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23.10.2018, 15:13 Uhr
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Ausstellung des Stadtmuseums und Stadtarchivs München

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© Münchner Stadtmuseum

Schon 1972 verkündete der damalige Oberbürgermeister Hans-Jochen Vogel: „München ist … eine Einwanderungsstadt“. Das Münchner Stadtmuseum und das Stadtarchiv München erforschen seit 2015 die Geschichte der Migration nach München. Die Ergebnisse werden in einer gemeinsamen Ausstellung und im zugehörigen Begleitbuch vorgestellt. Die Ausstellung „Migration bewegt die Stadt. Perspektiven wechseln“ ist seit dem 21. September 2018 und bis zum 29. Dezember 2019 im Stadtmuseum zu sehen. Der Katalog erschien unlängst im Allitera Verlag.

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Das Projekt

Im Februar 2015 startete das Projekt „Migration bewegt die Stadt“: Das Stadtarchiv München und das Münchner Stadtmuseum erforschen und sammeln die Geschichte und Gegenwart der Migration in München. Ausgehend von der Feststellung, dass München Einwanderungsstadt ist, soll die Migrationsgeschichte der Stadt langfristig in beiden Institutionen verankert und sichtbar gemacht werden.

Wissenschaftlich begleitet wird das Projekt vom Institut für Kulturanthropolgie / Europäische Ethnologie der Georg-August-Universität Göttingen und dem Institut für Europäische Ethnologie / Volkskunde der Ludwig-Maximilians-Universtität München. Zusätzlich gibt es einen Fachbeirat, durch den die enge Kooperation mit und Partizipation von Akteur*innen der Migration angestrebt wird. Für den Fachbeirat des Projekts konnten eine Vielzahl von Menschen gewonnen werden, die selber Migrationserfahrung haben oder schon lange in migrationspolitischen Zusammenhängen tätig sind.

Die Arbeit an diesem Kooperationsprojekt fußt dabei auf drei Säulen:

Bestehendes: In den Beständen der beiden Gedächtnis­insti­tu­tio­nen finden sich bereits zahlreiche Objekte und Quellen zur Migrationsgeschichte der Stadt. Erste Ein- und Übersichten davon werden der Öffentlichkeit und Forschung zugänglich gemacht.

Neues: In den Beständen finden sich jedoch nur Fragmente der Münchner Migrationsgeschichte wieder, die häufig einseitig von einer Verwaltungssicht auf Migration geprägt ist. Die Sammlung von Objekten und Quellen migrantischer Vereine, Organisationen oder Institutionen soll diese Geschichte ergänzen und neue Perspektiven auf München als Einwan­derungsstadt ermöglichen.

Vermittlung: Mit neuen Formaten, Ausstellungen, Medien und Programmen, die kollaborativ entwickelt werden, soll ein Blick auf München erfolgen unter dem Motto: Stadt ist Migration!

Im Rahmen des Projekts fanden bereits mehrere Veranstaltungen wie die Reihe „Migration findet Stadt“, das Offene Museumslabor in der Galerie Köşk sowie die Aktionstage im Westend mit Film- und Diskussionsabenden, Stadtrundgängen und Poetry Slam statt. Daneben startete im Mai 2017 das Institutskolloquium „Stadt – Migration – Citizenship“ des Instituts für Volkskunde / Europäische Ethnologie an der LMU. Im Projektmodul „Erzählte Geschichte – Zeitzeugen im Gespräch“ gab es Filmausschnitte aus Interviews mit Zeitzeugen der Migration in München zu sehen.

Bislang ist es durch das Projekt damit nicht nur gelungen neue Blicke auf die Geschichte zu dokumentieren und tragende Kontakte zu Akteur*innen der Migration aufzubauen, sondern auch die Sammlungen der beiden Gedächtnisinstitutionen um eine Fülle an wichtigen Quellenbeständen und aussagekräftigen Objekten zu erweitern.

 

Die Ausstellung

Den vorläufigen Höhepunkt des Projekts bildet die gleichnamige Ausstellung im Stadtmuseum, die seit September zu sehen ist – aber nicht als separate Sonderausstellung. Die Ergebnisse und Einsichten des Projekts werden als integraler Bestandteil der Dauerausstellung „Typisch München!“ präsentiert:  In der Dauerausstellung knüpfen 15 neue Stationen an die vorhandenen Elemente an und zeigen auf, wie stark München von Migration geprägt ist.

Dabei wird die Chronologie der Dauerausstellung gebrochen und zugleich wird die bisherige Darstellung fragend kommentiert: Welche Perspektivenwechsel müssen vorgenommen werden, um die Geschichte einer Einwanderungsgesellschaft zu erzählen? Welche Objekte erzählen uns davon? Und wie wird Migrationsgeschichte zu einer gemeinsamen Erzählung der Stadtgesellschaft? An einigen partizipativen Modulen sind die Besucher*innen dazu aufgerufen, selbst am Aufbau einer Sammlung zur Migrationsgeschichte Münchens mitzuwirken und sich an den Debatten um ein neues Selbstverständnis der Stadt zu beteiligen.

 

 

Ausstellungsplakat © Münchner Stadtmuseum

 

Nicht zuletzt beleuchtet die Sonderausstellung auch die Perspektiven neuer Zuwanderergruppen auf die Stadt. Wie unterschiedlich gestalten sich die Ankunft und der Aufbau einer Existenz für die neuen Münchner*innen? Welche Orte sind ihnen wichtig und welche Erwartungen oder Forderungen haben sie an die Stadt?

Diese Perspektive der Akteur*innen der Migration wird auch im Vermittlungsprogramm eine herausragende Rolle einnehmen. In Tandem-Rundgängen führen Münchnerinnen und Münchner mit Migrationshintergrund gemeinsam mit den Kurator*innen durch die Ausstellung und lassen ihre persönlichen Erfahrungen und Sichtweisen einfließen. Ab 2019 werden die gleichen Akteur*innen auch in ihrer jeweiligen Muttersprache durch die Ausstellung führen, wodurch das Vermittlungsprogramm erstmals in sieben Sprachen angeboten wird. Die Rundgänge werden dann auf Arabisch, Bosnisch, Deutsch, Griechisch, Italienisch, Kroatisch und Türkisch stattfinden.

 

Der Katalog

Die Ausstellung wird von einer 252-seitigen Publikation mit mehr als 200 Abbildungen begleitet, die als erster Band der von Ursula Eymold und Andreas Heusler herausgegebenen Publikationsreihe „Münchner Beiträge zur Migrationsforschung“ im Allitera Verlag erscheint. Neben einer ausführlichen Dokumentation der Sonderausstellung bietet die Begleitpublikation weitere Einblicke in Arbeitsweise und Ergebnisse des vierjährigen Projekts „Migration bewegt die Stadt“. Beiträge des wissenschaftlichen Beirats und des Fachbeirats, die das Projekt kontinuierlich begleiteten, verdeutlichen die Verankerung in Forschung und Zivilgesellschaft.

Autor*innen der Artikel sind: Ursula Eymold, Isabella Fehle, Simon Goeke, Andreas Heusler, Hannah Maischein, Vivienne Marquart, Johannes Moser, Karolina Novinscak-Kölker, Grazia Prontera und Philip Zölls.

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