Viertes Deutsch-Ukrainisches Schriftstellertreffen in der Ukraine
Das Literaturprojekt Eine Brücke aus Papier entstand, um dem vom Krieg erschütterten Land der Ukraine mit Mitteln der Kultur zu begegnen und nicht länger von außen nur zuzusehen. Die Initiative will die ukrainische Kultur und Literatur, deren Protagonisten zumeist den Maidan miterlebt und ihn mit Bildern, Texten, Songs und Performances weiterverbreitet haben, in ihrem Land zu einem kontinuierlichen Gedanken- und Erfahrungsaustausch treffen. Die erste Veranstaltung der Brücke aus Papier fand 2015 im westukrainischen Lemberg/Lwiw statt, das zweite Treffen 2016 in Dnipro, das dritte 2017 in Charkiw. Von 31. August bis 3. September 2018 findet das vierte deutsch-ukrainische Schriftstellertreffen in Mariupol am Asowschen Meer, in der südöstlichen Ukraine statt.
Ukrainische und deutsche Autorinnen und Autoren kommen zu diesem Treffen – ein beschwerlicher Weg, denn der Flughafen Mariupol ist seit 2014, als die begehrte Hafenstadt von prorussischen Separatisten angegriffen wurde, stillgelegt. Man reist mit dem Nachtzug aus Kiew, Lwiw oder Dnipro an. Nur zwanzig Kilometer vor der Stadt verläuft heute die Frontlinie, und die Grenze zu Russland ist nah. Doch Mariupol gehört zur unabhängigen Ukraine und zeigt es auch. Zwar muss die Stadt mit ihrer Isoliertheit durch die Nähe zum Kriegsgebiet zurechtkommen, stellt sich aber mit dem Selbstbewusstsein einer unabhängigen europäischen Stadt auf.
Unser internationales Literaturprojekt erfährt hier große Sympathie. Die kulturell aktive Stadtspitze, die hoch motivierte Zentrale Stadtbibliothek Korolenko, die gerade ein Literaturmuseum einrichtet, das sprachorientierte Stadtlyzeum und die geisteswissenschaftlich bedeutenden Universitätsfakultäten unterstützen „Eine Brücke aus Papier“ als Partner.
Zum Auftakt der „Brücke aus Papier“ in Mariupol zeigen wir im Kino „Peremoga“ den deutschen Spielfilm Leanders letzte Reise mit Jürgen Prochnow in der Titelrolle. Der Film führt in die Ukraine des Maidan und des Kriegsbeginns im Osten des Landes. Nick Baker-Monteys, der Regisseur, stellt sich danach den Fragen des Publikums. Im jungen Kulturzentrum Platforma TJU wird das Schriftstellertreffen dann seinen Mittelpunkt für Lesungen, Gespräche und Vorträge finden. Von hier aus wird es aber auch zu Exkursionen in seine urbane Umgebung ausschweifen. In den historischen Stadtpark etwa, wo auf dem Buch- und Pressefest der Stadt Mariupol Ulrike Almut Sandig und Grigory Sementschuk als deutsch-ukrainische Poetry-Band „Landschaft“ auf der Freilichtbühne auftreten. Zur Langen Lesenacht laden wir in den Kulturpalast „Jugend“ ein. Und einen Vormittag lang lassen sich die Teilnehmenden am Schriftstellertreffen durch eines der beiden großen Stahlwerke „Iljitsch“ und „Asowstal“ führen, die sich heute in Oligarchenhand befinden. Fast fünfzigtausend Menschen der Halbmillionenstadt arbeiten hier.
