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17.01.2013, 16:04 Uhr
Patricia Preuß
Spektakula

Ein deutsch-tschechisches Autorentreffen in Lidice 2012

Das Prager Literaturhaus und das Literaturhaus Oberpfalz luden im Sommer 2012 anlässlich des 70. Jahrestages des Massakers von Lidice zu einem deutsch-tschechischen Autorentreffen an diesen Ort ein, an dem sich heute eine Gedächtnisstätte befindet.

Im Juni 1942 wurde als Vergeltungsmaßnahme auf das Attentat auf SS-Obergruppenführer Reinhard Heydrich, nach der Besetzung der Tschechoslowakei 1938 von den Nationalsozialisten eingesetzter stellvertretender Reichsprotektor in Böhmen und Mähren, das Dorf Lidice nordwestlich von Prag dem Erdboden gleich gemacht, nachdem alle Männer des Dorfes erschossen wurden. Die Frauen und Kinder wurden in das Konzentrationslager Ravensbrück deportiert, viele von ihnen wurden dort ermordet.

Um diese barbarische Ereignis nicht in Vergessenheit geraten zu lassen, wurden an dieser Stelle nie wieder Gebäude errichtet – eine paradoxe Situation: eine Leerstelle in der Landschaft als Mahnmal und Gedenkstätte. Zu dem Auftrag der Gedenkstätte gehört es auch, des Namens der Gemeinde Lidice als weltweites Symbol für Opfer von Kriegsverbrechen zu gedenken.

Die heutige Ortschaft Lidice liegt 300 m entfernt und wurde von den wenigen Überlebenden, die zurückkehrten, errichtet. Auf dem Gelände des ehemaligen Dorfes befindet sich eine Gedenkstätte mit Ausstellung und Tagungsräumen.

Dort trafen sich am 13./14. Juli 2012 jeweils vier tschechische und deutsche Autoren, um den Gedächtnis-Ort kennenzulernen und aus der Perspektive der Zeitzeugin Marie Šupiková über das grausame Ereignis und seine Folgen für diesen Ort und seine Bewohner zu erfahren. Aus Bayern nahmen Norbert Niemann, Bernhard Setzwein und Thomas Muggenthaler teil, aus Hessen kam Pete Smith in die Runde, die tschechischen Teilnehmer waren Radek Fridrich, Ludĕk Navara, Marek Šindelka und Kateřina Tučková. Das Treffen wurde unterstützt vom Bayerischen Staatsministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst und dem Deutsch-tschechischen Zukunftsfonds. Kooperationspartner waren der Hessische Literaturrat und die Gedenkstätte Lidice.

Die Autoren waren gebeten, im Anschluss und unter dem Eindruck dieser Begegnung Beiträge zu verfassen, die in den kommenden Tagen im AutorInnen-Blog des Literaturportals in beiden Sprachen zu lesen sein werden.

Vlast oder domov? Deutsch-tschechisches Autoren- und Übersetzertreffen 2011