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16.02.2021, 15:20 Uhr
Patricia Blob
Rezensionen
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Bierkämpfe, Barockengel und andere Bavaresken: das neue Buch von Klaus Hübner

Klaus Hübner publizierte bisher zahlreiche Buchkritiken, Autorenporträts und andere Arbeiten in Zeitschriften, Zeitungen und Internetforen sowie mehr als 100 Lexikonartikel. Seit 2012 ist er Mitglied der Redaktion der Zeitschrift Literatur in Bayern. Derzeit arbeitet er an seinem auf vier Bänden angelegten Buchprojekt Kein Twitter, kein Facebook. Von Menschen, Büchern und Bildern, das eine vielfältige Sammlung seiner Texte beinhaltet. Der dritte Band mit dem Titel Bierkämpfe, Barockengel und andere Bavaresken ist im Oktober im p.machinery Verlag erschienen. Patricia Blob hat ihn mit großem Gewinn gelesen.  

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Bierkämpfe, Barockengel und andere Bavaresken – eine eigenwillige Überschrift, die neugierig macht. Der Publizist Klaus Hübner hat sich zum Ziel seines vierbändigen Buchprojekts gesetzt, interessierten Lesern eine besondere Auseinandersetzung und Begegnung mit Literatur, Kunst und den Menschen, die sich dahinter verbergen, zu ermöglichen. Der erste Band Hippies, Prinzen und andere Künstler versammelt Arbeiten, die sich mit deutschsprachiger Literatur seit den 1960er-Jahren auseinandersetzen. Der zweite, Kaiserschmarrn, Röschti und andere Schmankerl, beinhaltet Texte zur Gegenwartsliteratur aus Österreich und der Schweiz. Beide Bände erschienen ebenfalls im Jahr 2020.

Im unlängst veröffentlichten dritten Band nun findet sich ein Potpourri aus verschiedensten Texten, die Hübner in den letzten zwei Jahrzehnten publiziert hat. Die ersten Seiten sind gefüllt mit kritischen Rezensionen über Werke, die alle der bayerischen Literaturgeschichte angehören. Allerdings bleibt es nicht dabei, denn die Bücher, über Hübner schreibt, reichen weit über diesen Bezug hinaus. Mit einem Augenzwinkern schreibt er etwa anlässlich des 70. Geburtstags von Uwe Dick über dessen Sauwaldprosa als „intelligente[n] Sprachspott, brillant und bissig, manchmal ein wenig herablassend, niemals verletzend.“ Auch die Arbeiten von Bernhard Setzwein sind Gegenstand mehrerer Texte: Beispielsweise Setzweins Roman Ein seltsames Land hebe „Adalbert Stifters Geist kongenial in die Gegenwart“ und wird daher „wärmstens“ empfohlen.

Die Menschen, die hinter der Literatur stehen, lässt Hübner keinesfalls zu kurz kommen. Den bayerischen Sprachforscher Johann Andreas Schmeller aus der Holledau stellt er mit einer persönlichen Note vor, die durchaus Bewunderung für ihn durchscheinen lässt. Eine solch subjektiv-lebendige Färbung zeichnet eine Vielzahl der Betrachtungen aus und zeigt anschaulich, welche Herzensangelegenheit ihm die bayerische Literatur und Kunst sind. Für seinen Versuch über Hellmut Eckstein besucht er sogar die Witwe des Malers und nimmt die Leser mit in einen Keller voller Acrylbilder. Auch wenn Hübner angeblich ein „Laie“ ist, was Kunst angeht, versteht er es umso mehr, seine eigene Faszination spürbar zu machen.

Die abschließende Rubrik „Sprachglossen“ lässt einen oft schmunzeln, weil man sich an manchen Stellen selbst wiederfinden kann. Seinerseits sprachlich sehr geschickt schreibt Hübner über allerlei eigenartige Angewohnheiten bei der Verwendung des Deutschen, vom inflationären Gebrauch von „halt“ und „so“ bis zur fehlenden Unterscheidung der Verben „erinnern“ und „gedenken“. Und wer macht sich eigentlich sonst Gedanken, ob das Plusquamperfekt im Alltag richtig verwendet wird? Elegant führt er seinen Lesern auch vor Augen, wie vielfältig die Bedeutungen von „Aufschlag“ und dem zugehörigen Verb tatsächlich sind – exakt 20-mal finden sich die Ausdrücke in dem kurzen Text wieder. So vergnüglich sich die Sprachglossen lesen lassen, kann man nur festhalten: Halt gerne mehr davon!

Ist Klaus Hübner ein hoffnungsloser Idealist, was die Bedeutung von Literatur, Sprache und Kunst angeht? Diese Frage wirft er in seinem Vorwort selbst in den Raum. Mit seinem Buchprojekt leistet er auf jeden Fall einen schönen Beitrag zur Erhaltung dieser Bedeutung und stellt zugleich ein echtes Schmankerl zur Verfügung, das einen sowohl zum Lächeln bringt als auch zum Nachdenken anregt. Eine pauschale Antwort auf die Idealisten-Frage gibt es wohl nicht. Daher kann man nur Hübners Aufforderung weitergeben: „Urteilen Sie selbst, fangen Sie einfach an zu lesen ...“

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