Sergej Pachomenko und Olga Demidko, beide Historiker der Universität Mariupol, machen uns über Vortrag und Führung mit der Geschichte und heutigen Identität ihrer Stadt vertraut, die Tausende von Binnenflüchtlingen aus dem Kriegsgebiet im Osten der Ukraine aufgenommen hat. Karl Schlögel, deutscher Osteuropaexperte und vielfach ausgezeichneter Buchautor, wird seine Archäologie des Kommunismus, einer untergangenen Welt also, vorstellen. Der junge, aus Ostdeutschland gebürtige Journalist und Autor Felix Stephan, Literaturredakteur der Süddeutschen Zeitung, wird vom Wiederauffinden seiner jüdisch-ukrainischen Familienverbindung berichten, über das er das literarische Memoir Slawa und seine Frauen veröffentlichte. Per Videoschaltung nimmt Natascha Wodin an dem Treffen teil. Die deutsche Schriftstellerin hatte 2017 großen Erfolg mit dem Roman Sie kam aus Mariupol über ihre zur Zwangsarbeit nach Deutschland deportierte Mutter. Wodins ukrainische Übersetzerin Chrystyna Nazarkewytsch wird das Gespräch führen. Wie immer aber entsteht die „Brücke aus Papier“ in herausragender Weise durch Lesung und Gespräch der anreisenden Schriftstellerinnen und Schriftsteller aus der Ukraine und aus Deutschland.
Teilnehmende Schriftstellerinnen und Schriftsteller aus der Ukraine:
Sofia Andruchowytsch, *1982 in Iwano-Frankiwsk, lebt in Kiew.
Olexandr Irwanez, *1961 in Lwiw, lebt in Irpin, bei Kiew.
Wladimir Rafejenko, *1969 in Donezk, lebt in Kiew.
Grigory Sementschuk, *1991 in Lwiw, lebt dort.
Witalij Tschenskyj, *1975 in Mariupol, lebt in Kiew.
Serhij Zhadan, *1974 in Starobilsk, lebt in Charkiw.
Teilnehmende Schriftstellerinnen und Schriftsteller aus dem deutschsprachigen Raum:
Daniela Danz, *1976 in Eisenach, lebt in Kranichfeld.
Anja Kampmann, *1983 in Hamburg, lebt in Leipzig.
Alexander Milstein, *1963 in Charkiw, lebt in München.
Hans Pleschinski, *1956 in Celle, lebt in München.
Ulrike Almut Sandig, *1979 in Großenhain, lebt in Berlin.
Noemi Schneider, *1983 in München, lebt in Weiler/Allgäu.
Im Videogespräch
Natascha Wodin, *1945 in Fürth/Bayern, lebt in Berlin und Mecklenburg. Autorin des Romans Sie kam aus Mariupol, Reinbek bei Hamburg 2017.
Als Vortragende nehmen teil:
Nick Baker-Monteys, *1964, Drehbuchautor und Regisseur, lebt in Berlin. Sein Spielfilm Leanders letzte Reise, 105’, D 2017 mit Jürgen Prochnow in der Hauptrolle, eröffnet das Treffen.
Prof. Dr. Karl Schlögel, *1948 in Hawangen bei Memmingen, Professor em., Historiker und Publizist, zuletzt lehrte er Osteuropäische Geschichte an der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt/Oder, lebt in Berlin. Viele Publikationen zur Ukraine. Erhielt den Deutschen Historikerpreis 2016 und den Leipziger Buchpreis 2018 in der Kategorie Sachbuch für sein Werk Das sowjetische Jahrhundert.
Felix Stephan, *1983 in Berlin, lebt in München, Literaturredakteur im Feuilleton der Süddeutschen Zeitung und Autor des Buchs Slawa und seine Frauen. Das zweifelhafte Leben meines Großvaters, München 2017, das eine ostdeutsche Familie mit ihrer jüdisch-ukrainischen Herkunft konfrontiert.
Sergej Pachomenko, *1973 in Mariupol, Historiker, außerordentlicher Professor für Internationale Beziehungen und Außenpolitik an der Staatlichen Universität Mariupol. U.a. Mitarbeiter an dem vom Ministerium für Bildung und Wissenschaft der Ukraine geförderten Forschungsprojekt Die Südostregion der Ukraine unter den Bedingungen der gesellschaftspolitischen Krise.
Das ausführliche Programm finden Sie hier.
