Logen-Blog [489]: Kleine Bäder-Zeitung
Es gehört zu den rhetorischen Tricks des Erzählers, seine Fabel beständig mit biblischen Vokabeln zu würzen. Die Auferstehung scheint mir die wichtigste zu sein: im Josaphat-Tale des Lilienbades wohnen demgemäß nicht allein die irdische Natur und die Mäßigkeit, auch die himmlische Seligkeit und die Resurrektion: Denn sie sind selber auferstanden, wie es an einer berühmten Stelle im Drama eines anderen berühmten Dichters so schön heißt.
Der Gesundbrunnen des Lilienbades also wird vom Einbein über die Maßen gelobt. Was sind dagegen die anderen Bäder? Mögen dort selbst die Kranken als „Priester“ an den angenehmen Krankheitbrunnen stehen und mögen dort weibliche Engel stehen: richtig gesund machen diese Bäder doch nicht. Die Begründung ist witzig: Warum denn kommen die Besucher – die kalte Phalanx der großen Welt – immer wieder zu diesen anderen Brunnen zurück? Weil sie eben – nicht gesund machen wie der Brunnen von Lilienbad, der allein die Qualität des Teichs von Bethseda besitzt: so oft ein Engel dessen Wasser berührt, macht er jeden gesund, ja: heilt er von jeglicher Krankheit.
Jean Paul sollte erst ein halbes Jahrzehnt später ein authentisches Kurbad besuchen: als er 1797 innerhalb von wenigen Tagen nach Kaiserfranzensbad reist – doch galt es hier nicht der Gesundheit, sondern Emilie von Berlepsch, also der Liebe (in gewisser Weise also der Gesundheit). Vorderhand blieb ihm der satirische Blick auf Modebäder, die nicht heil, und auf ökonomisch erfolglose Phantasiebäder, die selig machen sollten.
Hätten wir nur hier in Lilienbad auch solche weibliche Engel wie in andern Bädern, die den Teich von Bethseda erschüttern und ihm eine medizinische Kraft mitteilen, die der des biblischen Teiches entgegengesetzt ist...
Logen-Blog [489]: Kleine Bäder-Zeitung>
Es gehört zu den rhetorischen Tricks des Erzählers, seine Fabel beständig mit biblischen Vokabeln zu würzen. Die Auferstehung scheint mir die wichtigste zu sein: im Josaphat-Tale des Lilienbades wohnen demgemäß nicht allein die irdische Natur und die Mäßigkeit, auch die himmlische Seligkeit und die Resurrektion: Denn sie sind selber auferstanden, wie es an einer berühmten Stelle im Drama eines anderen berühmten Dichters so schön heißt.
Der Gesundbrunnen des Lilienbades also wird vom Einbein über die Maßen gelobt. Was sind dagegen die anderen Bäder? Mögen dort selbst die Kranken als „Priester“ an den angenehmen Krankheitbrunnen stehen und mögen dort weibliche Engel stehen: richtig gesund machen diese Bäder doch nicht. Die Begründung ist witzig: Warum denn kommen die Besucher – die kalte Phalanx der großen Welt – immer wieder zu diesen anderen Brunnen zurück? Weil sie eben – nicht gesund machen wie der Brunnen von Lilienbad, der allein die Qualität des Teichs von Bethseda besitzt: so oft ein Engel dessen Wasser berührt, macht er jeden gesund, ja: heilt er von jeglicher Krankheit.
Jean Paul sollte erst ein halbes Jahrzehnt später ein authentisches Kurbad besuchen: als er 1797 innerhalb von wenigen Tagen nach Kaiserfranzensbad reist – doch galt es hier nicht der Gesundheit, sondern Emilie von Berlepsch, also der Liebe (in gewisser Weise also der Gesundheit). Vorderhand blieb ihm der satirische Blick auf Modebäder, die nicht heil, und auf ökonomisch erfolglose Phantasiebäder, die selig machen sollten.
Hätten wir nur hier in Lilienbad auch solche weibliche Engel wie in andern Bädern, die den Teich von Bethseda erschüttern und ihm eine medizinische Kraft mitteilen, die der des biblischen Teiches entgegengesetzt ist...