebettet ist und die von Politik, ihrer Familie, der Leidenschaft zur Schauspielerei und von journalistischem Engagement erzählt. Sie unterhält, inspiriert, macht Mut und strotzt geradezu vor Aktualität:
„Das kühne, herrliche Kind“, so ihr Vater, hat einen starken Kopf und schlechte Schulnoten, wie das in der Ausstellung befindliche Reifezeugnis zeigt. Mit ihrer „Herzogparkbande“ sorgt sie für allerlei Unruhe in München-Bogenhausen, nicht zuletzt wegen eines Ladendiebstahls. Selbst ein Aufenthalt in einem Landerziehungsheim ändert nichts daran – Erika Manns Eigensinnigkeit bleibt ihr zeitlebens erhalten. Im Revolutionswinter 1918/19 gründet Erika Mann den „Laienbund deutscher Mimiker“ und „erfand“ sich, in ihren Worten, das Theater als Beruf. Ihre Schauspielausbildung macht sie bei Max Reinhardt in Berlin. Sie trägt den „Bubi-Kopf“, den Kurzhaarschnitt der tänzerischen Generation der 1920-Jahre, der die „neue Frau“ verkörpert. Sie schreibt launige Feuilletons für die Zeitung, liebt Theaterskandale, durchquert ganz Europa mit dem Auto und genießt das Leben als Tochter aus berühmtem Hause. Das Reisen wird sie, gewollt oder ungewollt, ihr ganzes Leben lang begleiten.
Links: Erika Manns Reifezeugnis mit Abschrift. Foto aus der Ausstellung; rechts: Erika Mann als Rennfahrerin. Foto: Max Fez. Quelle: Münchner Stadtbibliothek/Monacensia (Ausstellung „Erika Mann. Kabarettistin – Kriegsreporterin – politische Rednerin“).
Früh öffnet ihr der heraufziehende Nationalsozialismus politisch die Augen. Am 13. Januar 1931 ist Erika Mann Rezitatorin auf einer pazifistischen Frauenversammlung. SA-Leute versuchen, die Veranstaltung lautstrak zu stören. In einer medialen Hasskampagne werden im Anschluss sie und alle weiteren Veranstalterinnen als „Irrenhausanwärterinnen“ und „pazifistische Friedenshyänen“ beleidigt. Fortan sieht Erika Mann ihre selbst gestellte Aufgabe in der politischen Aufklärung, wobei sie keine Konflikte fürchtet. Sie selbst schreibt, dass ihr Zugang zur Politik emotional ist:
Meine politischen Ansichten und Handlungen sind stets mehr von meinen persönlichen Erfahrungen und Impulsen bestimmt worden. Das einzige „Prinzip“, an das ich mich halte, ist mein hartnäckiger Glaube an einige grundlegende moralische Ideale – Wahrheit, Ehre, Anstand, Freiheit, Toleranz.
(aus: Erika Mann, Ausgerechnet Ich, 1943)
Mit ihrem Kabarett „Die Pfeffermühle“ feiert sie im Januar 1933 in München große Erfolge. Weit über die Stadt hinaus verbreitet sich der Ruhm des Ensembles, das im März desselben Jahres ins Exil gezwungen wird und erst im Oktober in Zürich wieder auftritt. Den kabarettistischen Kampf gegen Hitler führt Erika Mann nun in vielen deutschsprachigen Ländern. Trotz Saalschlachten, Auftrittsverboten und Überwachung durch die Behörden setzt sie ihn bis in Jahr 1936 fort.
Links: Plakat für die Aufführung der „Pfeffermühle“ im Münchner Hofbräuhaus; rechts: Erika Mann als Pierrot in der „Pfeffermühle“, 1934. Quelle: Münchner Stadtbibliothek/Monacensia (Ausstellung „Erika Mann. Kabarettistin – Kriegsreporterin – politische Rednerin“).