Viertes Deutsch-Ukrainisches Schriftstellertreffen in der Ukraine>
Das Literaturprojekt Eine Brücke aus Papier entstand, um dem vom Krieg erschütterten Land der Ukraine mit Mitteln der Kultur zu begegnen und nicht länger von außen nur zuzusehen. Die Initiative will die ukrainische Kultur und Literatur, deren Protagonisten zumeist den Maidan miterlebt und ihn mit Bildern, Texten, Songs und Performances weiterverbreitet haben, in ihrem Land zu einem kontinuierlichen Gedanken- und Erfahrungsaustausch treffen. Die erste Veranstaltung der Brücke aus Papier fand 2015 im westukrainischen Lemberg/Lwiw statt, das zweite Treffen 2016 in Dnipro, das dritte 2017 in Charkiw. Von 31. August bis 3. September 2018 findet das vierte deutsch-ukrainische Schriftstellertreffen in Mariupol am Asowschen Meer, in der südöstlichen Ukraine statt.
Ukrainische und deutsche Autorinnen und Autoren kommen zu diesem Treffen – ein beschwerlicher Weg, denn der Flughafen Mariupol ist seit 2014, als die begehrte Hafenstadt von prorussischen Separatisten angegriffen wurde, stillgelegt. Man reist mit dem Nachtzug aus Kiew, Lwiw oder Dnipro an. Nur zwanzig Kilometer vor der Stadt verläuft heute die Frontlinie, und die Grenze zu Russland ist nah. Doch Mariupol gehört zur unabhängigen Ukraine und zeigt es auch. Zwar muss die Stadt mit ihrer Isoliertheit durch die Nähe zum Kriegsgebiet zurechtkommen, stellt sich aber mit dem Selbstbewusstsein einer unabhängigen europäischen Stadt auf.
Unser internationales Literaturprojekt erfährt hier große Sympathie. Die kulturell aktive Stadtspitze, die hoch motivierte Zentrale Stadtbibliothek Korolenko, die gerade ein Literaturmuseum einrichtet, das sprachorientierte Stadtlyzeum und die geisteswissenschaftlich bedeutenden Universitätsfakultäten unterstützen „Eine Brücke aus Papier“ als Partner.
Zum Auftakt der „Brücke aus Papier“ in Mariupol zeigen wir im Kino „Peremoga“ den deutschen Spielfilm Leanders letzte Reise mit Jürgen Prochnow in der Titelrolle. Der Film führt in die Ukraine des Maidan und des Kriegsbeginns im Osten des Landes. Nick Baker-Monteys, der Regisseur, stellt sich danach den Fragen des Publikums. Im jungen Kulturzentrum Platforma TJU wird das Schriftstellertreffen dann seinen Mittelpunkt für Lesungen, Gespräche und Vorträge finden. Von hier aus wird es aber auch zu Exkursionen in seine urbane Umgebung ausschweifen. In den historischen Stadtpark etwa, wo auf dem Buch- und Pressefest der Stadt Mariupol Ulrike Almut Sandig und Grigory Sementschuk als deutsch-ukrainische Poetry-Band „Landschaft“ auf der Freilichtbühne auftreten. Zur Langen Lesenacht laden wir in den Kulturpalast „Jugend“ ein. Und einen Vormittag lang lassen sich die Teilnehmenden am Schriftstellertreffen durch eines der beiden großen Stahlwerke „Iljitsch“ und „Asowstal“ führen, die sich heute in Oligarchenhand befinden. Fast fünfzigtausend Menschen der Halbmillionenstadt arbeiten hier.
