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08.03.2018, 11:52 Uhr
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Sophie La Roche

POMONA-Salon: Ein literarischer Streifzug von Hans Magnus Enzensberger bis Karl Valentin

Die POMONA-Salonieren Christa Berge, Wiltrud Fleischmann, Helga Ilgenfritz und Karin Klinger widmeten die POMONA-Auftaktveranstaltung 2018 – im erneut vollbesetzten Sophie La Roche-Zimmer des Stadtmuseums Kaufbeuren – dem Thema Wasser, auch und gerade vor dem ortshistorischen Hintergrund von „Escone, der Ort wo es viel Wasser gibt“. Kaufbeuren mit seiner Umgebung gilt nämlich als dieser Ort.

Der sagenumwobene, wasserreiche Ort Escone wurde durch die Studien des Geistlichen und Geschichtsforschers Ignaz Meichelbeck (1743–1817) bekannt, der ihn auch anhand der alten römischen Straßenkarte Tabula Peutingeriana aus dem 4. Jahrhundert bei Kaufbeuren verortete. Eine ehemalige Befestigungsanlage des keltischen Volksstammes der Estionen kann durchaus mit der nachweislich vorhandenen keltischen Estionen-Siedlung auf dem Freyberg in Hirschzell in Verbindung gebracht werden.

Unter dem Titel Können wir Ihnen das Wasser reichen? ging es allerdings mehr um das Wasser als literarischer Gegenstand. Das Gedicht Unser Strom des Kaufbeurers Hans Magnus Enzensberger eröffnete den Reigen.

Im weiteren Verlauf wurde die Verbindung von Wasser und Religion anhand vieler literarischer Beispiele aus dem Alten Testament vermittelt; hier vor allem aus den Büchern Mose, Jesaja, 1. Könige, Jona und aus einigen Psalmen, die den Ausgangspunkt für diese biblische Lesart bildeten.

In Der letzte Schamane macht Juri Rytcheu den Leser auf grandiose Weise mit Mythos und Realität, Aufstieg und Fast-Untergang der tschuktschischen Kultur bekannt, an deren Anfang der Wal und in deren Zentrum der Respekt vor der Natur steht. Die Tschukotka gehören zu den indigenen Völkern des russischen Nordens.

Unter dem Titel Erinnerung an Gelesenes führte das Programm dann weiter zu Ernest Hemingways Der alte Mann und das Meer, zu Moby Dick von Herman Melville, das als eines der bedeutendsten Prosawerke des 19. Jahrhunderts gilt. Die Historie von der Schönen Lau im Blautopf von Blaubeuren beschreibt die Liebe zwischen Wassermann und Wasserfrau in Anlehnung an den gleichnamigen Text von Eduard Mörike.

Nach Erörterung des Kinderbuches Der kleine Wassermann des Reichenbergers Otfried Preußler wurden die vielfältigen literarischen Dimensionen und Erscheinungsformen von Flüssen betrachtet. Hier stand zuvorderst die Rhein-Dichtung mit Die Loreley von Heinrich Heine und der Abschied vom Rhein des Sophie La Roche-Enkels und führenden Heidelberger und deutschen Romantikers Clemens Brentano im Mittelpunkt. Daneben wurden auch die Donau (vor allem anhand von Johann Strauß-Liedtexten), der nordamerikanische Mississippi mit dem großen Mark Twain, der Nil mit dem Sonnengesang des Echnaton und der indische Ganges thematisiert, letzterer in seiner Funktion als heiliger Fluss, der einerseits Trinkwasser spendet und Arbeit gibt, aber andererseits auch als Kloake und Massengrab dient. Der israelisch-jordanische Grenzfluss Jordan fungiert wiederum oft als Allegorie für das Sterben und den Tod und wird mit der Redewendung Über den Jordan gehen sogar als allgemeines Synonym für das Kaputt- und Entzweigehen oder Entsorgen von Dingen verwendet. 

Der Jordan hat zwar zum Frieden zwischen Israel und Jordanien beigetragen, im Verhältnis zu Syrien bleibt er als Grenze jedoch umstritten. An einer Stelle des Jordans in der Gegend um Jericho ist nach neutestamentlicher Überlieferung die Stelle angesiedelt, an der Johannes der Täufer Jesus getauft haben soll.

Die nachfolgende gemeinsame Betrachtung von Balladen und Gedichten zum Thema Wasser führte von Der Taucher von Friedrich Schiller, jedoch in der reizvollen Allgäu-schwäbischen Bearbeitung von Alfred Weitnauer, bis zu Die Bürgschaft, ebenfalls eine Schiller-Ballade, die Freundestreue behandelt und viele interessante Stellen über die Eigenschaften von Regen, Wasserfluten und murmelnden Bächen aufweist. Nicht fehlen durfte da natürlich Johann Wolfgang von Goethe, der in seinem Zauberlehrling das Wasser in seinen dramatischen Auswirkungen zeigt.

Über die Behandlung weiterer wasserbezogener Gedichte wie beispielsweise Der alte Brunnen von Hans Carossa, das russische Wolgalied, das Gedicht Zwei von Gustav Falke und Der römische Brunnen von Conrad Ferdinand Meyer wurden auch Märchenerzähler vorgestellt, darunter die Gebrüder Grimm mit dem Märchen Brüderchen und Schwesterchen, in dem zwei Kinder auf der Flucht vor ihrer Stiefmutter Bächlein im Wald suchen. Als die Stiefmutter die Flucht bemerkt, belegt sie alle Brunnen und Quellen mit einem Verwandlungszauber. Im Märchen Das Wasser des Lebens, ebenfalls von den Gebrüdern Grimm, gehen die besorgten Söhne eines kranken Königs auf die Suche nach dem Wasser des Lebens, das ihn heilen soll.

Unter dem Titel Untergang der Titanic hat der Kaufbeurer Hans Magnus Enzensberger eine Komödie mit 33 Gesängen vorgelegt, die durch 16 lyrische Zwischentexte unterbrochen werden. Die Bezeichnung als Komödie irritiert, da der Leser den Titel zunächst nur mit der historischen Schiffskatastrophe im Eismeer assoziiert, bei dem viele Menschen ihr Leben lassen mussten. Der Untergang der Titanic im Jahre 1912 steht hier aber als Chiffre für den Untergang schlechthin, den Enzensberger mit seinem verflogenen, also quasi untergegangenen Traum eines real existierenden sozialistischen Kuba literarisch verknüpft hat.

Zu guter Letzt war es Der Springbrunnen von Karl Valentin, mit dem die Salonieren ihr inhaltsvolles Nachmittagsprogramm zum literarischen Thema Wasser abschlossen. Im Rahmen des nächsten POMONA-Salons soll es dann ausführlicher um Karl Valentin gehen.

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