Bereits 1935 bekommt Erika Mann die deutsche Staatsbürgerschaft aberkannt. Die politische Weltlage zwingt sie schließlich dazu, in die USA zu emigrieren, die vorerst ihr neues Zuhause wird. Hier versucht sie sich zunächst am Theater. Doch mit ihrer „Peppermill“ hat sie in New York nur wenig Erfolg. Sie wird „Lecturer“, Vortragsreisende, hält Reden gegen den Nationalsozialismus und reist durch die USA, um mit ihren Vorträgen die Bevölkerung über die Erziehung der Jugend im Dritten Reich aufzuklären. 1937 steht sie im Madison Square Garden bei der „Peace & Democracy Rally“ vor 23.000 Menschen. Zusammen mit dem New Yorker Bürgermeister Fiorello LaGuardia (1882-1947) initiiert sie während dieser Veranstaltung eine Großdemonstration, die den Wirtschaftsboykott gegen Hitlers kriegsgefährliches Nazi-Deutschland fordert.
Sylvia Schütz, Co-Kuratorin der Ausstellung, auf einem Podest vor der Fotografie der „Boycott Nazi Germany“-Demonstration in New York (Ausstellung „Erika Mann. Kabarettistin – Kriegsreporterin – politische Rednerin“).
Ein Jahr nach Kriegsbeginn beginnt Erika Mann ihre Arbeit als Kriegsreporterin. 1940 ist sie, zur Zeit des „Blitzkriegs“, Journalistin in England und bleibt bis zu Kriegsende Kriegsberichterstatterin in Nordafrika, Europa und schließlich auch Deutschland. Als einzige Frau bekommt sie die Erlaubnis, in Mondorf-les-Bains die 52 Kriegsverbrecher des Zweiten Weltkriegs zu besuchen, und erlebt im dortigen ehemaligen Luxushotel ein in ihren Worten „gespenstisches Abenteuer“. Im Anschluss berichtet sie von den Nürnberger Prozessen und aus dem kriegszerstörten Deutschland. Doch mit dem Ende des Krieges kommt für sie sehr schnell das Aus als politische Journalistin. Sehr früh kritisiert sie die Konfrontation von Ost und West, den Kalten Krieg und gerät ins Feuer der westdeutschen Presse, die ihr und ihrem Bruder Klaus Sympathien für Stalin unterstellt.
Ihre Karriere als Publizistin in den USA findet bald ein jähes Ende. Nur noch das FBI sucht den regelmäßigen Kontakt zu ihr. Der Selbstmord ihres Bruders Klaus 1949 wiegt ebenfalls schwer. 1950 zieht sie enttäuscht ihren Antrag auf die amerikanische Staatsbürgerschaft zurück. Erika Mann geht mit Vater und Mutter zurück in die Schweiz. Als Nachlassverwalterin und Herausgeberin der Werke ihres Vaters Thomas und ihres Bruders Klaus findet sie hier eine neue Aufgabe. Die Pflege ihres literarischen Erbes und Nachruhms macht sie zu ihrem Beruf. Dennoch bleibt sie journalistisch aktiv und greift mit Appellen gegen Atomwaffen, Vorschlägen zur Entspannung des Ost-West-Konflikts und Kritiken an der amerikanischen Vietnam- und Koreapolitik in das Weltgeschehen ein. In Zürich bleibt sie bis zu ihrem Lebensende 1969. Aber in all den Jahren des Reisens hat sie noch einen anderen Ort gefunden, zu dem sie gehört und an dem wir sie auch in der Ausstellung wiederfinden können:
Und wohin [...] gehörte ich? [...] zu allen, die in diesem Krieg für Freiheit und Anstand und gegen das Unsägliche stehen. [...] Denn wohin wir schließlich gehören, ist die neue, die hellere Welt, die wir wollen, um die wir kämpfen [...] Eine Welt, – eine einzige, mäßig große, die Raum hat für alle, doch nicht für alles. Und wofür nun einmal gewiß nicht? Das Wort ist flach, und wir vermieden es lieber. Es ist unvermeidlich. Was hinter ihm steht, hat die Erde in Rauch und Flammen gehüllt und muss verfemt sein, nach den Gesetzen der neuen Welt. Es heißt: Nationalismus!
(aus: Erika Mann, Gedanken im Teesalon, 1943)
Mit der Ausstellung „Erika Mann. Kabarettistin – Kriegsreporterin – politische Rednerin“ präsentiert die Monacensia im Hildebrandhaus auf beeindruckend fokussierte Weise eine Erika Mann, die ihr Leben nach ihrer Überzeugung lebte. Ihr kämpferisches Herz, das in München zu schlagen angefangen hatte, schlägt dort auch noch heute. Besonders laut kann man es in den nächsten Monaten in der Monacensia hören.