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22.12.2015, 16:05 Uhr
Freundeskreis Sophie La Roche
Spektakula
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Sophie La Roche

Doppeljubiläum bei Sophie La Roche

Im Rahmen des Festaktes der Jubiläen „10 Jahre Namensgebung Sophie La Roche-Realschule Kaufbeuren“ und „10 Jahre Freundeskreis Sophie La Roche e.V.“ war die Turnhalle der Realschule am 3. Dezember 2015 mit beinahe 700 Personen vollbesetzt. Realschuldirektorin Cornelia Klocke-Lipinski, Leiterin der Sophie La Roche-Realschule Kaufbeuren, und Stadträtin Helga Ilgenfritz, Vorsitzende des Freundeskreises Sophie La Roche e. V., begrüßten die anwesenden Schüler und Gäste. Ein besonderer Gruß galt dabei dem Oberbürgermeister der kreisfreien Stadt Kaufbeuren Stefan Bosse und dem dritten Bürgermeister Ernst Holy.

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Oberbürgermeister Stefan Bosse berichtete, dass er früher selbst Schüler der Realschule Kaufbeuren war. Auch betonte er in seinem Grußwort, dass das Interesse an Sophie La Roche, die in Kaufbeuren Lesen und Schreiben lernte, in ihrer Geburtsstadt in den letzten zehn Jahren kontinuierlich gewachsen sei.

Gerhard Schlichtherle, Schirmherr des Doppeljubiläums und Vorsitzender der IHK-Regionalversammlung Kaufbeuren-Ostallgäu sowie Lions-Quest-Beauftragter des Lions-Club Kaufbeuren, verglich das Motto der Sophie La Roche-Realschule – Stark fürs Leben, Kompetent im Lernen, Respektvoll im Umgang miteinander – mit deren Leitgedanken aus der Geschichte des Fräuleins von Sternheim, die lauten: „Kenntnisse des Geistes, Güte des Herzens – die Erfahrung hat mir bis an den Rand meins Grabes bewiesen, dass ihr allein unsere wahre irdische Glückseligkeit ausmachet!“

Helga Ilgenfritz, Cornelia Klocke-Lipinski, Stefan Bosse, Gerhard Schlichterle (alle Bilder (c) Sophie La Roche-Realschule Kaufbeuren, Ingrid Zasche, Freundeskreis Sophie La Roche e. V.)

Martin Sulzenbacher, Ministerialbeauftragter der bayerischen Realschulen im Regierungsbezirk Schwaben, zeigte sich dann sichtlich beeindruckt über den Fortgang der Aktivitäten an der Sophie La Roche-Realschule, die er zum Zeitpunkt ihrer Namensgebung vor 10 Jahren, am 3. Dezember 2005, noch selbst geleitet hat. Er erfreute die Anwesenden, insbesondere die Schüler- und Lehrerschaft, mit der Vergabe einer kultusministeriellen Auszeichnung, die auch mit einem Geldpreis verbunden ist. Grundlage bildet die Tatsache, dass die Sophie La Roche-Realschule im Vergleich zu anderen Einrichtungen ein außergewöhnlich breit gefächertes Spektrum an Wahlfächern und freiwilligen Gruppen aufweist, das über den regulären Unterricht hinausgeht. Dieses Merkmal wurde mit der Auszeichnung für „außerunterrichtliche Aktivitäten“ versehen und führte zum 1. Platz im Regierungsbezirk Schwaben.

Mit Dr. Egon Freitag hielt anschließend der langjährige Wieland-Experte der Klassik Stiftung Weimar den Festvortrag Nach der Erde und ihren Kindern umsehen – Sophie La Roche, die erste bedeutende Reiseschriftstellerin. In der Art einer kurzweiligen Tour d`Horizon spannte der Referent den literaturhistorischen Spannungsbogen von den Entwicklungs-, Erziehungs- und Bildungsidealen im Zeitalter der Aufklärung über Sophie La Roches frühe Kindheit bis hin zum Höhepunkt ihres literarischen Schaffens.

Martin Sulzenbacher (Mitte), Dr. Egon Freitag (rechts)

Immer wieder sind es die Aspekte der Bildung und Erziehung, die von Anfang an für Sophie La Roche werkprägend waren und blieben und eine Wirkungsgeschichte bis in die Gegenwart markieren – auch und gerade im Rahmen eines Kontextes, der sich über die zeitgemäße Fortsetzung und Anpassung seiner Entwicklungsabschnitte definieren lässt. Die herkömmlichen Erziehungs- und Bildungsideale und das davon ausgehende spätere weibliche Rollenbild, das der heranwachsenden Sophie von ihrer pietistischen Familie zugedacht war, konnte und durfte allerdings weder von dem mit ihr verwandten Jakob Brucker, dem großen Philosophie-Historiker, der 1730 auch Sophies Taufpfarrer in Kaufbeuren war, noch von ihrem ersten Verlobten, dem Bologneser Giovanni Ludovico Bianconi, der für Sophie eine wissenschaftliche Laufbahn nach dem Vorbild der Laura Bassi anstrebte, überwunden werden. Laura Bassi war es, der als erster Frau in Europa eine Universitätsprofessur – 1733 in Bologna – übertragen wurde. Sophie La Roche ging dann ab dem Jahr 1771 als erste deutschsprachige Romanautorin in die internationale Literaturgeschichte ein.

Im weiteren Verlauf der Festveranstaltung gehörte die große Bühne der Sophie La Roche-Realschule den etwa 200 Schülerinnen und Schülern, die an den verschiedensten, zumeist musikalisch unterlegten Themen-Darstellungen – Bildung, Reisen, Sport, Gemeinschaft, Kuns, Musik – aktiv mitwirkten. Eine Schülerin begab sich dabei sogar szenisch kommentierend in die zeitgenössische Rolle der Sophie La Roche.

 

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