Sergej Pachomenko und Olga Demidko, beide Historiker der Universität Mariupol, machen uns über Vortrag und Führung mit der Geschichte und heutigen Identität ihrer Stadt vertraut, die Tausende von Binnenflüchtlingen aus dem Kriegsgebiet im Osten der Ukraine aufgenommen hat. Karl Schlögel, deutscher Osteuropaexperte und vielfach ausgezeichneter Buchautor, wird seine Archäologie des Kommunismus, einer untergangenen Welt also, vorstellen. Der junge, aus Ostdeutschland gebürtige Journalist und Autor Felix Stephan, Literaturredakteur der Süddeutschen Zeitung, wird vom Wiederauffinden seiner jüdisch-ukrainischen Familienverbindung berichten, über das er das literarische Memoir Slawa und seine Frauen veröffentlichte. Per Videoschaltung nimmt Natascha Wodin an dem Treffen teil. Die deutsche Schriftstellerin hatte 2017 großen Erfolg mit dem Roman Sie kam aus Mariupol über ihre zur Zwangsarbeit nach Deutschland deportierte Mutter. Wodins ukrainische Übersetzerin Chrystyna Nazarkewytsch wird das Gespräch führen. Wie immer aber entsteht die „Brücke aus Papier“ in herausragender Weise durch Lesung und Gespräch der anreisenden Schriftstellerinnen und Schriftsteller aus der Ukraine und aus Deutschland.
Teilnehmende Schriftstellerinnen und Schriftsteller aus der Ukraine:
Sofia Andruchowytsch, *1982 in Iwano-Frankiwsk, lebt in Kiew.
Olexandr Irwanez, *1961 in Lwiw, lebt in Irpin, bei Kiew.
Wladimir Rafejenko, *1969 in Donezk, lebt in Kiew.
Grigory Sementschuk, *1991 in Lwiw, lebt dort.
Witalij Tschenskyj, *1975 in Mariupol, lebt in Kiew.
Serhij Zhadan, *1974 in Starobilsk, lebt in Charkiw.
Teilnehmende Schriftstellerinnen und Schriftsteller aus dem deutschsprachigen Raum:
Daniela Danz, *1976 in Eisenach, lebt in Kranichfeld.
Anja Kampmann, *1983 in Hamburg, lebt in Leipzig.
Alexander Milstein, *1963 in Charkiw, lebt in München.
Hans Pleschinski, *1956 in Celle, lebt in München.
Ulrike Almut Sandig, *1979 in Großenhain, lebt in Berlin.
Noemi Schneider, *1983 in München, lebt in Weiler/Allgäu.
Im Videogespräch
Natascha Wodin, *1945 in Fürth/Bayern, lebt in Berlin und Mecklenburg. Autorin des Romans Sie kam aus Mariupol, Reinbek bei Hamburg 2017.
Als Vortragende nehmen teil:
Nick Baker-Monteys, *1964, Drehbuchautor und Regisseur, lebt in Berlin. Sein Spielfilm Leanders letzte Reise, 105’, D 2017 mit Jürgen Prochnow in der Hauptrolle, eröffnet das Treffen.
Prof. Dr. Karl Schlögel, *1948 in Hawangen bei Memmingen, Professor em., Historiker und Publizist, zuletzt lehrte er Osteuropäische Geschichte an der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt/Oder, lebt in Berlin. Viele Publikationen zur Ukraine. Erhielt den Deutschen Historikerpreis 2016 und den Leipziger Buchpreis 2018 in der Kategorie Sachbuch für sein Werk Das sowjetische Jahrhundert.
Felix Stephan, *1983 in Berlin, lebt in München, Literaturredakteur im Feuilleton der Süddeutschen Zeitung und Autor des Buchs Slawa und seine Frauen. Das zweifelhafte Leben meines Großvaters, München 2017, das eine ostdeutsche Familie mit ihrer jüdisch-ukrainischen Herkunft konfrontiert.
Sergej Pachomenko, *1973 in Mariupol, Historiker, außerordentlicher Professor für Internationale Beziehungen und Außenpolitik an der Staatlichen Universität Mariupol. U.a. Mitarbeiter an dem vom Ministerium für Bildung und Wissenschaft der Ukraine geförderten Forschungsprojekt Die Südostregion der Ukraine unter den Bedingungen der gesellschaftspolitischen Krise.
Das ausführliche Programm finden Sie hier.